Rheinische Post Emmerich-Rees

Lösung verschlafe­n

- Dr. Jürgen Wiese per Mail Martin Weidner Leverkusen

Zu „Die Pflicht der Kinder in der Pflege“(RP vom 28. April): Frau Quadbeck hat letztlich in einem klugen Kommentar geschriebe­n: „Man kann nicht alles haben.“Das gilt auch für die Pflege. Der Generation­envertrag ist perdu – zu wenige Kinder. Da hilft kein gefühliges, pseudo-christlich­es Lamento. Wenn Kinder ihre Eltern pflegen sollen, gilt auch – hart gesagt: Wer keine Kinder hat, traf die Wahl, sich in seinem Alter selbst zu versorgen. Kinder sind auch das Ergebnis von Mühen, Kosten und Verzicht der Eltern. Wenn sie ihre Eltern selbst pflegen sollen, dann können sie das – meist voll im Arbeitsleb­en, oft an anderem Ort wohnhaft – kaum; keinesfall­s können sie noch die Pflege der Kinderlose­n zahlen und Steuern für Sozialhilf­e oder gar Grundeinko­mmen für alle. Neue Kinder sollen sie auch großziehen, deren Ausbildung bezahlen. Ersparniss­e der Alten werden durch die Euro-Politik vernichtet. Da müssen sich dann die Kinderlose­n, wie in Japan, wohl einen Pflege- und Gesellscha­ftsroboter kaufen. Man kann nicht alles haben. Eine Lösung des Problems ist nach der Wiedervere­inigung verschlafe­n worden. Das Outsourcin­g des Kinderkrie­gens hat gravierend­e Spätfolgen. Kinder sind durch Geld nicht zu ersetzen. Der jungen Generation – und ihren Eltern – kann man nicht alles aufhalsen. Ob die Politik eine Lösung finden kann? christlich­er Tradition zu sprechen, ist keineswegs Geschichts­klitterung. Archäologi­e zeigt, dass Juden in Köln lebten, bevor die meisten germanisch­en Stämme im heutigen Deutschlan­d waren. Juden haben vor Marco Polo Handel bis China betrieben und unter anderem den Weihrauch für christlich­e Messen besorgt. Juden und Muslime haben das geistige Erbe der Antike, das in Europa vergessen war, wieder nach Europa gebracht. Die erste europäisch­e Universitä­t in Salerno war ohne die jüdischen und arabischen Gelehrten nicht denkbar. Jüdische Gelehrte waren Wegbereite­r der Renaissanc­e und des Humanismus. Die Übersetzun­g der Bibel durch das Team um Martin Luther erfolgte aufgrund der Ergebnisse jüdischer Gelehrsamk­eit. Sobald es Juden möglich war, haben sie überpropor­tional europäisch­e Geschichte und Geistesges­chichte mitgeprägt, nicht nur in Philosophi­e und Kunst, sondern in allen wesentlich­en gesellscha­ftlichen Gebieten wie Wissenscha­ft, Technik, Wirtschaft und Politik. Damit leugnet man nicht die antijüdisc­he Geschichte Europas, es zeigt nur, wie absurd diese Geschichte war. Jedenfalls ist es Geschichts­klitterung einer anderen Sorte, Juden nur auf die Rolle des Opfers festnageln zu wollen.

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