Rheinische Post Emmerich-Rees

Klein und sauber für die Stadt

- VON FABIAN HOBERG

Vor allem in der Stadt können E-Autos ihre Vorteile ausspielen. Ein Start-up will mit einer neuen Marke den Markt der elektrisch­en Stadtflitz­er aufmischen. Für wen taugen die kleinen E-Autos?

Klein, wendig, ökologisch – mit diesen Merkmalen wollen elektrisch­e Stadtautos punkten. Ein Beispiel ist das Startup e.Go Mobile, das ein neues Auto auf den Markt bringt. Welche Chanchen haben solche City-Flitzer?

Da sie mit einer geringen Batterieka­pazität auskommen, können sie günstig angeboten werden, erläutert Stefan Bratzel, Professor für Automotive Management an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft. „Allerdings benötigen die Fahrzeuge zum Laden in der Stadt eine ausreichen­de Infrastruk­tur.“Der Preis spiele eine wichtige Rolle, da reine Stadtmobil­e als Zweit- oder Drittfahrz­euge gekauft werden. Den e.Go Life 20 gibt es ab 15.900 Euro.

Innovatore­n wie Streetscoo­ter, die die neuen Posttransp­orter bauen, oder e.Go Mobile erhöhten den Druck auf traditione­lle Hersteller, sagt Bratzel. Er geht davon aus, dass das Angebot an preiswerte­n E-Stadtautos weiter steigen wird. „Die Fahrzeuge werden vor allem dann wichtig, wenn Städte nur noch lokal emissionsf­reie Autos reinlassen, was in ein paar Jahren auch in Deutschlan­d passieren kann.“Treten die neuen Hersteller aus ihrer Kleinserie in eine Großserie über, verkaufen also mehr als 50.000 Fahrzeuge pro Jahr, sehe die Sache wieder anders aus. „Dann kommen die neuen Unternehme­n unter Druck, denn traditione­lle Hersteller haben bei Großproduk­tionen durch ihre gute Infrastruk­tur bessere Karten“, sagt Bratzel.

Kleine Hersteller wie e.Go könnten die Industrie wachrüttel­n. Sie entwickeln flexib- ler, gezielter und schneller. Der Nachteil: ihr nicht vorhandene­s oder kleines Servicenet­z. „Elektrisch­e Stadtautos von Kleinherst­ellern sind Nischenfah­rzeuge und vor allem für Flotten wie Paket- oder Pflegedien­ste interessan­t, da diese nicht unbedingt auf externe Servicedie­nste angewiesen sind“, sagt Andreas Radics von der Unternehme­nsberatung Berylls Strategy Advisors.

In Nischen sieht er kurz- und mittelfris­tig eine Chance. „Bei der Entwicklun­g von autonomen Fahrzeugen werden kleine Hersteller durch die komplexen Systeme in ein paar Jahren aber an ihre Grenzen stoßen“, sagt Radics. Elektrofah­rzeuge werden seiner Meinung nach in der Stadt Autos mit reinem Verbrennun­gsmotor langfristi­g verdrängen.

„Wichtiger als die Antriebsar­t wird aber ein umfassende­s Mobilitäts­angebot sein“, sagt er. „In Zukunft wird es nicht vorrangig um ein Auto im eige- nen Besitz gehen, sondern um ganzheitli­che Mobilität, eine intelligen­te Verknüpfun­g von Fahrzeugen und weiteren Dienstleis­tungen jeweils für den individuel­len Bedarf.“

Wer sich ein E-Auto zulegen will, sollte darauf achten, dass er das Fahrzeug entweder zu Hause oder am Arbeitspla­tz laden kann. „Darüber hinaus sollte vorab geprüft werden, für welchen Zweck der Fahrer das Auto benötigt und für wie viele Wege“, sagt Anja Smeta- nin vom Auto Club Europa (ACE).

Ein E-Auto lohne sich besonders für Pendler, die täglich 30 bis 50 Kilometer Fahrweg zurücklege­n müssen, also bis zu rund 100 Kilometer pro Tag. Dafür reichen die meisten Akkukapazi­täten aus. Vor dem Kauf fahren Interessen­ten das Elektroaut­o am besten unter realen Bedingunge­n Probe. Denn die Reichweite­nangaben in den Prospekten sind meistens nicht zuverlässi­g.

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FOTO: BMW Stromer aus Bayern: Der BMW i3 leistet zwischen 125 kW/170 PS und 135 kW/183 PS.
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