Netflix denkt über Werbung nach
Der Streamingdienst hat Kunden verloren. Jetzt gibt es Überlegungen, um über andere Wege Geld einzunehmen.
FRANKFURT Der Streaminganbieter Netflix hat zum ersten Mal seit elf Jahren Kunden verloren. Im ersten Quartal sank die Zahl der Bezahlabos um 200.000 auf 221,6 Millionen weltweit. Dabei hatte das Unternehmen für die ersten drei Monate mit 2,5 Millionen neuen Kunden gerechnet. Für die Entwicklung nannte Netflix mehrere Gründe: So steige der Konkurrenzdruck, die Folgen des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation wirkten sich aus, und außerdem teilten viele Kunden ihre Passwörter mit anderen Nutzern, sodass die Zahl der Haushalte, die nicht zahlten, bei etwa 100 Millionen liege.
„Das ist ein kompletter Sturm für Netflix“, sagt Elias Halbig, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment. Die Anleger zeigten sich jedenfalls sehr enttäuscht, die Aktie verlor mit dem US-Börsenstart um mehr als 36 Prozent an Wert. Das Unternehmen zieht sich wegen des Ukraine-Kriegs komplett aus Russland
Disney Plus liegt mit 130 Millionen auf dem zweiten Rang, Amazon Prime auf Platz drei. Anders als die Wettbewerber erwirtschaftet Netflix zudem Gewinn, wenn auch mit 1,6 Milliarden Euro im ersten Quartal weniger als ein Jahr zuvor. Allen gemeinsam ist zudem, dass die Kundinnen und Kunden aufgrund der schlechteren Wirtschaftslage und der hohen Inflation zunehmend zumindest monatsweise ihr Abo kündigen könnten, damit sie besser über die Runden kommen.
Nicht nur die Netflix-Aktie wurde an der Börse jedoch abgestraft. Auch die wachsende Konkurrenz. Disney Plus, Amazon Prime oder Warner Bros. Discovery, das erst kürzlich aus HBO Max und Discovery Plus fusionierte, leiden unter ähnlichen Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass die Medienunternehmen erkannt haben, dass sie ohne einen Streamingdienst nicht zukunftsfähig aufgestellt sind. Der Wettbewerb dürfte also auch in Zukunft hart bleiben.