ICE-Wagen geht in Flammen auf
Der letzte Wagen eines ICE ist bei Montabaur in Brand geraten. Mehr als 500 Menschen mussten den Zug verlassen. Die Bahnstrecke Köln – Frankfurt bleibt noch mindestens bis Sonntagabend gesperrt.
MONTABAUR Für Sascha Frank war die Reise mit dem ICE 511 von Köln nach Frankfurt am frühen Freitagmorgen schon nahe Montabaur beendet. Der Grund: Der letzte Waggon des Zuges war gegen 6.30 Uhr in Brand geraten. Insgesamt 510 Menschen wurden per Durchsage aufgefordert, den Zug möglichst ohne Gepäck zu verlassen. Frank saß zwar weiter vorne, konnte beim Aussteigen den brennenden Waggon aber gut erkennen. „Da schlugen meterhohe Flammen aus dem Wagen, und es gab starken Rauch“, sagte Frank. Beim Aussteigen verletzte sich laut Polizei ein Reisender am Sprunggelenk, vier weitere hatten Kreislaufprobleme wegen der Aufregung. Warum der Zugteil in Höhe der Ortschaft Dierdorf bei Montabaur in Rheinland-Pfalz in Brand geriet, ist bislang noch unklar.
Spezialisten versuchten sich vor Ort, ein Bild von dem Schaden zu machen. Ermittelt werden soll vor allem, wann der Zug zuletzt in der Inspektion gewesen ist und ob es dort Auffälligkeiten gab. Die Bahn- strecke zwischen Siegburg und Montabaur wurde gesperrt. Auch die A3 nahe der Unglücksstelle war stundenlang in Mitleidenschaft gezogen und teils vollgesperrt. Es bildeten sich lange Staus.
Ein mitfahrender Beamter der Bundespolizei hat die Evakuierung des ICE maßgeblich in die Hände genommen. Der Mann bemerkte den Rauch in dem Wagen und leitete die Rettung ein. Die Schwierigkeit zu dem Zeitpunkt sei gewesen, dass der Zug imWesterwald noch an der Stromleitung hing, sagte ein Polizeisprecher später. Der Bundespolizist habe um diese Gefahr gewusst und auch im Blick gehabt, dass in der Gegenrichtung noch Züge un- terwegs sein könnten. Er habe daher die Menschen in einem bestimmten Korridor und in eine bestimmte Richtung aussteigen lassen. Nach den Worten des KreisfeuerwehrinspekteursWerner Böcking waren zudem weitere Mitglieder von Hilfsorganisationen an Bord, sie konnten die Evakuierung routiniert begleiten. Es seien zunächst rund 250 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen, außerdem 50 Männer und Frauen des Sanitätsdienstes.
Die Passagiere kamen in ein nahe gelegenes Gemeindehaus, laut Deutscher Bahn wurden sie mit Bussen dorthin gebracht. Sascha Frank sagt, dass die Evakuierung schnell vonstatten gegangen ist: „Das Bahnpersonal war die ganze Zeit ruhig und professionell. Es gab zu keinem Zeitpunkt Panik unter den Fahrgästen.“
Um die Gleise wieder frei zu bekommen, muss das ausgebrannte Wrack des Zuges geborgen werden. Dazu stellte die Bahn Hilfsloks und Kranzüge bereit. Mit der Bergung könne nicht sofort gestartet werden. „Wir müssen erstmal diesen relativ großen Ereignisort absuchen“, sagte ein Polizeisprecher. Dann müsse das Wrack abgeschleppt werden, womöglich sei das Gleisbett beschädigt worden. Auf jeden Fall seien die Oberleitungen abgerissen. Der betroffene ICE kam aus Köln und war unterwegs nach München.
Bahnreisende zwischen Frankfurt und Köln müssen sich über mehrere Tage auf Zugausfälle und erhebliche Verspätungen einstellen. Die Hochgeschwindigkeits-Strecke bleibe mindestens bis Sonntagabend gesperrt, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die Fernzüge zwischen Köln und Frankfurt werden über die alte Rheinstrecke über Mainz und Koblenz umgeleitet und fahren deshalb 80 Minuten länger. Die Halte in Siegburg/Bonn, Montabaur und Limburg Süd entfallen. Laut Bahn wird dieVerbindung auf der Zugverbindung Köln-Rhein/Main zu günstigen Preisen angeboten. Den Reisenden des ICE 511 werde man den Ticketpreis komplett erstatten.