Andy Warhol malt Musik
So klingt Farbe: Eine Ausstellung in Köln zeigt die Plattencover-Kunst des Königs der Pop Art.
KÖLN Sicher wissen viele das gar nicht, aber Andy Warhol gestaltete bereits in den 1950er Jahren Plattencover für Klassik- und Jazz-Alben, und er lieferte nicht einfach bloß Motive, sondern veranschaulichte die jeweilige Musik. Im Grunde wirkte er sogar als Übersetzer, er übertrug nämlich Klang ins Bild, und wie er das tat, und wie sich in seiner Auseinandersetzung mit allen musikalischen Genres jenes Werk herausbildete, das wir direkt als das von Warhol identifizieren, als warhol-typisch sozusagen, das zeigt nun eine sehenswerte Ausstellung in Köln.
Das Museum für angewandte Kunst stellt Plattenhüllen aus 40 Jahren aus, sie stammen aus dem Besitz des Sammlers Ulrich Reininghaus. Der 1928 geborene Warhol ging nach dem Graphikdesign-Studium in Pittsburgh Ende der 1940er Jahre nach New York, und weil er sich bereits einen Namen in der Werbung gemacht hatte, bekam er Aufträge von Magazinen wie „Time“und „Bazaar“. Auch Plattenfirmen sprachen ihn an, darunter das legendäre Jazzlabel Blue Note. 1948 war die Vinyl-LP auf den Markt gekommen, und nun benötigten sie Bilder für ihre Hüllen. Warhol lieferte, für Horowitz-Aufnahmen, Produktionen von Count Basie und Cho- pin-Einspielungen. Immer wieder zeigte er Hände beim Musizieren, Finger beim Verfertigen von Tönen.
Sein Verfahren war das der Blotted Line: Bei dieser Kopiertechnik fertigte er zunächst eine Zeichnung nach einer fremden Vorlage, einem Gemälde etwa oder einem Foto. Darüber legte er wasserabweisendes Papier, auf das er die Zeichnung mit Tusche übertrug. Die so entstandene Pause wurde produziert und sogleich mit Tusche oder Farbe bearbeitet. Das Ergebnis: filigran, sehr fein, dynamisch.
Sein schönstes Cover trug er zum Album„The Story Of Moondog“bei. Er nahm die dekorative Handschrift seiner Mutter JuliaWarhola und ließ sie in verschiedenen Farben über die Hülle laufen. Seine Mutter fertigte übrigens auch Signaturen für ihn an, er fand ihre Schrift einfach schöner als die eigene.
Seine populärsten Cover entstanden in den 1960er und 70er Jahren; das mit der Banane für das Debüt von Velvet Underground ist das bekannteste. Man konnte die gelbe Banane abknibbeln, und darunter kam ihr rosa eingefärbtes Fruchtfleisch zumVorschein. Kein Bandname war da zu lesen, kein Albumtitel, nur die Signatur des Künstlers: Andy Warhol sowie der Satz „Peel slowly and see“. Wer noch ein Original besitzt, kann froh sein: Vor wenigen Jahren zahlte jemand für ein „unabgeknibbeltes“Exemplar 155.000 Dollar. Und dann ist da natürlich „Sticky Fingers“für die Stones: vorne eine Jeans, die man mit echtem Reißverschluss öffnen konnte, darunter eine Unterhose, gegen die das pral- le Leben drückt. Kann man die Musik von Jagger und Co. zu jener Zeit genialer ins Bild setzen?
Zuletzt verwendeteWarhol vor allem seine bunten Porträts. Er fertigte sie von Diana Ross, Aretha Franklin und John Lennon an, verkaufte erst einige davon und funktionierte sie dann als Cover um. Der König der Pop Art war immer auch ein gewiefter Geschäftsmann. Über seinem letzten Cover verstarb Warhol 1987, es wurde nicht fertig, aber dennoch produziert: ein Sampler für den Sender MTV. Auf dieser Platte findet sich ein Song von Belinda Carlisle, dessen Titel das Schaffen des Covergestalters Warhol auf den Punkt bringt: „I Feel The Magic“.
Info MAKK, An der Rechtsschule, Köln. Bis 24. März 2019. Di - So, 10 - 18 Uhr.