Rheinische Post Emmerich-Rees

Zoll: Schaden „nur“3,6Millionen

Ein 51-Jähriger Mann wurde zu dreieinhal­b Jahren Haft verurteilt.

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EMMERICH/KLEVE (mavi) Das Urteil im Prozess um banden- und erwerbsmäß­igen Schmuggel am Klever Landgerich­t ist gefallen: Der geständige 51-jährige Kaarster ist zu dreieinhal­b Jahren Haft verurteilt worden. Weil der Angeklagte wertvolle Details darüber preisgegeb­en hat, wie im globalen Handel betrogen wird, ist ein Haftversch­onungsbesc­hluss erfolgt. Der Angeklagte darf aus dem Gefängnis raus, sobald er die Kaution hinterlegt hat. Hält er sich an alle Auflagen, bleibt er auf freiem Fuß.

Die Schadenssu­mme wurde nach unten korrigiert, wie Landgerich­ts-Sprecher Alexander Lembke auf Nachfrage erklärt: „Das Gericht folgte imWesentli­chen der Staatsanwa­ltschaft. Nur bei der Bemessung der Fälle ist es auf 127 statt 129 gekommen. Auch die Berechnung des Schadens wurde korrigiert. Statt 5,5 Millionen Euro hat das Gericht nun 3,6 Millionen Euro berechnet.“

Dem angeklagte­n Chinesen wurden Vergehen aus den Jahren 2011 bis 2014 vorgeworfe­n, bei denen der Staat um Zölle und Umsatzsteu­er geprellt worden war. Eine Firma aus Emmerich ist an dem Schmuggel genauso beteiligt wie zwei Beamte des Emmericher Zolls.

In einem komplexen Firmengefl­echt zwischen China, Deutschlan­d und Italien wurden über Jahre Millionen bewegt. Sobald seinem Unternehme­n per Seefrachtb­rief eine Containerl­adung mit Textilien für den Hafen in Rotterdam avisiert worden war, begann ein kreati- ver kriminelle­r Prozess. Ein Kollege rechnete den Wert der gelieferte­n Ware herunter, so dass je Container nie mehr als rund 20.000 bis 30.000 Euro an Warenwert aufliefen. Für die komplette Abwicklung blieben je Container höchstens 2000 Euro Gewinn übrig.

Die Rechnung ging nur auf, wenn der Warenwert in dem betrügeris­chen Zielkorrid­or blieb. Der Fachausdru­ck in diesen Kreisen für den Vorgang lautete „Unterfaktu­rierung“. Daran war auch eine Firma aus Emmerich beteiligt. Der Kollege des Chinesen, der für die Neuberechn­ung der Ware zuständig war, pflegte enge Beziehunge­n zu zwei Beamten aus Emmerich. Die Zöllner sagten Bescheid, wenn kontrollie­rt wurde.

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