Wolfsburgerinnen wollen das Triple
Die Niedersächsinnen treffen im DFB-Pokalfinale in Köln auf den FC Bayern München.
KÖLN Es gab mal eine Zeit, da war für Frauenfußball nur Platz im Vorprogramm. Das klingt in etwa so wie die Frage: „Können Sie sich noch daran erinnern, dass man früher in Restaurants rauchen durfte?“Man hat sich längst auf allgemein akzeptierte Spielregeln geeinigt. Um den Frauenfußball zu emanzipieren, wird das Pokalfinale seit 2010 nicht mehr vor dem Endspiel der Männer im Berliner Olympiastadion ausgetragen, sondern in Köln. Der Verband wollte eine eigene Marke schaffen. Das Frauenspiel sollte nicht nur Anhängsel sein. Vom Selbstverständnis her kam aber auch kein Standort in der Provinz mit einem kleinen Stadion in Frage.
Heute um 15 Uhr trifft der VfL Wolfsburg im RheinEnergieStadion auf den FC Bayern München – die Arena wird bei Weitem nicht ausverkauft sein, je nach Wetterlage werden vielleicht 15.000 bis 20.000 Zuschauer als Zeugen vor Ort sein. Zu wenig? Es ist eine angemes- sene Kulisse in einem würdigen Rahmen – und es ist ein Tag, an dem der Frauenfußball sich hierzulande feiert. Es ist schon eine Weile her, da gab es ein rauschendes Fest. Ein glanzvolles Spektakel, gespickt mit großen Erwartungen für eine glorreiche Zukunft des Frauenfußballs. Die vollen Stadien, die Begeisterung im Land bei der WM 2011 – das alles hatte die Hoffnung genährt, es könnte nicht nur eine Liebe für einen Sommer sein. Selbst beim DFB ist wohl mittlerweile die Erkenntnis gereift, dass man daraus zumindest mittelfristig kein Produkt für die Massen machen kann.
Das Maß aller Dinge ist national der VfL Wolfsburg – die Damenabteilung des Werksklubs hat erst am vergangenen Wochenende zum vierten Mal die deutsche Meister- schaft gewonnen. Vize-Meister ist der FC Bayern München geworden, ein Endspiel also mit besonderem sportlichen Gewicht. Sollte der VfL gewinnen, wäre das der vierte Erfolg im nationalen Pokal-Wettbewerb in Serie. Und am Dienstag fliegt der Wolfsburger Tross zum ChampionsLeague-Finale gegen Titelverteidiger Olympique Lyon nach Kiew.
Im Lager der Niedersächsinnen will aber niemand die Kontrahentinnen aus München unterschätzen. „Die Bayern haben sich in der Rückrunde gefangen und treten selbstbewusst auf. Sie haben offensivstarke Spielerinnen. Aber wir wollen natürlich jetzt noch mehr holen, nachdem wir schon Meister geworden sind“, erzählt VfL-Trainer Stephan Lerch im „Kicker“, der in seiner ersten Saison als Chefcoach das Triple gewinnen kann. Das gelang den „Wölfinnen“zuletzt 2013 unter Lerchs Vorgänger Ralf Kellermann. Die Bayern haben berechtigtes Interesse, das zu verhindern: „Wir sind der Herausforderer“, sagt Trainer Thomas Wörle.