60 Cent mehr für die Leberwurst
Aldi begründet seine Preiserhöhungen mit Schwierigkeiten in den Lieferketten. Bei den Kunden kommt das nicht gut an.
Die Nachricht traf am Freitag viele Verbraucher unerwartet: Der Discounter Aldi erhöht seine Preise, und er ist nicht der einzige Händler. Nicht nur an der Tankstelle, auch an der Supermarktkasse bekommen die Menschen die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zunehmend im Portemonnaie zu spüren. Von steigenden Preisen betroffen seien vor allem Fleisch und Wurst, sagte ein Mitarbeiter am Montag in einer Aldi-Nord-Filiale in Wuppertal. Der Blick auf die Preisschilder bestätigt das. Kostete die Leberwurst am
Freitag noch 1,09 Euro, lag der Preis am Montag schon bei 1,69 Euro. Der Preis für Aspik-Aufschnitt wurde um 30 Cent von 1,49 Euro auf 1,79 Euro erhöht, Edelsalami kostet nun 1,59 Euro statt 1,39 Euro.
Aldi selbst möchte auf Preiserhöhungen einzelner Produkte nicht eingehen. Der Konzern begründet die steigenden Preise mit Schwierigkeiten in den Lieferketten: „Mit der Corona-Pandemie und der Krise in der Ukraine werden wir alle mit gleich zwei Jahrhundertereignissen konfrontiert, die sich massiv auf die weltweiten Lieferketten auswirken“, sagt ein Aldi-Sprecher, „niemand in der gesamten Wertschöpfungskette im Lebensmitteleinzelhandel kann sich dieser Entwicklung entziehen.“
Die Lieferantenpreise im Lebensmitteleinzelhandel würden bereits seit Monaten in fast allen Warengruppen stark anziehen. „Hinzu kommt, dass einige Warengruppen am Markt so knapp werden, dass wir gezwungen sind, teurer einzukaufen, um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, Existenzen unserer Lieferanten und die Versorgung zu sichern“, so der Sprecher. Wichtig sei Aldi dabei zu unterscheiden, wo Preisforderungen tatsächlich durch diese Faktoren gerechtfertigt seien und wo es Mitnahmeeffekte durch die Industrie gebe.
Bei den Kunden kommen die Preiserhöhungen derweil nicht gut an. „Man muss gucken, wo das Geld bleibt. Wahllos einkaufen geht nicht mehr“, sagte ein Rentner bereits am Freitag. „Die Löhne bleiben trotzdem gleich. Ich hoffe auf bessere Zeiten“, sagte ein Aldi-Mitarbeiter. Dass manche Lebensmittel nicht nur teurer werden, sondern noch knapp sind, beweisen die leeren Regale in der Wuppertaler Filiale. Ob Öl, Toilettenpapier oder Mehl – in den Auslagen herrscht teils Leere. Dafür weisen Schilder darauf hin, dass pro Haushalt nur zwei Packungen erlaubt seien – vor allem bei Nudeln oder Reis. Ein Kunde befürchtet noch einen anderen Effekt der Preiserhöhung: „Hamsterkäufe bei Verdacht auf noch günstige Preise.“Selbst Cent-Beträge könnten bei Kaufentscheidungen zukünftig eine Rolle spielen. Für Aldi steht fest: „Wir erhöhen nicht unsere Margen – im Gegenteil, wir prüfen sehr genau, wo es weitere Effizienzvorteile gibt, um unseren Kundinnen und Kunden Preisvorteile anzubieten“, erklärt der Unternehmenssprecher. Sollten die Einkaufspreise wieder sinken, werde der Verkaufspreis reduziert.