Lanxess baut Quartalsumsatz auf 2,4 Milliarden Euro aus
Rohstoffe und Energie sind noch einmal deutlich teurer geworden. Die Bürger müssen sich daher auf steigende Preise einstellen.
DÜSSELDORF Auch am Tag des Bieres, der sich aus Anlass der Verkündung des Reinheitsgebotes im Jahre 1516 an diesem Samstag zum 506. Male jährt und doch eigentlich einer zum Genießen sein sollte, ist Deutschlands Bierbrauern so gar nicht zum Feiern zumute. So wie vielen anderen Unternehmen, deren Geschäft unter den Folgen der Pandemie gelitten hat.
Schon vor mehr als zwei Monaten meldete der Deutsche BrauerBund (DBB) für die Branche massive Einbußen für 2021. Das Statistische Bundesamt errechnete für das vergangene Jahr ein Absatzminus von 3,4 Prozent auf sieben Milliarden Liter gegenüber dem Vorjahr, das bereits ein Rekordminus gebracht hatte. Fast neun Prozent lagen die Brauer somit unter dem Vor-PandemieNiveau.
Das ist das Ergebnis von zwei Jahren, in denen Kneipen und Restaurants teils über Monate geschlossen bleiben mussten, Konzerte in der Regel abgesagt oder zumindest verschoben wurden, andere Großveranstaltungen wie Kirmes, Stadtfeste und Weihnachtsmärkte genauso ausfielen wie die Weihnachtsfeiern der Betriebe.
Deshalb ist das Umsatzminus noch deutlich größer als die Absatzverluste, denn in der Gastronomie und bei Events ist die Wertschöpfung laut Brauer-Bund höher als im Handel: „Die Omikron-Welle trifft auf Betriebe, die durch die Auswirkungen der nunmehr fast zwei Jahre andauernden Krise bereits stark geschwächt sind und nicht selten mit dem Rücken zur Wand stehen“, sagte seinerzeit DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele.
Und jetzt auch noch der Krieg. Russlands Einmarsch hat abseits allen menschlichen Elends in der Ukraine die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage weiter verschärft. „Was gerade passiert, sprengt alle Dimensionen. Wir sehen bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik nie gekannte Preiserhöhungen. In den Brauereien laufen die Kosten völlig aus dem Ruder. Besonders bei Braumalz und Neuglas schießen die Einkaufspreise durch die Decke. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Wir fahren mit hohem Tempo durch eine Nebelwand“, sagt Eichele.
Dabei waren die Preise für Rohstoffe ohnehin schon massiv gestiegen (Malz beispielsweise verteuerte sich in der ersten Jahreshälfte 2021 von 200 auf 370 Euro je Tonne), genauso wie jene für Verpackungsund Transportmaterialien (die Palettenpreise haben sich verdoppelt, zudem gibt es wegen des Holzmangels immer noch Lieferengpässe).
Jetzt sind auch noch die Energiekosten durch den Krieg und die damit verbundene, nicht enden wollende Diskussion um ein mögliches Gas-Embargo der Europäischen Union gegen Russland noch einmal gewaltig gestiegen, wie andernorts auch. Bei den Brauern würden in einem solchen Fall beispielsweise die meisten Sudkessel stillstehen. Ein Szenario, das sich keiner ausmalen mag.
„Es ist klar, dass derart drastische Kostensteigerungen auf den Preis umgelegt werden müssen. Ich denke, die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher haben dafür auch Verständnis“, glaubt Eichele. Die Kunden sähen, unter welch immensem Kostendruck besonders die Lebensmittelwirtschaft stehe. Preiserhöhungen von etwa einem Euro auf einen 20er-Kasten Pils gelten als denkbar. „Wir erwarten, dass auch der Handel erkennt, in welcher schwierigen Situation sich die Brauereien befinden. Die marktbeherrschenden Handelskonzerne können nicht einfach wegsehen, wenn ihre Lieferanten exzessiven und existenzgefährdenden Kostensteigerungen ausgesetzt sind“, fordert Eichele.
Zu den massiven Problemen, die Corona und die Folgen im deutschen Geschäft ausgelöst haben, kommt, dass Russland für deutsche Brauer die wichtigste Region außerhalb der EU als Absatzmarkt weggefallen ist. Immerhin führten die Brauer dorthin im vergangenen Jahr etwa zwei Millionen Hektoliter Bier aus – rund ein Achtel des gesamten Exports. Aber nach dem Angriff auf die Ukraine haben sich die deutschen Anbieter vom russischen Markt verabschiedet – teils, weil sie das Geschäft nicht mehr machen wollten; teils, weil sich russische Kunden das deutsche Bier nicht mehr leisten konnten oder wollten.
Die Prognose für 2022 ist vor diesem Hintergrund mit vielen Fragezeichen behaftet. Der DBB rechnet „allenfalls mit einer langsamen Erholung“. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher seien verunsichert und mieden die Gastronomie noch immer – „trotz hervorragender und wirksamer Hygienekonzepte“. Wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten seien auch schon zahlreiche Buchungen storniert worden. Dazu kämen die coronabedingten Veranstaltungsabsagen.
„Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit durch eine Nebelwand“Holger Eichele Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes
KÖLN (dpa/rtr) Lanxess ist überraschend gut in das neue Jahr gestartet: Der Spezialchemiekonzern mit Sitz in Köln hat im ersten Quartal auch dank höherer Preise für seine Produkte sowohl Umsatz und operativen Ertrag stärker als vom Markt erwartet steigern können. LanxessAktien legten am Mittwoch im Tagesverlauf deutlich an Wert zu. Mit einem Plus von 5,6 Prozent waren sie die größten Gewinner im M-Dax.
„Die Nachfrage nach unseren Produkten der margenstarken Spezialchemie bleibt auch jetzt hoch“, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert. Der operative Ertrag (Ebitda) vor Sondereinflüssen werde im ersten Quartal voraussichtlich 320 Millionen Euro erreichen und damit die durchschnittliche Markterwartung von 300 Millionen Euro übertreffen. Der Umsatz werde wohl bei 2,4 Milliarden Euro liegen – auch dies sei mehr als vom Markt erwartet und bedeute eine Steigerung von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Endgültige Zahlen für den Zeitraum zwischen Januar und März wird Lanxess am 5. Mai vorlegen.
Zachert hatte bereits im März einen „starken Start“in das laufende
Jahr vermeldet. „Wir konnten Rohstoffund Energiepreise stark weiterreichen bei sehr guten Volumen“, bilanzierte er damals. Lanxess erwarte für 2022 einen „deutlichen Ergebniszuwachs“. Seine Geschäftstätigkeit mit russischen Kunden hatte das Unternehmen nach dem Überfall auf die Ukraine – soweit vertraglich möglich – bis auf Weiteres eingestellt. Investitionen in Russland wurden ausgesetzt. Die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen für Lanxess seien überschaubar. In Russland und der Ukraine fuhr Lanxess weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes ein. Lanxess bleibe „angesichts der geopolitischen Unwägbarkeiten für die weitere Entwicklung des Jahres sehr wachsam“, unterstrich Zachert nun.
Das Geschäft mit der Spezialchemie läuft trotz gestiegener Energiekosten und belasteter Lieferketten auch bei Konkurrenten rund. „Das Geschäft brummt und die Zahlen stimmen – wir werden weiter wachsen und das kräftig“, hatte der Chef des Essener Konkurrenten Evonik, Christian Kullmann, Anfang März noch erklärt. Auch der Rivale Evonik hatte nach eigener Aussage gestiegene Kosten an die Kunden weiterreichen können.