Erhöhte Übersterblichkeit in NRW
Die Booster-Quote hierzulande ist relativ niedrig. In Sachsen gibt es viele Todesfälle.
DÜSSELDORF Auch wenn sich viele Bürger anders benehmen: Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen. Allein in den vergangenen 24 Stunden wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwoch 348 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona gemeldet. Vor einer Woche waren es 361. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen ist zwar wenig aussagekräftig, aber auch sie stieg innerhalb von 24 Stunden wieder auf 199.000 Fälle. Hierin sind Nachmeldungen enthalten. Am Wochenende melden unter anderem Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen keine Zahlen an das RKI.
Aussagekräftig ist dagegen die sogenannte Übersterblichkeit. Dieser Wert gibt an, wie viele Menschen mehr gestorben sind, als nach der Altersstruktur der Bevölkerung zu erwarten gewesen wäre. Sachsen und Thüringen haben im zweiten
Halbjahr 2021 eine deutliche Übersterblichkeit verzeichnet, wie das Ifo-Institut in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie analysiert. In den beiden Ländern gab es rund 13 Prozent mehr Todesfälle als erwartbar war. „Es fällt auf, dass die Übersterblichkeit umso niedriger ausfällt, je höher die Impfquote in einem Bundesland war“, sagt Marcel Thum, Leiter der Dresdner IfoNiederlassung.
Sachsen hat eine Impfquote von nur 65 Prozent, Thüringen von 70 Prozent. In Nordrhein-Westfalen sind dagegen 80,5 Prozent der Bürger mindestens einmal geimpft. Hier liegt die Übersterblichkeit bei rund drei Prozent. Am besten ist die Corona-Lage in Schleswig-Holstein: Hier lässt sich keine Übersterblichkeit feststellen. Die Quote der mindestens einmal Geimpften liegt hier wie in NRW bei 80,5 Prozent. Jedoch haben sich in Schleswig-Holstein deutlich mehr Menschen boostern lassen – nämlich 72 Prozent, in NRW sind es nur 62 Prozent. Offenbar macht die Auffrischung einen großen Unterschied, weil das Antikörperlevel nach zwei Impfungen auf Dauer zu gering ist.
Düster ist auch die Gesamtbilanz: Seit Ausbruch der Pandemie 2020 sind in Deutschland laut RKI 133.308 Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben. 21 Millionen sind erkrankt und genesen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, viele Infektionen werden nicht erkannt oder gemeldet.