26. September 1348
Clemens VI. hatte als Papst keinen guten Ruf. Hohe Kirchenämter besetzte das in Avignon residierende Kirchenoberhaupt gerne mit seinen eigenen Verwandten, dem einfachen Volk knöpfte er ständig neue und höhere Steuern ab, und sein Hof soll mehr an den eines weltlichen Fürsten als an den des Nachfolgers Petri erinnert haben. Doch am 26. September 1348 wuchs dieser Papst über sich hinaus. Mit der Päpstlichen Bulle„Quamvis perfidiam“setzte er sich für die Menschen ein, für die in Europa nur sehr wenige Mitleid übrig hatten: die Juden. 1347 war die Pest ausgebrochen, und auf der Suche nach Schuldigen für die Seuche hatte man zunächst Leprakranke verdächtigt und dann den Juden vorgeworfen, die Brunnen vergiftet zu haben. Dieser Aberglaube kostete Tausende das Leben, vielerorts kam es zu Pogromen. Clemens VI. äußerte sich mit der Bulle bereits zum zweiten Mal zu dem Thema. Er erklärte, der Vorwurf sei offensichtlich haltlos, da die als „Schwarzer Tod“bezeichnete Pest auch unter jüdischen Mitbürgern wütete.Wer Juden weiter verfolge, den bedrohte er mit der Exkommunikation. Doch die Intervention des Papstes half nur wenig – vor allem in Städten wie Frankfurt, Köln und Freiburg im Breisgau brannten die Scheiterhaufen. Die Pest wütete noch bis 1351 in Europa. Sie kostete nach Schätzungen rund 25 Millionen Menschen das Leben.