Forum zum Antisemitismus: Aus der Geschichte lernen
Jüdisch oder deutsch, das dürfe keine Entweder-oder-Entscheidung sein. Dieser übereinstimmenden Meinung waren Noga Hartmann, Schulleiterin der einzigen jüdischen Schule in Hessen, Alon Meyer, Präsident des jüdischen Sportvereins Makkabi Deutschland und Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden. Sie diskutierten am Dienstag auf dem Regionalforum „Antisemi- tismus in Deutschland“im Plenarsaal des Düsseldorfer Rathauses.
Seit dem 12. November laufen die Sportler des Makkabi bei internationalenWettkämpfen nicht mehr in Blau-Weiß, sondern in SchwarzRot-Gold auf den Platz.„Trainer und Obleute kamen zu mir und sagten: ,Wir sind stolze, deutsche Juden’“, berichtet Meyer. Ganz so harmonisch wie es klingt, ergehe es den jungen Sportlern aber nicht immer. „Gebt denen nicht die Hand“und weitaus schlimmere Dinge müssten die Kinder immer wieder bei Wettkämpfen aushalten.
Auch Noga Hartmann berichtet von ihrer Schule zwiegespalten.„Wir haben bei uns keinen Antisemitismus“, sagt sie optimistisch. Die Kinder würden in erster Linie zu Weltbürgern erzogen, nicht dazu, Juden zu sein. Auch gebe es 20 Prozent nicht-jüdische Schüler. Auf Ausflügen jedoch würden Menschen nach wie vor komisch, wenn es heißt:„Wir kommen von der Isaak-Emil-Lichtigfeld-Schule“. Dann spiele es auch keine Rolle mehr, ob der einzelne Schüler jüdisch ist.
„Vor jeder Synagoge, jedem jüdischen Gemeindehaus, jeder jüdischen Schule gibt es Polizeischutz“, erinnert Knobloch die Anwesenden. Daran erkenne man, dass jüdisch zu sein, noch immer nicht im Alltag angekommen sei.
„Vor einigen Jahren hätte ich noch einen positiveren Ausblick gewagt“, sagt Knobloch. Heute sei sie immer noch Optimistin, aber der Judenhass habe eine Renaissance erfah- ren. „Was jahrelang aus der äußerst rechten Ecke hoch kam, ging auch wieder unter. Heute nicht mehr, der Erfolg der AfD gibt den Antisemiten Aufwind“, warnt die 86-Jährige. Auch wenn man mit der Politik von CDU und SPD nicht zufrieden sei, die AfD sei keine Option. Dem pflichtet auch Meyer bei: „Ich glaube nicht, dass jeder, der damals bei der NSDAP sein Kreuz gemacht hat, ein Nazi war. Aber wir sollten aus der Geschichte gelernt haben, was damit angerichtet wurde.“