Herzog, Tod und Teufel
eigenen Bau für die Kanzlei. Die persönlichen Privatgemächer der Herzöge waren in der Ecke östlich des Schwanenturms eingetragen. Graf Franz von Thurn, der im Auftrag König Ferdinands I. dessen Tochter Maria am Unteren Niederrhein begleitete, urteilte, dass Kleve eine schöne festliche Residenz sei, die „meiner gnädigen Frau“gefallen würde. Wilhelms Lieblings-Baustil: italienische Hochrenaissance, sein Architekt und Baumeister: Pasqualini. „Der Schlossbau in der Zitadelle Jülich, der kaiserlichen Repräsentationsansprüchen genügte, findet seine Entsprechung in mächtigen Festungsanlagen, die sich wehrtechnisch auf der Höhe der Zeit befanden“, schreiben Guido von Büren, Ralf-Peter Fuchs und Georg Mölich in der Einleitung zur neuen Biografie.
Düsseldorf bildete sich vor allem seit 1568 als Herrschaftsschwerpunkt heraus. Der 1516 geborene Herrscher war gesundheitlich angeschlagen und die in Kleve nahen Niederlande lagen bereits im Krieg mit Spanien. Wilhelms ausgewählter Nachfolger, sein Sohn Karl Friedrich starb auf einer Pilgerfahrt nach Rom. Auch diese Reise ist in dem Band über Leben und Werk Wilhelms beschrieben und mit ausführlichem Kartenmaterial anschaulich dargestellt. 1566 hatte Wilhelm seinen ersten Schlaganfall erlitten, 1575 starb Erbprinz Karl Friedrich auf seiner „Kavalierstour“, wie Rita Voltmer in dem Band die Pilgertour treffend beschreibt. Damit stand sein dezi- diert katholisch erzogener Sohn Johan Wilhelm als Nachfolger an. Johann Wilhelm sollte die ausgleichend-abwartende Religionspolitik seines Vaters in Richtung eines Reformkatholizismus lenken, so Voltmer. Dabei hatte Wilhelm der Reiche dem Rat der Stadt Wesel auf der Höhe seiner Macht 1540 freigestellt, das Abendmahl in beiderlei Gestalt (als Brot und Wein) auszuteilen. Es war das Ende der fast 53 Jahre, in denen Wilhelm das Zepter über das Herzogtum in der Hand hielt. Ein Herzog, der in späten Jahren – und das zeigen auch die Bildnisse – mehr und mehr der Melancholie verfiel. 1592 starb der Herzog. Mit Wilhelms geisteskranken Sohn Johan Wilhelm ging die Dynastie der Herzöge von Kleve-Jülich-Berg und Ravensburg zu Ende.
Der Band arbeitet all das auf, zeichnet den Lebensweg nach, die humanistische Bildung des Herzogs vor allem durch Heresbach, das Leben am Hofe und beschreibt nicht zuletzt die berühmten jülich-klevischen Hochzeiten mit all ihrem Pomp. Anschaulich wird das Ganze durch reichlich Bildmaterial vor allem aus den Archiven in Jülich, Düsseldorf, Kleve und Wesel.
Der Band beschreibt auch die pompösen
jülich-klevischen Hochzeiten anschaulich
mit Bildmaterial