Vodafone startet neues Sparprogramm
Deutschland wird im Vodafone-Konzern immer wichtiger. Jetzt sollen die Funkmasten ausgegliedert werden. Dies könnte Technik-Kooperationen mit Telekom und Telefonica erleichtern.
LONDON/DÜSSELDORF Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone hat zwischen April und Ende September 7,8 Milliarden Euro vorrangig in Indien und Spanien abschreiben müssen. Um gegenzuhalten, legte der neue Vorstandschef Nick Read am Dienstag ein Sparprogramm auf. Insgesamt sollen die Kosten in den nächsten drei Jahren um 1,2 Milliarden Euro sinken. Die Börse ist begeistert, die Aktie ging um fast neun Prozent hoch. Insgesamt ist der Konzern nun 44,2 Milliarden Euro wert, die Telekom in Bonn liegt bei 70 Milliarden Euro.
Dabei zeigen die Zahlen, dass Vodafone immer abhängiger vom Düsseldorfer Ableger ist. In keinem Markt rund um den Globus macht der Konzern einen höheren Umsatz als 5,1 Milliarden Euro innerhalb von sechs Monaten. Damit kommt das Deutschland-Geschäft auf rund einViertel des Gruppenumsatzes in Höhe von 21,8 Milliarden Euro. Der Heimatmark Großbritannien bringt dagegen nur rund drei Milliarden Euro, Spanien 2,2 Milliarden Euro und Italien 2,5 Milliarden Euro.
Der operative Gewinn hierzulande lag bei 615 Millionen Euro, in der ganzen Gruppe bei 2,3 Milliarden Euro. In Europa bringt der Deutschland-Ableger mit Abstand am meisten Profit.
Um Geld zu sparen, will der Vorstand unter anderem die 58.000 Funkmasten in Europa in einer Sparte bündeln. Dies würde dann erleichtern, in Deutschland und anderen Ländern mit der Telekom oder mit Telefonica Masten zu teilen – gerade für die neue Mobilfunktechnik 5G hat die Branche deutlich engere Kooperationen als bisher angekündigt. Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, sagte unserer Redaktion: „Auch bei 5G werden wir um jeden Kunden kämpfen. Das schließt nicht aus, dass wir in bislang unterversorgten Gebieten demnächst noch besser zusammenarbeiten und sich Netzbetreiber Kapazitäten teilen. Das machen wir übrigens auch heute schon, zum Beispiel mit Telefonica, beim Bau von Funkstationen mit Glasfaser.“
Um zu sparen, setzt der Konzern auf Digitalisierung. So lobt die Londoner Zentrale, dass Vodafone Deutschland denVertrieb von Internetanschlüssen um rund 25 Prozent billiger machte, indem die Kunden online bestellen, dann ihre Anlagen selber installieren und den Kundenservice anschließend mit einer App kontaktieren.
Weitere Einnahmen gerade in Deutschland soll der kombinierte Verkauf von Kabel-TV-Anschlüssen, sehr schnellen Internetanschlüssen sowie von Mobilfunk bringen.
Dabei stößt der Konzern allerdings auf mehr Widerstand als erwartet: Das Bundeskartellamt will nun doch selbst prüfen, ob Vodafone Deutschland wirklich den Kölner Kabel-TV-Anbieter Unitymedia kau- fen darf. Die Bonner Behörde befürchtet, dass Vodafone den Markt für extrem schnelle Online-Anschlüsse dominieren könnte, weil die DSL-Anschlüsse der Telekom nicht so gut sind und weil Vodafone bereits früher Kabel-Deutschland übernahm.
Dagegen galt bisher als sicher, dass die EU-Kommission den Kauf von Unitymedia prüfen wird. Sie begrüßt eher, wenn es einen mächtigen nationalen Wettbewerber der Deutschen Telekom gibt.
Gleichzeitig sorgt sich Deutschland-Chef Ametsreiter, dass er sein künftiges 5G-Netz an andere Wettbewerber billig weitervermieten muss. Die Bundesnetzagentur könnte dies in den Regeln für die 5G-Auktion festlegen.
Die schwierige Lage von Vodafone zeigt sich auch bei der Dividende. Um die hohen Schulen abzubauen, gibt es erst einmal keine Ausschüttung. Das verkündeteVorstandschef Read in London.