Der Verkauf des Wisseler Sees stockt
Mindestens bis Mitte 2019 werden Finanzamt, Stadt und Aufsichtsbehörde brauchen, um „steuerliche Fragen“um den Wisseler See zu klären.
KALKARAllzu gerne würden die Fans von entspanntem oder sportlichem Campingurlaub erfahren, welche Highlights sie denn demnächst in Wissel erleben können. Der Mann, der gerne Geld in die Anlage investieren möchte, muss sich allerdings ebenso gedulden wie die Gäste, denn der Kreis Kleve als Aufsichtsbehörde hat das Vertragswerk, das die Stadt und der Käufer miteinander entwickelt haben, beanstandet.
Um sowohl den Kreis, als auch das Finanzamt zu überzeugen, muss nachgebessert werden. Am Dienstag teilte die Stadt mit, dass der Verkauf wohl erst Mitte 2019 vollzogen wer- den könne. Bürgermeisterin Britta Schulz erklärte: „Die komplexenVertragskonstruktionen, die eine Kölner Anwaltskanzlei entworfen hat, lösen einige steuerliche Fragestellungen aus. Diese müssen belastbar geklärt werden, damit es am Ende keine unliebsamen Überraschungen gibt. Für uns geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit“. Daher werde jetzt eine verbindliche Auskunft bei der Finanzverwaltung eingeholt.
Die Stadt hat vor, dem Mülheimer Unternehmer Dietmar Harsveldt, einem Betreiber mehrerer Campingplätze und Freizeitanlagen, den Wisseler See zu einem Preis zu überlassen, den viele für viel zu niedrig halten. Insbesondere die CDU-Fraktion will sich nicht damit abfinden, dass nur rund 3,5 Millionen Euro für eine Anlage gezahlt werden sollen, die vor Jahrzehnten doch ganz anders bewertet wurde. Elf Millionen Euro hätte die Stadt gerne gehabt, doch die will niemand geben. Mit dem Mülheimer wurde immerhin jemand gefunden, der sich ver- pflichtet, zehn Millionen Euro zu investieren und überdies 20 Jahre lang Pacht zu zahlen.
Das Konzept, das der Politik im Frühjahr vorgestellt worden war, sieht hohe Investitionen vor, die „die in die Jahre gekommene Bausubstanz verbessern und die Freizeitanlage mit neuen Attraktionen ausstatten soll“, so die Stadt. Damit könne die Attraktivität des Wisseler Sees auch für neue Zielgruppen erhöht werden. Die CDU hingegen schimpft, die Freizeitanlage werde „verramscht“und fragt:Warum wolle sich die Stadt ohne Not von dem Filetstück trennen, das inzwischen sogar schwarze Zahlen schreibe?
Für eine Entwicklung in die Zukunft reichen die Möglichkeiten der Stadt jedenfalls nicht aus, finden Verwaltung und Teile der Politik. Wenn nur der Verkauf nicht so kompliziert wäre. Die „komplexen Vertragsstrukturen“(ein „ShareDeal“, sagt Investor Harsveldt) rufen sowohl die Finanzbehörde als auch die Gemeindeordnung auf den Plan.„Von privat kaufen ist einfacher, das ist mir gerade innerhalb von sechs Wochen gelungen“, erzählt Harsveldt. In Kalkar hingegen stoße er auf Bedenken und sogar auf Ablehnung. „Dabei ist man als Investor eher daran gewöhnt, freudig begrüßt zu werden.“Für Harsveldt ist es noch keinesfalls sicher, dass es zum Verkauf kommt. „Ich ändere meinen Kaufpreis nicht.Wir können höchstens noch mal über die Vertragsgestaltung reden. Wenn eine Einigung mit den Behörden gelingt – gut. Wenn nicht, wäre das sehr schade.“
Die Dauercamper müssen sich 2019 jedenfalls auf keine Neuerungen einstellen. Sie können ihre schönen wassernahen Stellplätze weiterhin genießen, die Wisseler werden im Falle eines schönen Sommers häufig und günstig zum Schwimmen kommen. Allerdings wird die langjährige Geschäftsführerin Daniela Dellemann nur noch bis März da sein. Ein Nachfolger wird noch gesucht.