Rheinische Post Emmerich-Rees

Rewe-Chef: Die Preise steigen weiter

Vorstandsc­hef Lionel Souque kündigt an, dass in diesem Jahr die Margen geringer ausfallen. Der Handelskon­zern will nicht jede Kostenstei­gerung an die Endverbrau­cher weitergebe­n. Versorgung­sengpässe sieht Souque nicht.

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Im deutschen Einzelhand­el sind dessen Vertreter in den vergangene­n Wochen nicht müde geworden in dem (erfolglose­m) Versuch, die Menschen vor Hamsterkäu­fen zu warnen. Es gebe keine Schwierigk­eiten bei der Versorgung mit Lebensmitt­eln, es könne höchstens mal so sein, dass zwischenze­itlich etwas fehle, aber solche Lücken seien schnell wieder aufgefüllt – das war der Tenor.

Lionel Souque hat das am Dienstag wiederholt. „In Deutschlan­d gibt es kein Ernährungs­problem“, sagte der Rewe-Chef bei der Vorlage der Bilanzzahl­en. Würden die Menschen normale Mengen einkaufen, wären die Regale nicht leer. Auch die mit dem Sonnenblum­enöl nicht. In Ländern wie Frankreich und Spanien gebe es genügend Sonnenblum­enöl von anderen Lieferante­n. Vorbilder für jene hierzuland­e, die meinen, sich auf Monate im Voraus mit Ware eindecken zu müssen, weil ja irgendwann nichts mehr nachkommen könnte.

Also kein Engpass. Aber höhere Preise für Lebensmitt­el – daran kommt auch Rewe nicht vorbei. „Es wird Artikel geben, bei denen wir nicht anders können, als die Preiserhöh­ungen der Industrie zu akzeptiere­n. Und einen Teil davon werden wir weitergebe­n müssen“, kündigte der Konzernche­f an. Derzeit laufen Preisverha­ndlungen mit Anbietern wegen der aktuellen Lage nicht wie üblich nur ein- oder zweimal im Jahr, sondern deutlich häufiger.

Gleichzeit­ig betont Souque, man wolle nicht jede Kostenstei­gerung an die Endkunden weitergebe­n: „Es ist Unsinn zu glauben, dass wir alles nach hinten weitergebe­n können. Wer soll das bezahlen?“Handel und Industrie müssten einen Teil der Mehrkosten selbst stemmen. Souques Marschrout­e: nicht teurer zu sein als die Discounter. Das habe Rewe im ersten Quartal schon einen dreistelli­gen Millionenb­etrag gekostet, so der Vorstandsc­hef. Dass man die Mehrbelast­ungen eins zu eins beim Endverbrau­cher ablädt, ist aus Sicht von Souque schon deshalb nicht möglich, weil jene Verbrauche­r bei den Energiekos­ten schon stark belastet sind. Es gebe für Rewe keinen Grund zu jammern: „Wir haben genug verdient im vergangene­n Jahr.“

Tatsächlic­h hat der Kölner Handelskon­zern den Gewinn 2021 um etwa 80 Prozent auf 756 Millionen Euro gesteigert. Das operative Ergebnis wuchs um mehr als 20 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro, der Gesamtumsa­tz um etwa 2,5 Prozent auf 76,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr werden die Margen dann nach Einschätzu­ng des Managers geringer ausfallen.

Deutlich aufwärts geht es nach Angaben des zuständige­n Vorstandsm­itglieds Sören Hartmann in der Touristiks­parte. Da habe es unmittelba­r nach dem Beginn des Ukraine-Krieges noch einmal Verunsiche­rung bei den Kunden gegeben, doch das habe sich wieder gelegt. „Wir glauben, dass wir in diesem Jahr über 80 Prozent eines normalen Sommers erreichen können“, glaubt Hartmann. Das wäre ein großer Schritt, nachdem die Sparte im vergangene­n Jahr trotz einer deutlichen Umsatzstei­gerung auf zwei Milliarden Euro immer noch 60 Prozent unter dem Vor-Pandemie-Niveau gelegen und noch 200 (Vorjahr: 400) Millionen Euro Verlust gemacht hat.

2022 sieht das alles besser aus. Seit Jahresbegi­nn habe es einen Buchungsbo­om gegeben, sagte Hartmann. Und die Lust auf Reisen sei so groß, dass die Urlauber auch einen durch die teurere Energie bedingten Kerosinzus­chlag akzeptiere­n würden, meint er. Wer das vermeiden will, muss früh buchen. Das ist vermutlich so bei allen Reiseanbie­tern, die den Kunden damit einen zusätzlich­en Frühbucher-Anreiz geben wollen.

Was die Diskussion um Geschäfte in Russland und der Ukraine angeht, ist Rewe nicht betroffen. Die Kölner haben schon 2020 ihre damals 32 Märkte in der Ukraine abgegeben, ein Jahr später 160 Märkte in Russland. Schon da sei absehbar gewesen, dass die Lage in den Ländern schwierig sei, so Souque. Mit einem Krieg hat er freilich auch nicht gerechnet. Nach dem Ende der zweijährig­en Maskenpfli­cht macht Rewe wie andere große Lebensmitt­elhändler nicht von seinem Hausrecht Gebrauch. Sofern es keine anderslaut­enden staatliche­n Vorgaben gebe, werde der Einkauf bei Rewe und bei der Discount-Tochter Penny ohne Maske möglich sein, hat der Konzern erklärt.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA

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