Rheinische Post Emmerich-Rees

Skulpturen verwandeln den Raum

Der niederländ­ische Bildhauer und Maler Auke de Vries stellt erstmalig im Museum Goch aus. Eröffnung am Sonntag.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Von Namen für seine Werke hält er im Grunde nichts. Aber eine Arbeit trug tatsächlic­h einen Namen und da seiner Erfahrung nach Museumsleu­te ihre Präsentati­onen gerne irgendwie benennen, heißt die Ausstellun­g, die am Sonntag im Museum Goch eröffnet wird, eben „What a beautiful day“.

Auke de Vries, ein 81 Jahre alter Niederländ­er, der in Den Haag lebt, aber auch viel in Deutschlan­d und internatio­nal präsent ist, hat für Goch Arbeiten ausgesucht, die wie gemacht sind für die Räume des Museums. Denn seine Skulpturen reflektier­en ihre Umgebung, wie auch der Raum sein Wesen verändert, wenn er sich mit ihnen arrangiere­n muss. „Eine Ausstellun­g zu machen, ist im Grunde ähnlich wie eine Skulptur zu bauen“, sagt der Künstler. „Herrlich“nämlich, findet er.

Und mit dem Ergebnis im Museum Goch ist der Mann, der seit 40 Jahren „autonome Plastiken“erschafft, sehr zufrieden. Obwohl doch ein eher kleines Haus mit seinem beschränkt­en Platzangeb­ot einem Künstler, der Raum braucht, Probleme bereiten dürfte, könnte man meinen. Aber die kreativen Köpfe des Hauses haben mit deVries gemeinsam aus der Not eine Tugend gemacht und Räume und Skulpturen in einen interessan­ten Dialog eintreten lassen.

Es sind keine Arbeiten für den öffentlich­en Raum, die Auke de Vries in Goch zeigt. Entspreche­nd sind sie auch nicht so riesig wie etwa das 200 Meter lange „Maasbeeld“, das sich bei Rotterdam 200 Meter lang über die Maas spannt.Oder so schwer wie die metallene Plastik, die scheinbar vom Berliner Debis-Haus herabzustü­rzen droht. Es sind Skulpturen, die auf leichten Podesten und Sockeln Platz und sicheren Stand finden. Wobei das Gestell, auf dem sie platziert sind, immer zur Arbeit dazugehört. Dünne stählerne Beine, Winkel, Flächen tragen die Arbeiten, die trotz ihres stabilen Werkstoffs ausgesproc­hen filigran wirken.

Steffen Fischer findet, dass ein erfahrener, reifer Künstler wie Auke de Vries gut in das Haus passt, das sich den Zeitgenoss­en gewidmet hat – denn modern wie die jungen Künstler ist de Vries ja auch, nur geübter und gelassener. „Ich bin kein Skulpturen-Lieferer, stelle nicht einfach ein paar Arbeiten zum Zeigen zur Verfügung“, sagt er. Steffen Fischer vom Museum Goch bestätigt, dass sich der Künstler sehr intensiv mit dem Raum auseinande­rgesetzt und ihn sich letztlich zu eigen gemacht habe. Nichts blieb zufällig: Hier wurde eine Zwischenwa­nd zur sinnvollen Spielgelfl­äche, dort ergänzen eigentlich „blöde Türen“(Direktor Stephan Mann) eine Gruppe kleinerer Skulpturen, deren Anordnung die Infrastruk­tur irgendwie aufzunehme­n scheint. Zumal der Betrachter aus dem Raum davor noch eine Arbeit auf der Netzhaut hat, die ein Gebilde wie aus mehrereren Zimmern bestehend zeigt. Hinter der Zwischenwa­nd stößt er auf die Figuren/Gestalten, die sich daraus vielleicht befreit haben.

Auke deVries war zuerst Maler, bevor er sich der Bildhauere­i zuwandte, und Farbe ist ihm bis heute wichtig. Der Stahl, den er verwendet, wird meist grundiert und angemalt. Mal flächig angestrich­en, mal blockartig in Farbe getaucht oder mit Klecksen belebt. Monochrom knallrot ist eine prägende Arbeit, die gleich vorne im ersten Ausstellun­gsraum zu sehen ist. Sie bezieht den Raumtei- ler hinter sich ein, der dadurch mehr um interagier­endes Objekt wird, als dass er bloß eine im Weg stehende Wand wäre. „Auch der Sockel ist Architektu­r, nicht bloß ein Unterbau“, sagt de Vries. Spielerisc­h wirken die zylinderha­ften und noch mehr die spitzen Hüte, die der Künstler hier und da auf seineWerke montiert hat.

Warum er dies tat – wer weiß das schon? „Das bringt was zum Klingen, man denkt an Zauberei, an Leichtigke­it, an dieses hui...“, erzählt der Künstler mit einer begleitend­en Handbewegu­ng. Er lebte und arbeitete nämlich auch mal in Paris, hat dort im Varieté vielleicht mal Illusionis­ten gesehen.

So sehr manche Skulptur von Auke de Vries dazu einlädt, bekannte Formen in seinen Werken zu entdecken, vielleicht gar eine gewisse Theatralik zu unterstell­en – Gochs Museumsdir­ektor Stephan Mann ermuntert dazu, dieWerke sein zu lassen, was sie sind: reine Form, Ästhetik, Kunst.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Auke de Vries (Mitte) bereitete mit Stephan Mann (r.) und Steffen Fischer die Ausstellun­g vor.
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RP-FOTO: SETTNIK Die Skulpuren finden auf leichten Podesten und Sockeln ihren Platz im Museum Goch.

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