Von der Videothek zum Streamingdienst
zurück, deshalb fielen etwa 700.000 Abos weg.
Schon im Januar hatte Netflix seine Prognose für das erste Quartal zurückgenommen. Was die Aktionäre aber noch mehr schockierte als der Kundenverlust im ersten Quartal, war der trübe Ausblick auch auf das laufende zweite Vierteljahr. Denn da rechnet der Streaminganbieter damit, weitere zwei Millionen an Abonnements zu verlieren. Dabei steht Netflix mit seinen Produktionen stark da – beliebt sind derzeit etwa Serien wie „Stranger Things“oder Filme wie „The Gray Man“mit Ryan Gosling.
War der Streaminganbieter zu Beginn der Pandemie einer der Krisengewinner, so kehre sich dieser Trend jetzt um: „Die Menschen haben nun Alternativen“, sagt Elias Halbig von Union Investment. „Sie können ihre Freizeit wegen der Lockerungen auch wieder anders gestalten, Freunde treffen, in Urlaub fahren.“Und diese schlechtere Entwicklung dürfte mit dem laufenden Quartal nicht beendet sein, fürchtet Halbig.
Gründung Netflix wurde von Reed Hastings und Marc Randolph 1997 in Kalifornien gegründet. Zunächst handelte es sich um eine Online-Videothek mit dem Versand von Filmen an seine Abonnenten.
Streaming 2007 machte das Unternehmen die Inhalte per Streaming für Abonnenten zugänglich. Bis März 2020 hatte der Mediendienst knapp 3000 Film- und Fernsehsendungen angeboten.
Wie groß die Sorgen im Unternehmen sind, zeigen auch die Gedankenspiele von Netflix-Chef Reed Hastings, der künftig Werbe-Clips einspielen will – das galt bisher im Unternehmen als tabu. Ein durch Werbung unterstütztes Angebot könnte „viel Sinn“ergeben, sagte er bei der Vorstellung der Quartalsbilanz. Das könne auch über unterschiedliche Abonnement-Modelle geschehen – wer Werbung akzeptiere, zahle dann weniger als diejenigen, die weiter werbefrei schauen wollten.
Auch die Zahl der geteilten Abos könnte man beschränken, indem man etwa die Nutzer zur Kasse bitte, die Netflix aus einer anderen Stadt schauten als die, in der das Abo registriert sei. Identifizieren könne man diese technisch wahrscheinlich anhand der IP-Adresse. „Man könnte vielleicht auch den Preis für ein geteiltes Abonnement geringfügig erhöhen“, vermutet Experte Halbig.
Trotz des Kundenschwunds ist Netflix weiter mit Abstand die Nummer eins unter den Streaminganbietern.