Bundespolizei-Chef unter Verdacht
Fall „Susanna“: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Dieter Romann.
(dpa) Weil er im Fall „Susanna“einen Mordverdächtigen möglicherweise illegal nach Deutschland gebracht hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Dieter Romann, den Chef der Bundespolizei. Es bestehe der Verdacht der Freiheitsberaubung, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Donnerstag: „Es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“Zuvor hatte der SWR darüber berichtet.
Die 14-jährige Susanna aus Mainz war nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei im Mai inWiesbaden ver- gewaltigt und umgebracht worden. DerVerdächtige Ali B. setzte sich zunächst in den kurdisch kontrollierten Nordirak ab, wurde dann aber abgeschoben und von der Bundespolizei nach Deutschland überführt. Bei seiner Vernehmung gestand er, das Mädchen umgebracht zu haben, bestritt aber eine Vergewaltigung.
Die Abschiebung aus dem Nordirak, bei der Romann sich persönlich ins Flugzeug gesetzt hatte, stieß auf die Skepsis von Rechtsexperten. Auch die irakische Zentralregierung kritisierte den Vorgang, da es laut Bagdad kein Auslieferungs- abkommen zwischen dem Irak und Deutschland gibt.
Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft liegen mehrere Anzeigen gegen Romann vor. Zuvor hatten die Staatsanwaltschaften inWiesbaden und Potsdam den Fall laut SWR-Bericht geprüft und sich schließlich für nicht zuständig erklärt. Frankfurt sei zuständig, weil es sich bei dem Flugzeug, in dem Romann und der Tatverdächtige saßen, um eine Lufthansa-Maschine handelte. Die Airline hat ihren faktischen Unternehmenssitz in Frankfurt.