Drama um Xantener Seeadler-Pärchen
Ein fremdes Männchen übernimmt das Revier auf der Bislicher Insel am Altrhein. Zwei Jungtiere sterben.
XANTEN Das einzige Seeadler-Pärchen in Nordrhein-Westfalen, das seit Jahren immer wieder Nachwuchs hat, ist von einem Artgenossen attackiert und getrennt worden. Dabei sind vermutlich auch die beiden Jungtiere gestorben, die Anfang April erst geschlüpft waren, berichtete Biologin Ilka Weidig. Sie leitet das Naturforum des Regionalverbands Ruhr (RVR) auf der Bislicher Insel bei Xanten.
Dort hatte sich das Pärchen vor einigen Jahren niedergelassen. Als es 2018 zum ersten Mal Nachwuchs bekam, war es nach Angaben des RVR die erste Brut von Seeadlern in NRW seit etwa 200 Jahren. In diesem
Frühjahr sollten die Greifvögel zum vierten Mal Nachwuchs großziehen. Aber dann kam ein Rivale.
Naturfotograf Wolfgang Charles beobachtete das Drama am 10. April, als er die Tiere wieder fotografieren wollte. Wie er unserer Redaktion am Mittwoch berichtete, kämpfte der fremde Seeadler mit dem Männchen, vertrieb es und griff das Weibchen an. Mittlerweile habe er den Eindringling aber auch schon zusammen mit der Seeadler-Dame gesehen. Offenbar wolle das fremde Männchen das Revier übernehmen und mit dem Weibchen zusammenleben.
Solche Territorialkämpfe gehörten zur Natur, sagt Weidig. Diese Auseinandersetzungen seien ganz normal und sogar eine der häufigsten Todesursachen
bei den Seeadlern. Traurig sei natürlich, dass es in diesem Jahr keinen Nachwuchs geben werde. Charles geht davon aus, dass die beiden Jungtiere von dem fremden Männchen getötet wurden. Andernfalls seien sie wahrscheinlich erfroren, weil es in den Nächten um den 10. April herum noch sehr kalt gewesen sei und ihre Eltern sie nicht mehr gewärmt hätten, erklärt Weidig. In den nächsten Monaten werde sich zeigen, ob sich das fremde Männchen tatsächlich mit dem Weibchen auf der Bislicher Insel niederlasse, sagt die Biologin. Allerdings werde es auch dann noch dauern, bis sie Nachwuchs bekämen – die Brutzeit beginne erst wieder Anfang des Jahres.