Stadthalle im Lachmodus beim „Abschiedsdinner“
KLEVE Mit einer wunderbar witzigen und ebenso gedankenreichen Komödie kam das große Thema Freundschaft auf die Bühne der Klever Stadthalle. Zum Auftakt der diesjährigen Theatersaison war„Das Abschiedsdinner“des französischen Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière in der Produktion der Hamburger KomödieWinterhuder Fährhaus zu sehen.
Erzählt wurde die Geschichte von Katja und Peter, denen die Pflege ihrer Freundschaften allmählich läs- tig und zeitraubend wird.„Wenn ein Baum nachwachsen soll, muss man tote Äste schneiden“, sagt Peter zu seiner Frau. Sie beschließen, „nutzlose“Bekannte durch eine besondere Abendeinladung loszuwerden. Diese soll inszeniert werden mit dem besten Essen, der Lieblingsmusik der Freunde und Wein aus dem Geburtsjahrgang des Gastes.
Im Anschluss wäre dann einfach Schluss mit der Freundschaft. Das Paar, das die beiden dazu auswählen – Anton und Bea – verhält sich aber anders als geplant. Bea sagt ab, weil sie lieber ins Theater geht. An- ton kommt, findet aber heraus, was Katja und Peter vorhaben. Erst verlässt er beleidigt dieWohnung, dann kehrt er zurück und nötigt Peter zu einer allumfassenden Klärung ihrer Freundschaft. Bei der Konfrontation kommt alles auf den Tisch, was sie sich vorwerfen, aber auch, was jeder am anderen schätzt.
Wie im klassischen Drama gibt es am Ende eine Katharsis, eine seelische Reinigung, ausgelöst durch eine Handvoll Erdnüsse, und die beiden Männer feiern ihre alte und neu begonnene Freundschaft. Ingolf Lück in der Rolle des egozentrischen Anton begeisterte das Publikum in der fast voll besetzten Stadthalle mit einem Feuerwerk der Übertreibungen in Mimik, Gestik und der gesamten Körpersprache. Perfekt spielte er den Affektierten, den Selbstherrlichen, den Beleidigten, aber auch den wahren Freund, der nicht aufgibt, um Freundschaft zu kämpfen und den„Dialogfaden neu zu knüpfen“.
Als er Peter zu einem Kleidungstausch zwingt, um in die Rolle des anderen zu schlüpfen und diesen besser zu verstehen, brilliert René Steinke in der Rolle des Peter, der Anton mit all seinen skurrilen Schrullen imitiert. Spätestens bei diesem Auftritt waren alle Zuschauer im Lachmodus, der bis zum Ende anhielt. Saskia Valencia verkörperte Peters Ehefrau Katja als amüsierte Beobachterin und setzte gekonnt zusätzliche witzige Akzente. Sie gab aber auch fehlerlos die„moderne Frau“, die weiß was sie will und „ihren Körper sprechen lässt“. Eigentlich war sie es, die Anton als Freund loswerden wollte, dies zog sich als roter Faden durch das Stück. Sie befeuerte aber auch den Schlagabtausch der beiden Männer, die keine Kritik am anderen ausließen. Auch die Schauspieler gingen in der Darstellung bis an das Limit, umso schöner und befreiender waren die abschließende Versöhnung und der Neubeginn. Seit der Uraufführung 2014 in Paris ist das Stück über denWert der Freundschaft sehr erfolgreich.
In Kleve wurde die deutsche Übersetzung von Georg Holzer unter der Regie von JürgenWölffer aufgeführt. Es gab viel Szenenapplaus und lang anhaltenden Beifall am Schluss des Stückes das die Theatersaison in der Stadthalle eröffnete.