Acht Wochen Krieg – eine Chronik
Bomben auf eine Geburtsklinik, eingekesselte Menschen in Mariupol und Hunderte tote Zivilisten in Butscha: Was seit dem 24. Februar passiert ist.
KIEW/DÜSSELDORF Vor 56 Tagen hat Wladimir Putin seinen Angriffskrieg in der Ukraine begonnen. 56 Tage voller Leid, menschlicher Dramen, Tod und Zerstörung. Und die Kämpfe dauern trotz Sanktionen aus dem Westen an. Ein Tagebuch:
24. Februar Russland greift die ehemalige Sowjetrepublik an. Einen Tag später dringt Russlands Armee bis vor die Hauptstadt Kiew vor.
27. Februar Bundeskanzler Olaf Scholz kündigt 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr an. Russlands Präsident Wladimir Putin versetzt die Abschreckungswaffen der Atommacht in Bereitschaft.
1. März Der Fernsehturm in Kiew nahe der Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar wird mit Raketen angegriffen.
4. März Ein Feuer an Europas größtem Atomkraftwerk nahe Saporischschja
schürt Ängste vor einer nuklearen Katastrophe.
6. März Die Evakuierung der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol scheitert zum wiederholten Mal. Zwei Tage später werden aber Tausende Zivilisten aus der umkämpften Stadt Sumy im Nordosten gerettet. Die USA erlassen ein Importverbot für Öl aus Russland.
9. März Russland greift eine Geburtsklinik in Mariupol an.
12. März Aus dem Süden und Osten der Ukraine sowie der Region Kiew werden heftige Kämpfe gemeldet.
14. März Eine Redakteurin bei einem TV-Sender protestiert mit einem Plakat im russischen Staatsfernsehen gegen den Krieg.
17. März Selenskyj spricht in einer Botschaft vor dem Bundestag von einer neuen Mauer durch Europa.
19. März Russland meldet den erstmaligen Einsatz einer Kinschal. Die extrem schnelle Hyperschallrakete kann nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung treffen.
23. März Gas aus Russland sollen „unfreundliche“Staaten nach Putins Willen künftig in Rubel begleichen. Deutschland und andere Staaten pochen darauf, weiter in Euro und Dollar zu zahlen.
28. März Die Kämpfe gehen weiter – alleine in Charkiw werden laut Ukraine insgesamt fast 1180 mehrgeschossige Wohnhäuser zerstört.
29. März Die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, überschreitet nach UN-Angaben die Marke von vier Millionen.
30. März Die Bundesregierung setzt wegen einer potenziell möglichen Verschlechterung der Gasversorgung die erste von drei Krisenstufen eines Notfallplans in Kraft.
1. April Westliche Staaten können ihr Gas weiter in Euro und Dollar zahlen, müssen dafür aber ein Konto bei der russischen Gazprombank haben.
3. April In der seit Wochen heftig umkämpften Vorstadt Butscha im Nordwesten der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach dem Abzug russischer Soldaten Dutzende Leichen entdeckt worden. Das russische Verteidigungsministerium dementiert laut einem Agenturbericht einen Massenmord an Zivilisten. 5. April Die russische Seite versucht, in den sozialen Netzwerken Zweifel an der Echtheit von Aufnahmen aus Butscha zu säen und sagt, dass etwa eine Leiche ihren Arm bewege. Später richte sich ein Leichnam auf, was der Blick in den Rückspiegel des Autos bei der Aufnahme verrate. Diese Behauptungen werden von westlichen Experten widerlegt.
8. April Am Morgen wird keine Flugstunde von Kiew entfernt in Kramatorsk der mit Flüchtenden überfüllte
Bahnhof mit einer Rakete beschossen. Einen Tag später wirft die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft Russland vor, bei dem Angriff mit insgesamt mehr als 50 Toten ein Kriegsverbrechen begangen zu haben.
11. April Der österreichische Kanzler besucht Wladimir Putin in Moskau. Ein offizielles Ergebnis des Treffens gibt es nicht. Kritiker aus dem Inund Ausland werfen Karl Nehammer Konzeptlosigkeit vor. (mit dpa)