Rheinische Post Emmerich-Rees

MAXIMILIAN KLEBER „Mit Nowitzki vergleiche ich mich nicht“

- CLEMENS BOISSERÉE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Die Dallas Mavericks haben eine enttäusche­nde NBA-Saison hinter sich, mit einer Ausnahme: Maximilian Kleber. Der Deutsche spricht über seine erste Saison an der Seite von Dirk Nowitzki, seine Zukunft in der NBA und die deutschen WM-Chancen.

DÜSSELDORF Würzburg ist im deutschen Basketball eine Hochburg: Die Heimspiele des Bundesliga­Teams sind dauerhaft ausverkauf­t, und in Dirk Nowitzki (39) brachte die Stadt den wohl besten deutschen Basketball­er aller Zeiten hervor. Nun spielt seit dieser Saison in Maximilian Kleber (26) ein zweiter Franke in der NBA. Die beiden sind Team-Kollegen bei den Dallas Mavericks und teilen sich sogar die Position des Power Forward. Nach einer Saison mit nur 24 Siegen aus 82 Spielen, verpassten die Texaner jedoch die Play-offs. Für Kleber die Gelegenhei­t, nach Deutschlan­d zu fliegen, die Familie zu besuchen, in Bamberg zu trainieren – und vor seinem Rückflug nach Dallas mit unserer Redaktion zu sprechen. Dirk Nowitzki hatte den Traum, einmal gegen Michael Jordan zu spielen. War Ihr Traum, einmal mit Nowitzki zu spielen? KLEBER Ich hatte keinen festen Namen im Kopf, aber ich habe immer die NBA verfolgt und die Stars gesehen. Mein Ziel war es, die irgendwann mal kennenzule­rnen oder gegen die zu spielen. Und jetzt ist es natürlich etwas ganz Besonderes, mit Größen wie Dirk oder Lebron James auf dem Feld zu stehen. Wie schwierig ist es, als zweiter Deutscher in Dallas den Vergleiche­n mit Nowitzki gerecht zu werden? KLEBER Diese Vergleiche mit Dirk gab es immer schon, aber unsere sportliche Situation lässt sich gar nicht vergleiche­n. An Dirk hatten die Mavericks von Beginn an ganz andere Erwartunge­n, er galt als TopTalent und hatte deshalb eine andere Rolle im Team. Dann hat er eine einmalige Karriere hingelegt, ist einer der besten Basketball­er aller Zeiten geworden. Damit kann und will ich mich nicht vergleiche­n. Sie hatten eine starke erste NBA-Saison. Welchen Anteil hatte Nowitzki? KLEBER Klar hat er mir geholfen. Ich war mit dem Dirk schon einige Monate vor Saisonbegi­nn in Dallas unterwegs, das war cool. Wir haben zusammen trainiert und gequatscht. Er hat mir erklärt, was während der Saison so passiert und auf was man sich vorbereite­n sollte. Während der Saison habe ich immer wieder seinen Rat gesucht. Worum ging es da? KLEBER Um individuel­le Sachen, auch ohne Basketball-Bezug. Zum Beispiel um Dallas. Die Stadt ist sehr speziell, ständig im Wachstum und sehr weitläufig. Alles muss man mit dem Auto erledigen. Das ist schon eine Umstellung, vor allem, wenn man aus Bayern kommt. Ihr Trainer gilt nicht gerade als Förderer junger Spieler. Dennoch standen Sie in fast der Hälfte aller Spiele in der Start-Formation. KLEBER Ich hatte mich eigentlich darauf vorbereite­t, dass es länger dauert, bis ich überhaupt mal Spielzeit bekomme. Mein Vorteil war, dass wir als Team viel verloren haben und der Coach viel ausprobier­t hat. Dadurch habe ich meine Chance bekommen und mir immer mehr Minuten erspielt. Ich konnte zeigen, dass ich als wurfstarke­r Spieler mit viel Energie in der Defensive helfen kann. Aber die vielen Niederlage­n waren trotzdem echt bitter. Zumal Sie beim FC Bayern gespielt haben. Pleiten waren da eher selten. KLEBER Ja, es war echt eine sehr anstrengen­de und schwierige Saison. Als Team verliert man halt einfach ungern (lacht). Ich persönlich musste auch lernen, damit richtig umzugehen. Denn als Spieler ändert sich letztlich wenig: Wenn du auf dem Feld stehst, musst du alles geben, es geht schließlic­h auch um deinen nächsten Vertrag. Ihr Vertrag läuft aus, die Mavericks haben bis Mitte Juli eine Option, um ein weiteres Jahr zu verlängern. Schon irgendwas gehört? KLEBER Die Gespräche waren gut, ich bin sehr optimistis­ch. Aber zu 100 Prozent sicher kann man sich in der NBA nicht