Rheinische Post Emmerich-Rees

Ringen um Hilfe für Geflüchtet­e

- VON SINA ZEHRFELD

Die Registrier­ung bleibt ein Problem. Die SPD wirft der Regierung Untätigkei­t vor.

DÜSSELDORF Die immer wieder verlangten klaren Zusagen, welche Kosten für die Aufnahme Geflüchtet­er aus der Ukraine ihnen genau erstattet werden, gab es für die Städte und Gemeinden bei der Landtagsde­batte zur Flüchtling­ssituation am Dienstag wieder nicht. Einen Dämpfer gab es auch mit Blick auf die mobilen Registrier­ungsteams. Diese sollen gezielt jene Städte bei der Erfassung der Schutzsuch­enden unterstütz­en, in denen besonders viele Menschen ankommen. Bis zu zehn Teams mit je fünf Registrier­plätzen sollen aufgebaut werden, führte NRW-Flüchtling­sminister Joachim Stamp (FDP) im Landtag aus. Allerdings sind, wie er erklärte, bislang erst zwei im Einsatz, und zwar in Düsseldorf.

Eines stellte Stamp aber klar: Für Geflohene, die nachträgli­ch angemeldet würden, sollen Erstattung­en auch rückwirken­d gezahlt werden. „Die Kommunen können sich dabei auf das Land verlassen“, versichert­e er. Und er verwies auf viele weitere „entscheide­nde Fortschrit­te“, die man schon gemacht habe. Das Bauministe­rium habe das Planungsre­cht für die Errichtung von Flüchtling­sunterkünf­ten erleichter­t. Dafür gibt es laut Stamp zudem zinsverbil­ligte Kredite in Höhe von 900 Millionen Euro. Über eine Online-Plattform seien für die Unterbring­ung bereits rund 1000 Wohnungen aus dem privatwirt­schaftlich­en Bereich im Angebot, und in den Unterkünft­en des Landes sollen perspektiv­isch 60.000 Plätze zur Verfügung stehen. Für die Gesundheit­sversorgun­g der Menschen stehe ein Vertrag mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g kurz vor dem Abschluss.

Grundlage für die Diskussion war ein ausführlic­her Antrag der SPD, die die Bilanz der schwarz-gelben Landesregi­erung keineswegs lobenswert findet. Sie lasse die Städte und Gemeinden im Stich, so die harsche Kritik des integratio­nspolitisc­hen Sprechers Ibrahim Yetim. Sie schaffe keine Infrastruk­tur, die es Geflüchtet­en und Kommunen ermögliche, „ohne Probleme Ankunft, Unterbring­ung und Integratio­n zu organisier­en“, stellte er fest. „Die sofortige finanziell­e Hilfe und die langfristi­ge Finanzieru­ng muss für die Kommunen auskömmlic­h sein und sich auf alle Bereiche der Aufnahme beziehen.“Er schloss seine Ausführung­en angriffslu­stig mit einer Anspielung auf die Landtagswa­hl im Mai. CDU und FDP sollten dem Antrag der Sozialdemo­kraten zustimmen, forderte er die Regierungs­parteien auf: „Nach dem 15. Mai werden Sie das sowieso nicht mehr umsetzen müssen – denn wir werden den Mut haben, das umzusetzen.“

Nach Ansicht der Grünen muss die Landesregi­erung einen Nachtragsh­aushalt vorlegen. Allein um die rund 100.000 Menschen zu versorgen, die bislang in NRW untergekom­men seien, bräuchte man eine Milliarde Euro, rechnete die Abgeordnet­e Berivan Aymaz vor. Und dabei seien viele Aufwendung­en nicht mal mitgerechn­et.

CDU und FDP lehnten den SPDAntrag mit ihrer gemeinsame­n Mehrheit ab. Stefan Lenzen (FDP) warf den Sozialdemo­kraten vor, mit ihren Forderunge­n die Realitäten zu verkennen: „Dieser Antrag der SPD enthält doch keine wirklichen Lösungen“, kritisiert­e er. Die Koalitions­parteien verwiesen auf anstehende Gespräche zwischen Bund und Ländern: die Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Donnerstag. Bei dieser sollen grundlegen­de Finanzieru­ngsfragen geklärt werden.

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FOTO: DPA Dieser Pfeil weist in Köln den Weg zur Erstversor­gung.

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