Ricciardo gewinnt die Reifenprüfung
Sebastian Vettel kommt beim Großen Preis von Monaco hinter dem Red-Bull-Piloten ins Ziel. Für Spannung sorgen diesmal die Reifen.
MONTE CARLO (dpa) Sebastian Vettel klatschte den triumphalen Sieger ab und gönnte dem überglücklichen Daniel Ricciardo auf der Bühne ohne Rücksicht auf Fürstin Charlène die Champagner-Sause. Im Reifen-Poker auf dem engen Stadtkurs verpasste der viermalige Weltmeister im Ferrari den 50. Sieg seiner Karriere und konnte die überschäumende Jubiläumsparty von Red Bull im Fürstentum nicht verhindern. Ricciardo verwies in einem wenig spektakulären Rennen Ferrari-Star Vettel und den WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton im Mercedes auf die weiteren Podiumsplätze.
„Daniel hatte immer die richtige Antwort. Er war immer ein bisschen schneller als ich“, sagte Vettel anerkennend, ehe es zur Siegerehrung ging. Auf seinen legendären ShoeySchampus aus dem Rennschuh – verzichtete Ricciardo auch in der Fürstenloge nicht. Fürst Albert und dessen Gattin bot er einen Schluck aus der Magnum-Flasche – und beide ließen sich entgegen aller Etikette nicht bitten. „Zwei Jahre hat es gedauert, das war die Wiedergutmachung“, sagte Ricciardo, der 2016 den Sieg durch einen verkorksten Boxenstopp verpasst hatte. Der Australier zeigte diesmal trotz Motor- und Schaltproblemen eine famose Leistung und bescherte seinem Team im 250. Grand Prix den prestigeträchtigen Sieg.
Hamilton (110 Punkte) büßte im Klassement drei Zähler auf Vettel (96) ein, der nach dem sechsten Saisonrennen 14 Punkte Rückstand auf den 33 Jahre alten Briten hat. Gesamtdritter ist nun Ricciardo (72), dem auch Hamilton neidlos gratulierte: „Sie haben einen super Job gemacht, waren immer die Schnellsten.“
Hamilton tauschte als erster Fahrer die Reifen. Zunächst hatte der Brite über das Bummeltempo ge- nörgelt, das Ricciardo offensichtlich anschlug, um die eigenen Reifen nicht allzu sehr zu strapazieren. Kurz danach bemängelte Hamilton, dass seine Reifen nachlassen. In Runde zwölf kam er rein, reihte sich auf Rang sechs wieder ein. Drei Runden später tauschte auch Vettel die hypersoften Reifen gegen etwas härtere und damit haltbarere Gummis.
Es war der Versuch, Ricciardo an der Box zu schlagen. In den vergan- genen drei Jahren fiel auf dem Stadtkurs die Entscheidung jeweils bei den Boxenstopps. 2016 auch schon zum Nachteil für Ricciardo, als er zum ersten Mal in Monte Carlo auf der Pole gestartet war. Damals verpennte seine Crew den Reifenwechsel. 2015 hatte Mercedes Hamilton durch einen unnötigen weiteren Stopp ausgebremst, vor einem Jahr wurde Kimi Räikkönen durch einen vorgezogenen Reifenwechsel benachteiligt, Vettel gewann.
Bis auf Bottas hatten alle Siegkandidaten dasselbe Problem: die Reifen. Die ultrasofte Mischung erwies sich als langsamer als die härtere supersofte, die Bottas aufziehen lassen hatte. Andersrum soll es eigentlich sein. Ricciardo, Vettel, Hamilton und Räikkönen konnten nur hoffen, dass ihre Reifen bis zum Schluss halten würden. Einen letzten Angriff schaffte Vettel auch nach einer virtuellen Safety-Car-Phase kurz vor Schluss nicht mehr.