„Schalom in Dorf und Stadt“
Zum 777. Geburtstag planen die Kirchengemeinden einen ökumenischen Freiluft-Gottesdienst. Das Motto erinnert an Hüsch. Das Thema ist ein altes, beherrscht aber gegenwärtige Diskussionen.
WESEL (pac) Wo am Abend vorher noch Guildo Horn mit den Orthopädischen Strümpfen „Wunder gibt es immer wieder“auf dem Großen Markt singt, wird am Sonntagvormittag, 1. Juli, ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Die Pfarrer Stefan Sühling und Thomas Brödenfeld werden sich unter dem Titel „Schalom in Dorf und Stadt“mit dem Themenfeld Frieden und Versöhnung auseinandersetzen und wollen damit zusammen ein Symbol gegen Extremismus und Kriegstreiberei setzen. „Wir wollen mit diesem Impuls zeigen, wofür die Kirchen stehen“, erklärt der evangelische Superinten- dent Pfarrer Brödenfeld. Das soll vor allen Dingen ein friedlicher und versöhnlicher Umgang der Leute miteinander sein, in der Lösungen gefunden werden. Der katholische Pfarrer und Kreisdechant Sühling kritisiert die Diskussionskultur, die mitunter auch in der deutschen Politik nicht mehr ausgeglichen und respektvoll sei, sondern eine feindliche und zerstörerische Kultur pflege.
Gertrud Liman von der katholischen Kirchengemeinde betont, wie wichtig es ist, den friedlichen Umgang in seinem Umfeld und in der eigenen Stadt zu stärken. Wesel habe da – auch mit Blick auf die lan-
Stefan Sühling ge Geschichte – „schon immer ausgleichend und versöhnend gewirkt“, ergänzt der Superintendent. Und als vor zwei, drei Jahren die vielen Flüchtlinge auch nach Wesel kamen, habe es eine große Hilfsbereitschaft gegeben, die bis heute anhalte. „Wir lassen uns nicht instrumentalisieren,“benennt Thomas Brödenfeld eine der Kernaussagen des Freiluft-Gottesdienstes. Schalom sei dafür ein interessanter Begriff, weil er allumfassend sei, Gottes Schutz betone und umfassendes Heil ausdrücke. Der Titel „Schalom in Dorf und Stadt“ist einem modernen Psalm des niederrheinischen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch entnommen. Darin kommt der Wunsch nach Frieden unter Gottes Schutz zum Ausdruck. Der protestantische Kirchenvertreter zitiert die Zeile „Und macht aus mir keinen Kriegsknecht“, Sühling erklärt dazu: „Wenn wir nicht zu den Kriegstreibern gehören, ist schon etwas gewonnen.“Der Kreisdechant wird zur ökumenischen Veranstaltung einen Abschnitt aus der Bergpredigt vorlesen.
Aber auch unterhaltsame, leichtere Elemente kommen im Gottesdienst zum Einsatz. Die Kirchenband Himmelfahrtskommando und der Synodale Bläserkreis werden die musikalische Gestaltung übernehmen. Angst vor geringer Spiritualität auf dem Großen Markt haben die Pfarrer derweil nicht. „Zum Gebet ist jeder Ort ein guter Ort“, meint Sühling. Auch außerhalb der Kirche, so wie am Sonntag, 1. Juli, um 11 Uhr für etwa eine Stunde auf dem Großen Markt in Wesel.
„Wir wollen mit diesem Impuls zeigen, wofür die Kirchen
stehen“
Kreisdechant