Lyrik in der Bücherecke
Dagmar Kleimann arbeitet seit vielen Jahren als Künstlerin. Jetzt schreibt sie auch: Als Judith von Tora liest sie am 15. November in Rees aus ihrem Werk.
REES (rau) Dagmar Kleimann ist in vielfacher Hinsicht kreativ. Gelernt hat die Bocholterin das Kunstschmiedhandwerk, seit knapp 20 Jahren arbeitet sie auch als Malerin und Bildhauerin mit den Materialen Gips und Glas, Leinwand und Stahl. Jetzt stellt sich die 58-Jährige als Lyrikerin vor. In Rees wird sie erstmals aus ihrem Werk lesen.
Und zwar nicht unter ihrem Namen Dagmar Kleimann, sondern unter ihrem Künstlernamen Judith von Tora. „Zu dessen Entstehung es eine Geschichte gibt“, sagt sie. Ihr Vater hatte sich gewünscht, seine dritte Tochter Judith zu nennen. „Was von meiner Mutter aber rigoros abgelehnt wurde. Sie befürchtete nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs mögliche Ressentiments“, weiß Dagmar Kleimann. Also bleibt sie erst einmal drei Monate lang namenlos. „Womit sie die dafür rechtlich zulässige Zeit dafür voll ausgeschöpft haben“, weiß sie.
Der Name Judith gefällt ihr schon als Kind besser als Dagmar. „Wenn ich mal etwas schreibe, nenne ich mich Judith“, plant sie schon als Kind. Weil auch etwas von ihrer Mutter in den Künstlernamen einfließen soll, verdreht sie die Vokale des mütterlichen Zunamens Taro in Tora, stellt, weil es sich leichter liest, noch ein „von“davor.
Judith von Tora beginnt mit dem Schreiben im Kloster Gerleve im April/Mai 1999. „Mein Rücken hält mich nicht mehr, ich gehe zu Boden, kann mich nicht bewegen“, liest man in ihrer Kurzbiografie. In der dreiwöchigen Auszeit im Kloster fasst sie ihr Leben zusammen. Das Manuskript schickte sie an die Kulturredaktion der Frankfurter Rundschau. „Ich wollte eine Einschätzung meiner Arbeit“, erklärt sie. Aus der Redaktion kommt ein langer Brief. „Das ist sehr wohl literarisch anspruchsvoll“, steht sinngemäß in dem Brief. Aber erst vor gut einem Jahr beginnt Judith von Tora wieder mehr zu Schreiben.
Den entsprechenden Impuls bekommt sie von ihrer schwer erkrankten Freundin Monika. Der schickt sie per SMS regelmäßig ein Gedicht. „Um sie gedanklich von der Krankheit wegzulotsen“, erklärt sie. „Schade, dass nur ich in den Genuss komme“, reagiert Monika. Sie, wie auch später andere Menschen, sind von den Gedichten sehr berührt. „Sie wurden wie ein Geschenk empfunden“, so die Lyrikerin. Das bringt sie auf den Gedanken, ihre Arbeiten„lyrische Wortgeschenke“zu nennen. Ihre „lyrischen Wortgeschenke“gibt es inzwischen zu den Themen „Ich liebe“,„Die Natur“und„Das Schreiben“. Allesamt kurze Gedichte. „Ich suche nach der Essenz“, sagt die Lyrikerin, „und die ist nicht geschwätzig.“
Kleine Kostprobe: „Einmachzeit“: Als/die Äpfel/ihre tiefrote/Farbe bekamen, fiel unsere/Liebe/überreif vom Baum. Ich hob /sie auf/ und kochte/Marmelade/daraus,/damit ich/ihre/himmlische Süße/ auch in/unseren/bitteren Momenten/schmecken kann.