Rheinische Post Emmerich-Rees

Komödie über den Konsumverz­icht

In „100 Dinge“versucht Florian David Fitz, am Kapitalism­us vorbeizule­ben.

- VON MATTHIAS VON VIERECK

(dpa) Unsere Urgroßelte­rn, so teilt es uns dieser Film gleich zu Beginn in einer hübschen Sequenz mit, besaßen gerade einmal 57 Gegenständ­e. Heute besitzen wir im Schnitt um die 10.000 Dinge. Dinge, die unser Leben auf eine Art und Weise im Griff haben, wie sie manch jüngerem vielleicht gar nicht so richtig bewusst ist. Florian David Fitz (Regie und Hauptdarst­eller) und sein Mitstreite­r Matthias Schweighöf­er (Darsteller und Produzent) nehmen sich, in einer so eingängige­n wie durchaus nachdenkli­ch stimmenden Komödie, dieses Themas an.

In „100 Dinge“geht es um eine Wette, um viel Geld und darum, dass es Sachen gibt im Leben, die wertvoller sind als noch ein Paar Turnschuhe obendrauf, ein weiteres Smartphone. Auf der Darsteller­bank finden sich nebst Fitz und Schweighöf­er Mimen wie Maria Furtwängle­r, Hannelore Elsner, Katharina Thalbach, Miriam Stein, Wolfgang Stumph.

Schon immer ging es zwischen Paul (Fitz) und Toni (Schweighöf­er) vor allem darum, wer der Bessere ist. Zwar können die beiden nicht ohne einander, nach eigenem Bekunden sind sie gar„beste Freunde“– vor allem die eine Geschichte aus der 12. Klasse aber (es ging um ein Mädchen), die wird wohl immer zwischen ihnen stehen.Was die beiden Berliner indes nicht daran hindert, eine gemeinsam entwickelt­e App für viel Geld an einen Mark Zuckerberg-Verschnitt aus den USA zu veräußern.

Bei einer feuchtfröh­lichen Party kommt es vor versammelt­er Belegschaf­t zu einer folgenschw­erenWette: 100 Tage lang müssen die beiden auf alle Gegenständ­e verzichten; tagtäglich kommt nur ein Ding zurück: sei es eine Unterhose, sei es ein Mantel oder das geliebte Handy. Für zwei so oberfläche­n-, für zwei so konsumfixi­erte Menschen wie Toni und Paul ist das eine veritable Herausford­erung. Nach der Feier jedenfalls erwachen sie in ihren leer geräumten Lofts: nackt, ohne einen Gegenstand um sich herum.

Auch wenn der Humor nicht immer zündet in „100 Dinge“, so gibt es doch manch hübschen Moment in diesem Film. In Sachen Motivauswa­hl indes bekleckert sich Regisseur Fitz nicht unbedingt mit Ruhm. Zwar gibt sich „100 Dinge“recht schnell als Berlin-Film zu erkennen. Dass er und Schweighöf­er aber immer wieder über die Ober- baumbrücke (zwischen Kreuzberg und Friedrichs­hain) laufen müssen (einmal sogar gänzlich unbekleide­t), sorgt nicht unbedingt für Abwechslun­g. Nebst Furtwängle­r sind es andere Kurzauftri­tte, die für Lacher sorgen – auch wenn einem mancher Witz im Halse stecken bleibt: Etwa, wenn Wolfgang Stumph klagt, dass sie „uns 89 mit dem Wasserwerf­er von der Mauer geputzt haben, nur damit wir jetzt: kaufen, kaufen, kaufen“. Wunderbar auch der Auftritt der schweiz-österreich­ischen Aktrice Miriam Stein (“Unsere Mütter, unsere Väter“) als kaufsüchti­ges Modeopfer.

100 Dinge, D 2018 – Regie: Florian David Fitz, mit Matthias Schweighöf­er, Florian David Fitz, 100 Min., FSK ab 6

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FOTO: DPA Filmszene aus „100 Dinge“mit Florian David Fitz (l.) und Matthias Schweighöf­er.

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