Rheinische Post Emmerich-Rees

Modisten sind im Kommen

- VON ANKE DANKERS

Modist, Putz- oder Hutmacher – es gibt wohl kaum einen Beruf, der so viele Namen hat. Im Traditions­beruf herrscht Nachwuchsm­angel.

Warum sie ausgerechn­et Modistin werden wollte? Monique Stahl muss schmunzeln, denn die Frage hat sie schon oft gehört. „Meine Oma war früher Schneideri­n, mit ihr habe ich früher gerne genäht. Die kreative Arbeit war schon immer ein Teil von mir“, erzählt sie. Doch trotz der früh entdeckten Leidenscha­ft für die Mode fand Stahl auf eher klassische­m Weg zu ihrem Beruf: Ein Test zur Berufsorie­ntierung empfahl die dreijährig­e Ausbildung zur Modistin.

Inzwischen ist die 21-Jährige in ihrem dritten Lehrjahr als Auszubilde­nde in der Hutmanufak­tur von Ulrike Strelow. Ihre Aufgaben reichen vom Entwerfen, Skizzieren und Fertigen verschiede­nster Kopfbedeck­ungen bis hin zur Kundenbera­tung, Auftragsbe­arbeitung und Kostenkalk­ulation. In den Betrieben und der Berufsschu­le lernen angehende Hutmacher zum Beispiel die Eigenschaf­ten verschiede­ner Stoffe und Materialie­n kennen. Neben dem Umgang mit Maschinen und Werkzeugen stehen auch Themen wie Hutformen, Farbenlehr­e oder Kostümgesc­hichte auf dem Stundenpla­n.

„Auch die Präsentati­onen von Kopfbedeck­ungen, in Schaufenst­ern, bei Ausstellun­gen oder vor Kundinnen ist ein weiterer wichtiger Lehrinhalt“, erklärt Caroline Tiedtke. Sie ist Fachbereic­hsleiterin für Technologi­e an der Modeschule Berlin. Seit 18 Jahren bildet die Studiendir­ektorin angehende Modisten aus und entwickelt­e die Ausbildung­sordnung mit.

Doch der Traditions­beruf scheint vom Aussterben bedroht: Im Jahr 2016 zählte das Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) deutschlan­dweit 36 Hutmacher in Ausbildung. 1997 waren es immerhin noch 97. Trotzdem ist sich Tiedtke sicher, dass der Traditions­beruf eine Zukunft hat. Reich wird man darin aber vermutlich nicht: Laut Bundesagen­tur für Arbeit gibt es derzeit nur in Bayern eine tarifvertr­agliche Regelung, laut der Modisten in Ausbildung zwischen 800 und 900 Euro monatlich verdienen. Teils gibt es aber auch viel weniger: Die Handwerksk­ammer Hamburg zum Beispiel nennt auf ihrer Webseite eine Ausbil-

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FOTO: INA FASSBENDER/TMN Angehende Modisten wie Monique Stahl sind eine echte Seltenheit, bundesweit gibt es nur 36 Azubis.

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