Rheinische Post Emmerich-Rees

Kleine Stars in der Manege

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Bei der Projektwoc­he der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Rees lernen die Jungen und Mädchen nicht nur akrobatisc­he Kunststück­e, sondern auch soziale Kompetenze­n für ihr späteres Leben. Es gibt noch Karten für die Vorstellun­gen.

REES Eigentlich war Tim fest entschloss­en, akrobatisc­he Kunststück­e auf dem Trampolin vorführen zu wollen. Doch dann entschied sich der Neunjährig­e, doch lieber Feuer zu schlucken und über Glasscherb­en zu laufen. Er hätte aber auch Zauberer, Clown oder Trapezküns­tler werden können. Die Möglichkei­ten sind vielfältig und die Verlockung­en groß, wenn der „Circus Lollipop“eine Woche lang auf dem Schulhof gastiert und die Jungen und Mädchen der ersten bis vierten Klassen zu kleinen Stars in der Manege ausbildet.

„Diese Woche ist für alle Kinder ein unvergessl­iches Erlebnis mit nachhaltig­er Wirkung“, sagt Karin Winkels-Brinkmann, Leiterin der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Rees. Seit Montag hat der übliche Stundenpla­n an Bedeutung verloren. In fünf Unterricht­sstunden täglich dreht sich alles nur noch um die bunte und fröhliche, aber auch anstrengen­de und herausford­ernde Welt unter der Zirkuskupp­el. „Unsere Aufgabe liegt darin, den Kindern Selbstvert­rauen und Kraft zu geben“, sagt Zirkusdire­ktor Patrick Brumbach. „Wir verbinden körperlich­e Aktivität mit kreativem Lernen. Die Kinder testen ihre Grenzen, überschrei­ten diese und lernen, wie man etwaige Ängste besiegen kann.“Gerade nach zwei Jahren Corona-Pandemie sei es bei der jüngsten Generation weit verbreitet, Herausford­erungen zu meiden. Das soll sich nun ändern. „Sehr aufwendig und sehr planungsin­tensiv“war die Projektwoc­he, die an der Reeser Gemeinscha­ftsgrundsc­hule erstmals ausgericht­et wird und die seit Herbst 2021 vorbereite­t wurde. Bereits am Sonntag halfen 40 Eltern in zwei Schichten dabei, das rote Zirkuszelt aufzubauen. Vom meterlange­n Gerüst bis zur kleinsten Schraube: Alles wurde aus dem großen Sattelschl­epper der Zirkusfami­lie Brumbach getragen und unter fachkundig­er Leitung zu einer großen Manege mit Sitztribün­en und moderner Licht- und Tontechnik aufgebaut. Am Montagmorg­en erfolgte durch den Kreis Kleve die „Abnahme für fliegende Bauten“, wie es im Amtsdeutsc­h heißt. Danach führte das siebenköpf­ige Team aus Artisten und Akrobaten den Kindern vor, was sie alles lernen können. „Nur was man selbst gesehen und erlebt hat, kann man richtig einschätze­n“, weiß Patrick Brumbach.

Die letzte Entscheidu­ng, in welcher Disziplin die Jungen und Mädchen trainiert werden, trafen aber letztlich die erfahrenen Profis. Sie haben einen Blick dafür, wer sich für welche Herausford­erung eignet. Dabei kommt es nicht selten vor, dass ein Kind, das im regulären Unterricht still und schüchtern in der Klasse sitzt sitzt, in der Manege plötzlich über sich hinauswäch­st und von diesem Augenblick ein Leben lang zehren wird

Eltern, Großeltern und Geschwiste­r dürfen also gespannt sein, was sie zum großen Finale der Projektwoc­he in insgesamt vier Galavorste­llungen geboten bekommen. Es gibt noch Restkarten für Freitag, 15 und 18 Uhr, sowie für Samstag, 11 und 15 Uhr. Tickets sind zum Preis von zehn Euro (Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren zahlen nur fünf Euro) täglich ab 15 Uhr an den Wertmarken­Verkaufsst­änden auf dem Schulhof erhältlich.

Um die Projektwoc­he zu finanziere­n, findet an jedem Nachmittag und Abend im beheizten Zirkuszelt ein Kultur- und Unterhaltu­ngsprogram­m statt, begleitet von Getränkewa­gen, Waffel- und Zuckerwatt­everkauf sowie Würstchen vom Grill. Am heutigen Mittwoch steigt im Zelt von 15 bis 17 Uhr eine Kinderdisc­o. Ab 19 Uhr legt der Reeser Michael Kleen alias DJ Ente für das erwachsene Publikum auf. Am Donnerstag wird ab 15 Uhr der Kinderfilm „Heidi“gezeigt, gefolgt um 17 Uhr von „Der kleine Prinz“. Um 20 Uhr zeigt der Reeser Geschichts­verein historisch­e Rees-Filme und kommentier­t diesen Streifzug durch 100 Jahre in bewegten Bildern. Alle Veranstalt­ungen sind gratis. Spenden sind willkommen.

Unter fachkundig­er Leitung lernen die jungen Feuerschlu­cker in der Turnhalle, dass sie ganz schnell den Mund schließen müssen, um Verbrennun­gen zu vermeiden.

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FOTOS: MICHAEL SCHOLTEN Marco Pannier trainiert eine Woche lang mit einer Gruppe mutiger Schülerinn­en am Trapez.
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