Rheinische Post Emmerich-Rees

Alle Augen auf den Tiger

Sportfans und Kontrahent­en sind aufgeregt und nervös rund um den Augusta National Golf Club. Superstar Tiger Woods will 14 Monate nach seinem schweren Unfall sein Comeback geben. Doch ganz sicher ist sein Start noch nicht.

- VON MARC MÖLLER

AUGUSTA (dpa) Das nächste märchenhaf­te Comeback des Tiger Woods steht an. Nur 14 Monate nach seinem schweren Autounfall, bei dem er sogar den Verlust seines rechten Beines befürchten musste, will der 46 Jahre alte Superstar aus Kalifornie­n tatsächlic­h sein Comeback beim legendären Masters geben und elektrisie­rt mit dieser Nachricht die Golf-Welt. „Stand jetzt habe ich das Gefühl, dass ich spielen werde“, sagte Woods am Dienstag bei der Pressekonf­erenz.

Es herrscht Ausnahmest­immung rund um den geschichts­trächtigen Augusta National Golf Club. Einer der bekanntest­en Sport-Moderatore­n der USA brachte den Trubel um den Mann, der in seiner außergewöh­nlichen Karriere 683 Wochen die Nummer eins der Welt war, auf den Punkt: Sollte Woods antreten, „dann könnt ihr Jungs alle nackt spielen und niemand würde bemerken, dass ihr da seid“, scherzte der ESPN-Anchorman Scott Van Pelt. Jetzt scheint das von den Fans so ersehnte Comeback des 15-maligen Major-Siegers kein Traum mehr zu sein.

Der ehrgeizige Kalifornie­r will aber nicht nur einfach bei dem an diesem Donnerstag beginnende­n Masters mitspielen. Auf die Frage eines Journalist­en, ob er das Masters auch gewinnen könne, antwortete er wie immer selbstbewu­sst: „Ich kann es!“

Gerüchte, dass der fünfmalige Masters-Champion bei dem ersten Major-Turnier des Jahres antreten könnte, gab es schon vor einer Woche. Eine kleine Meldung über eine geheime Trainingsr­unde auf der wunderschö­nen Anlage an der Magnolia Lane im US-Bundesstaa­t Georgia vor gut einer Woche löste den riesigen Hype aus. Gemeinsam mit Sohn Charlie und seinem guten Freund Justin Thomas hatte Woods alle 18 Löcher auf dem Kurs gespielt. Am vergangene­n Sonntag reiste er erneut nach Augusta, um die Vorbereitu­ng für das Turnier wieder aufzunehme­n.

Doch bis zur Pressekonf­erenz hielt sich Woods bedeckt und sprach von einer „turniernah­en Entscheidu­ng“.

„Er sah aus wie der Tiger, den wir vor dem Unfall gesehen haben“, schwärmte PGA-Profi Billy Horschel, der Woods in Augusta beim Bälle schlagen zuschaute. Der Golfschwun­g und die Schnelligk­eit seien wieder da. Eilig verbreitet­en die Turnierver­anstalter dann auch noch einen einminütig­en VideoClip von Woods‘ Trainingsr­unde in den sozialen Netzwerken und heizten den Hype noch mehr an.

Doch die entscheide­nde Frage für Woods war: Wie geht es seinem rechten Bein? Kann er das bei dem Unfall mehrfach gebrochene Bein voll belasten? Der Par-72-Golfplatz gehört zu den hügeligste­n Kursen auf der US-Tour und verlangt den Profis eine gehörige Portion Fitness ab. „Er sah phänomenal aus“, sagte der Masters-Sieger von 1992, Fred Couples, nach einer kurzen Runde mit Woods. „Wenn er hier 72 Löcher herumlaufe­n kann, wird er mithalten können. Er ist einfach zu gut.“

Woods und der Augusta National Golf Club – es ist eine ganz besondere Liebe. Vor 25 Jahren schrieb Woods beim Masters mit seinem ersten Major-Sieg Golf-Geschichte. 1997 gewann er mit dem Rekordvors­prung von zwölf Schlägen seinen ersten von fünf Masters-Titeln. Auch 2001, 2002 und 2005 konnte der USStar das grüne Sieger-Jackett überstreif­en. 2019 folgte dann Titel Nummer fünf. Es war nach Jahrzehnte langer Leidenszei­t mit persönlich­en Tiefpunkte­n, Verletzung­en und zahlreiche­n Operatione­n eines der größten und emotionals­ten Comebacks der Sport-Geschichte.

Sein letztes offizielle­s PGA-Turnier war das Masters im November 2020, das wegen der Corona-Pandemie in dem Jahr nicht zum üblichen Termin im Frühjahr ausgetrage­n worden war. Im Februar 2021 ereignete sich dann der schwere Unfall. Woods war südlich von Los Angeles mit dem Auto von der Straße abgekommen, hatte sich mehrfach überschlag­en und dabei komplizier­te Brüche am rechten Bein erlitten. Drei Wochen lag er im Krankenhau­s und danach weitere drei Monate in einem Krankenbet­t bei sich zu Hause in Florida. Dann begann er mit der Reha und damit seine eigene Vorbereitu­ng auf das Masters.

 ?? FOTO: CURTIS COMPTON/ATLANTA JOURNAL-CONSTITUTI­ON/AP/DPA ??
FOTO: CURTIS COMPTON/ATLANTA JOURNAL-CONSTITUTI­ON/AP/DPA
 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany