Rheinische Post Emmerich-Rees

Lanxess baut Quartalsum­satz auf 2,4 Milliarden Euro aus

Rohstoffe und Energie sind noch einmal deutlich teurer geworden. Die Bürger müssen sich daher auf steigende Preise einstellen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Auch am Tag des Bieres, der sich aus Anlass der Verkündung des Reinheitsg­ebotes im Jahre 1516 an diesem Samstag zum 506. Male jährt und doch eigentlich einer zum Genießen sein sollte, ist Deutschlan­ds Bierbrauer­n so gar nicht zum Feiern zumute. So wie vielen anderen Unternehme­n, deren Geschäft unter den Folgen der Pandemie gelitten hat.

Schon vor mehr als zwei Monaten meldete der Deutsche BrauerBund (DBB) für die Branche massive Einbußen für 2021. Das Statistisc­he Bundesamt errechnete für das vergangene Jahr ein Absatzminu­s von 3,4 Prozent auf sieben Milliarden Liter gegenüber dem Vorjahr, das bereits ein Rekordminu­s gebracht hatte. Fast neun Prozent lagen die Brauer somit unter dem Vor-PandemieNi­veau.

Das ist das Ergebnis von zwei Jahren, in denen Kneipen und Restaurant­s teils über Monate geschlosse­n bleiben mussten, Konzerte in der Regel abgesagt oder zumindest verschoben wurden, andere Großverans­taltungen wie Kirmes, Stadtfeste und Weihnachts­märkte genauso ausfielen wie die Weihnachts­feiern der Betriebe.

Deshalb ist das Umsatzminu­s noch deutlich größer als die Absatzverl­uste, denn in der Gastronomi­e und bei Events ist die Wertschöpf­ung laut Brauer-Bund höher als im Handel: „Die Omikron-Welle trifft auf Betriebe, die durch die Auswirkung­en der nunmehr fast zwei Jahre andauernde­n Krise bereits stark geschwächt sind und nicht selten mit dem Rücken zur Wand stehen“, sagte seinerzeit DBB-Hauptgesch­äftsführer Holger Eichele.

Und jetzt auch noch der Krieg. Russlands Einmarsch hat abseits allen menschlich­en Elends in der Ukraine die ohnehin schwierige wirtschaft­liche Lage weiter verschärft. „Was gerade passiert, sprengt alle Dimensione­n. Wir sehen bei Rohstoffen, Verpackung­en, Energie und Logistik nie gekannte Preiserhöh­ungen. In den Brauereien laufen die Kosten völlig aus dem Ruder. Besonders bei Braumalz und Neuglas schießen die Einkaufspr­eise durch die Decke. Ein Ende dieser Entwicklun­g ist nicht in Sicht. Wir fahren mit hohem Tempo durch eine Nebelwand“, sagt Eichele.

Dabei waren die Preise für Rohstoffe ohnehin schon massiv gestiegen (Malz beispielsw­eise verteuerte sich in der ersten Jahreshälf­te 2021 von 200 auf 370 Euro je Tonne), genauso wie jene für Verpackung­sund Transportm­aterialien (die Palettenpr­eise haben sich verdoppelt, zudem gibt es wegen des Holzmangel­s immer noch Lieferengp­ässe).

Jetzt sind auch noch die Energiekos­ten durch den Krieg und die damit verbundene, nicht enden wollende Diskussion um ein mögliches Gas-Embargo der Europäisch­en Union gegen Russland noch einmal gewaltig gestiegen, wie andernorts auch. Bei den Brauern würden in einem solchen Fall beispielsw­eise die meisten Sudkessel stillstehe­n. Ein Szenario, das sich keiner ausmalen mag.

„Es ist klar, dass derart drastische Kostenstei­gerungen auf den Preis umgelegt werden müssen. Ich denke, die meisten Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r haben dafür auch Verständni­s“, glaubt Eichele. Die Kunden sähen, unter welch immensem Kostendruc­k besonders die Lebensmitt­elwirtscha­ft stehe. Preiserhöh­ungen von etwa einem Euro auf einen 20er-Kasten Pils gelten als denkbar. „Wir erwarten, dass auch der Handel erkennt, in welcher schwierige­n Situation sich die Brauereien befinden. Die marktbeher­rschenden Handelskon­zerne können nicht einfach wegsehen, wenn ihre Lieferante­n exzessiven und existenzge­fährdenden Kostenstei­gerungen ausgesetzt sind“, fordert Eichele.

Zu den massiven Problemen, die Corona und die Folgen im deutschen Geschäft ausgelöst haben, kommt, dass Russland für deutsche Brauer die wichtigste Region außerhalb der EU als Absatzmark­t weggefalle­n ist. Immerhin führten die Brauer dorthin im vergangene­n Jahr etwa zwei Millionen Hektoliter Bier aus – rund ein Achtel des gesamten Exports. Aber nach dem Angriff auf die Ukraine haben sich die deutschen Anbieter vom russischen Markt verabschie­det – teils, weil sie das Geschäft nicht mehr machen wollten; teils, weil sich russische Kunden das deutsche Bier nicht mehr leisten konnten oder wollten.

Die Prognose für 2022 ist vor diesem Hintergrun­d mit vielen Fragezeich­en behaftet. Der DBB rechnet „allenfalls mit einer langsamen Erholung“. Viele Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r seien verunsiche­rt und mieden die Gastronomi­e noch immer – „trotz hervorrage­nder und wirksamer Hygienekon­zepte“. Wegen der stark gestiegene­n Lebenshalt­ungskosten seien auch schon zahlreiche Buchungen storniert worden. Dazu kämen die coronabedi­ngten Veranstalt­ungsabsage­n.

„Wir fahren mit hoher Geschwindi­gkeit durch eine Nebelwand“Holger Eichele Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Brauer-Bundes

KÖLN (dpa/rtr) Lanxess ist überrasche­nd gut in das neue Jahr gestartet: Der Spezialche­miekonzern mit Sitz in Köln hat im ersten Quartal auch dank höherer Preise für seine Produkte sowohl Umsatz und operativen Ertrag stärker als vom Markt erwartet steigern können. LanxessAkt­ien legten am Mittwoch im Tagesverla­uf deutlich an Wert zu. Mit einem Plus von 5,6 Prozent waren sie die größten Gewinner im M-Dax.

„Die Nachfrage nach unseren Produkten der margenstar­ken Spezialche­mie bleibt auch jetzt hoch“, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert. Der operative Ertrag (Ebitda) vor Sondereinf­lüssen werde im ersten Quartal voraussich­tlich 320 Millionen Euro erreichen und damit die durchschni­ttliche Markterwar­tung von 300 Millionen Euro übertreffe­n. Der Umsatz werde wohl bei 2,4 Milliarden Euro liegen – auch dies sei mehr als vom Markt erwartet und bedeute eine Steigerung von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahresq­uartal. Endgültige Zahlen für den Zeitraum zwischen Januar und März wird Lanxess am 5. Mai vorlegen.

Zachert hatte bereits im März einen „starken Start“in das laufende

Jahr vermeldet. „Wir konnten Rohstoffun­d Energiepre­ise stark weiterreic­hen bei sehr guten Volumen“, bilanziert­e er damals. Lanxess erwarte für 2022 einen „deutlichen Ergebniszu­wachs“. Seine Geschäftst­ätigkeit mit russischen Kunden hatte das Unternehme­n nach dem Überfall auf die Ukraine – soweit vertraglic­h möglich – bis auf Weiteres eingestell­t. Investitio­nen in Russland wurden ausgesetzt. Die direkten wirtschaft­lichen Auswirkung­en für Lanxess seien überschaub­ar. In Russland und der Ukraine fuhr Lanxess weniger als ein Prozent des Konzernums­atzes ein. Lanxess bleibe „angesichts der geopolitis­chen Unwägbarke­iten für die weitere Entwicklun­g des Jahres sehr wachsam“, unterstric­h Zachert nun.

Das Geschäft mit der Spezialche­mie läuft trotz gestiegene­r Energiekos­ten und belasteter Lieferkett­en auch bei Konkurrent­en rund. „Das Geschäft brummt und die Zahlen stimmen – wir werden weiter wachsen und das kräftig“, hatte der Chef des Essener Konkurrent­en Evonik, Christian Kullmann, Anfang März noch erklärt. Auch der Rivale Evonik hatte nach eigener Aussage gestiegene Kosten an die Kunden weiterreic­hen können.

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FOTO: IMAGO Lanxess-Chef Matthias Zachert

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