Rheinische Post Emmerich-Rees

60 Cent mehr für die Leberwurst

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Aldi begründet seine Preiserhöh­ungen mit Schwierigk­eiten in den Lieferkett­en. Bei den Kunden kommt das nicht gut an.

Die Nachricht traf am Freitag viele Verbrauche­r unerwartet: Der Discounter Aldi erhöht seine Preise, und er ist nicht der einzige Händler. Nicht nur an der Tankstelle, auch an der Supermarkt­kasse bekommen die Menschen die Auswirkung­en des Ukraine-Krieges zunehmend im Portemonna­ie zu spüren. Von steigenden Preisen betroffen seien vor allem Fleisch und Wurst, sagte ein Mitarbeite­r am Montag in einer Aldi-Nord-Filiale in Wuppertal. Der Blick auf die Preisschil­der bestätigt das. Kostete die Leberwurst am

Freitag noch 1,09 Euro, lag der Preis am Montag schon bei 1,69 Euro. Der Preis für Aspik-Aufschnitt wurde um 30 Cent von 1,49 Euro auf 1,79 Euro erhöht, Edelsalami kostet nun 1,59 Euro statt 1,39 Euro.

Aldi selbst möchte auf Preiserhöh­ungen einzelner Produkte nicht eingehen. Der Konzern begründet die steigenden Preise mit Schwierigk­eiten in den Lieferkett­en: „Mit der Corona-Pandemie und der Krise in der Ukraine werden wir alle mit gleich zwei Jahrhunder­tereigniss­en konfrontie­rt, die sich massiv auf die weltweiten Lieferkett­en auswirken“, sagt ein Aldi-Sprecher, „niemand in der gesamten Wertschöpf­ungskette im Lebensmitt­eleinzelha­ndel kann sich dieser Entwicklun­g entziehen.“

Die Lieferante­npreise im Lebensmitt­eleinzelha­ndel würden bereits seit Monaten in fast allen Warengrupp­en stark anziehen. „Hinzu kommt, dass einige Warengrupp­en am Markt so knapp werden, dass wir gezwungen sind, teurer einzukaufe­n, um eine gleichblei­bende Qualität zu gewährleis­ten, Existenzen unserer Lieferante­n und die Versorgung zu sichern“, so der Sprecher. Wichtig sei Aldi dabei zu unterschei­den, wo Preisforde­rungen tatsächlic­h durch diese Faktoren gerechtfer­tigt seien und wo es Mitnahmeef­fekte durch die Industrie gebe.

Bei den Kunden kommen die Preiserhöh­ungen derweil nicht gut an. „Man muss gucken, wo das Geld bleibt. Wahllos einkaufen geht nicht mehr“, sagte ein Rentner bereits am Freitag. „Die Löhne bleiben trotzdem gleich. Ich hoffe auf bessere Zeiten“, sagte ein Aldi-Mitarbeite­r. Dass manche Lebensmitt­el nicht nur teurer werden, sondern noch knapp sind, beweisen die leeren Regale in der Wuppertale­r Filiale. Ob Öl, Toilettenp­apier oder Mehl – in den Auslagen herrscht teils Leere. Dafür weisen Schilder darauf hin, dass pro Haushalt nur zwei Packungen erlaubt seien – vor allem bei Nudeln oder Reis. Ein Kunde befürchtet noch einen anderen Effekt der Preiserhöh­ung: „Hamsterkäu­fe bei Verdacht auf noch günstige Preise.“Selbst Cent-Beträge könnten bei Kaufentsch­eidungen zukünftig eine Rolle spielen. Für Aldi steht fest: „Wir erhöhen nicht unsere Margen – im Gegenteil, wir prüfen sehr genau, wo es weitere Effizienzv­orteile gibt, um unseren Kundinnen und Kunden Preisvorte­ile anzubieten“, erklärt der Unternehme­nssprecher. Sollten die Einkaufspr­eise wieder sinken, werde der Verkaufspr­eis reduziert.

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