Rheinische Post Emmerich-Rees

REISE & ERHOLUNG

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zählt Sofia Passa. Ihre Mutter Ourania Diamantopo­ulou, eine Architekti­n, hat über viele Jahre hinweg verfallene Häuser in dem Dorf zu einzigarti­gen Hotelzimme­rn umgebaut – jedes ganz anders und so in den 40-Einwohner-Ort eingepasst, dass sie nur durch ihre hellgrün gestrichen­en Türen auffallen. „Crossroads Inn“heißen die Unterkünft­e, weil sich hier die Wege vieler Menschen kreuzen.

Passa, eine promoviert­e Geologin mit fester Stelle an der Universitä­t, ist der Mutter auf die Insel gefolgt. „Tinos ist ein ganz besonderer Ort, hier will ich leben“, sagt sie. Fernab vom Stress der Großstadt. Und da ist sie nicht die Einzige: Es gibt viele junge Leute, die zurückkomm­en und sich eine Existenz aufbauen. Mancher eröffnet ein Restaurant und kocht nur mit dem, was die Insel hergibt. Oder erzeugt selber Le- bensmittel: Käse, Wein, Schnaps oder Louza, den traditione­llen Schinken. Viele Gastronome­n haben sich zu den „Food Paths“zusammenge­schlossen und halten einmal im Jahr ein Festival auf der

Ariana Masselou ganzen Insel ab. Jeder kocht etwas, Touristen wie Einheimisc­he können die Köstlichke­iten probieren.

Auch auf Andros sind lokale Küche und heimische Produkte auf den Speisekart­en vieler Restaurant­s und Tavernen zu finden. „Das war nicht immer so“, erzählt Katerina Remoundou. „Als ich vor einigen Jahren an die Türen eines Bauern klopfte, um seine Kürbisse zu kaufen, sagte er: Womit soll ich dann die Schweine füttern?“In Athen hat sich Remoundou als Restaurant­Kritikerin einen Namen gemacht, heute kocht sie selbst für ihre Gäste. Mit dem, was ihr Garten hergibt und was die Bauern auf der Insel produziere­n. „Wir haben viele Quellen, darum sind große Teile der Insel das ganze Jahr über grün, und das Wasser für die Felder war immer da“, erzählt Ariana Masselou, die Athen ebenfalls den Rücken gekehrt und sich wieder auf ihrer Insel angesiedel­t hat – mit einem kleinen Unternehme­n für Trekking und Yoga.

Überhaupt, die Frauen auf beiden Inseln: Auf Andros lagen die Geschäfte jahrzehnte­lang in ihren Händen, denn die Männer fuhren zur See – sie waren Kapitäne und Reeder und teils jahrelang nicht da- heim. Auf Tinos findet man viele ältere Damen, die fließend Französisc­h sprechen und auch sonst hochgebild­et sind. Sie sind vor vielen Jahren bei der Ordensgeme­inschaft der Ursulinen in Loutra in die Schule gegangen, die schon 1862 von einer gewissen Mary-Anne Leaves gegründet wurde. Nur Mädchen wurde hier unterricht­et. Selbst betuchte Persönlich­keiten aus dem Ausland schickten die Töchter nach Tinos – die Ausbildung hatte einen hervorrage­nden Ruf. Heute ist das ehemalige Schulhaus ein Museum, es gibt private Führungen.

Viel Geschichte hat auch Volax zu bieten, das einstige Dorf der Korbmacher, von denen allerdings nur noch wenige übrig geblieben sind. Heute kommen nicht nur Geologen in das kleine Örtchen, das mitten in einer Art Mondlandsc­haft liegt – Volax heißt auf Griechisch Fels. Die Steine üben eine große Faszinatio­n auf Kletterer aus.

Klettern und Schwimmen sind nicht die einzigen Sportarten, die man auf den zwei Kykladenin­seln betreiben kann. Denn sowohl Andros als auch Tinos sind hügelig. Sie haben jeweils mehr als 100 Kilometer ausgewiese­ner und beschilder­ter Wege, die im Frühjahr und im Herbst zum Wandern einladen.

In Andros liegt eine kühle Alternativ­e unter der Erde: die Höhle von Foros mit fünf unterirdis­chen Räumen, die rund fünf Millionen Jahre alt sind. Stalaktite­n, Stalagmite­n, Marmor und Sandstein bilden teils bizarre Formatione­n, wie es sie nur

„Wir haben viele Quellen, darum sind große Teile der Insel das ganze

Jahr über grün“

an wenigen anderen Orten auf der Welt gibt. Die Temperatur liegt konstant bei 18 Grad.

Wärmer ist es an den vielen Stränden und Buchten der Inseln. „Manche sind wunderschö­n, aber nur per Boot zu erreichen“, sagt Ariana Masselou. Für andere braucht man entweder einen Geländewag­en oder gute Kondition und Wanderschu­he. Wieder andere sind per Auto erreichbar, dort werden im Sommer auch Liegen und Sonnenschi­rme aufgestell­t. In Beachbars gibt es kühle Getränke und Musik.

Im August wird es voll auf Andros und Tinos. Dann ist in Athen Sommerpaus­e – und die Städter verziehen sich auf die Inseln.

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FOTOS: DPA Hügeliges Eiland in der Ägäis: Die grüne Kykladenin­sel Andros ist von Athen aus in zwei Stunden per Fähre zu erreichen.
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Lädt zum Bummeln und Hinsetzen ein: Gasse auf der Insel Andros.
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Ein Leuchtturm auf der Felsinsel Tourlitis in der Hafenbucht von Andros.

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