sein, es ist verrückt, wie schnell es dort manchmal gehen kann. Was muss passieren, damit die Mavericks eine bessere Saison spielen? KLEBER Das ist ganz schwer zu sagen. Ich weiß nicht, wen das Management überhaupt halten oder vielleicht wegschicke­n möchte und wie sie das Team künftig aufbauen wollen. Ich denke, es wäre wichtig, in der Draft (der Verteilung der besten Nachwuchs-Talente, Anm. d. Red.) früh wählen zu können. Verletzung­en haben Ihre Karriere geprägt und auch dafür gesorgt, dass Sie erst mit 25 Ihr NBA-Debüt gegeben haben. Was hat dafür gesorgt, dass Sie nun eine Saison mit 82 Spielen unverletzt überstande­n haben? KLEBER Ich habe in den letzten Jahren der Nationalma­nnschaft im Sommer immer absagen müssen, weil ich in der Reha war. Das war vor dieser Saison nicht ganz anders: Die Mavericks wollten, dass ich früh rüberkomme, um individuel­l zu arbeiten. An meiner Arbeitsein­stellung hat sich nichts geändert, aber ich kann in Dallas mit den Athletik-Trainern individuel­l noch mehr und anders trainieren. Das hat echt super funktionie­rt. Trotz des hohen Spielpensu­ms hatte ich keine Probleme. Daran will ich nächste Saison anknüpfen. Die neue Saison fängt erst im Herbst an. Was passiert bis dahin? KLEBER Ich fliege am Mittwoch wieder nach Dallas und bereite mich dort auf den Sommer mit der Nationalma­nnschaft vor. Dann fliege ich im Juni wieder nach Deutschlan­d und spiele die nächsten beiden WMQuali-Spiele – und danach schauen wir mal weiter. Es ist also unklar, ob Sie im September wieder für die Nationalma­nnschaft spielen? Dann geht die WMQualifik­ation in die heiße Phase. KLEBER Eigentlich sollte das kein Problem sein. Klar, muss man das mit dem Verein besprechen, aber die Mavericks sind da recht offen und unterstütz­en es, wenn ihre Spieler Nationalma­nnschaft spielen wollen. Insofern mache ich mir eigentlich wenig Sorgen. Jahrelang war Nowitzki der einzige Deutsche in den USA. Mittlerwei­le sind es fünf. Wird Deutschlan­d doch noch eine echte Basketball-Nation? KLEBER Ich wünsche mir natürlich, dass der Basketball weiter wächst. Wichtig ist die Jugendförd­erung, da wurden in den letzten Jahren bundesweit gute Voraussetz­ungen geschaffen. Die guten Ergebnisse der Jugend-Nationalma­nnschaften spiegeln das auch wider. Jetzt wäre es wichtig, dass wir die bestmöglic­he A-Nationalma­nnschaft zusammen bekommen und bei einem großen Turnier ein Zeichen setzen können. Wir sind tief besetzt und haben gute Jungs, mit denen wir uns vor niemandem verstecken müssen. Dennis Schröder von den Atlanta Hawks gilt als Anführer dieses Teams – aber auch als extravagan­t. Wie sehen Sie ihn? KLEBER Ich habe ja wegen der Verletzung­en länger nicht mehr mit ihm zusammenge­spielt, aber ich glaube, er ist ganz anders, als er öffentlich manchmal wahrgenomm­en wird. Ich spreche häufig mit Nationaltr­ainer Hendrik Rödl und weiß, dass teamintern alles total harmonisch ist und es passt. Man braucht so besondere Typen wie Dennis, um zu gewinnen. Schröder besitzt in Atlanta einen Vier-Jahres-Vertrag über 70 Millionen Dollar und hat sich damit jüngst in seinen Heimatvere­in in Braunschwe­ig eingekauft. Darf man in Würzburg in Zukunft auf ähnliche Unterstütz­ung von Maximilian Kleber hoffen? KLEBER Meine ganze Familie und Freunde leben hier, ich habe hier lange gespielt und viel gelernt. Natürlich habe ich viele positive Erinnerung­en an Würzburg und freue mich jedes Mal, wieder hier zu sein. Aber Dennis ist finanziell auf einem ganz anderen Level als ich (Jahresgeha­lt: 815.000 Dollar), deshalb habe ich mir über einen solchen Schritt noch überhaupt keine Gedanken gemacht.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Hat seine Chance in der NBA ergriffen: Maximilian Kleber blickt auf eine starke erste Saison in Dallas zurück.
FOTO: IMAGO Hat seine Chance in der NBA ergriffen: Maximilian Kleber blickt auf eine starke erste Saison in Dallas zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany