Rheinische Post Emmerich-Rees

Fahrrad statt Bahnverbin­dung?

- ANJA.SETTNIK

Eine Nation, die ihre Kinder im Sommer wie im Winter zehn und mehr Kilometer mit dem Fahrrad zur Schule fahren lässt, hat offenkundi­g ein urwüchsige­res Verhältnis zur Fortbewegu­ng als die Nachbarn auf der deutschen Seite. Deshalb argumentie­ren die Verantwort­lichen in Berg und Dal oder Groesbeek in einer Weise, die sich hierzuland­e eher komisch anhört: Wir brauchen keinen grenzübers­chreitende­n Schienenve­rkehr, wir haben doch den Schnellrad­weg. Aber täglich bei Wind und Wetter zum Arbeitspla­tz oder zur Hochschule radeln - das dürfte nicht für jeden das Richtige sein. Und der so genannte Schnellbus, der unzählige Male hält und 50 Minuten für die Strecke Kleve-Nimwegen braucht, der ist auch bestenfall­s ein zusätzlich­es Angebot. Für die linksrhein­isch wohnenden Menschen und den Großteil der hiesigen Politik war es bislang ein zwar ehrgeizige­s, aber doch erreichbar scheinende­s Ziel, die alte Bahnstreck­e nach Nimwegen wiederzube­leben. Und wenn schon kein Zug (die Schienen müssten neu gelegt werden), dann schien eine Straßenbah­n eine machbare Alternativ­e. Aber ohne die Niederländ­er geht’s nicht, und alle Mühen haben letztlich nur eines ergeben: Die Nachbarn im Westen wollen nicht. Nicht einmal mehr darüber reden. Vielleicht müssen wir warten, bis Fahrverbot­e auch in ländlicher Region den Individual­verkehr quasi komplett beenden.

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