Mehr Fahrgäste für Ruf-Bus begeistern
Das Prinzip ist richtig: wer seine Stadt mit Hochschule attraktiver machen möchte, muss den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ausbauen. Es muss verlässliche, eng getaktete Linien geben, die auch dann fahren, wenn man abends einmal ins Kino möchte. Wer den Autoverkehr reduzieren will, muss das ebenfalls tun. Doch die Klever Straßenbahn, die ein solch verlässlicher Verkehr war, wurde nach 50 Jahren als Verkehrsmittel Anfang der 1960er Jahre eingestellt. Heute hätte man sie gerne wieder: Die am besten frequentierte Buslinie in Kleve, die des Stadtbusses,
zeigt, dass bei enger Taktung, einfachem Tarifsystem und einer klaren Streckenführung Menschen tatsächlich auf den Bus umsteigen. Jetzt wird mit viel Geld, das vor allem vom Land kommt, ein On-Demand-Bus-System, ein RufBus-System, in Kleve etabliert. Das funktioniert in Großstädten (wie MOIA in Hamburg und Hannover vor Corona zeigte) und soll im ländlichen Bereich die Defizite im ÖPNV ausgleichen. In Kleve ist der Erfolg eher bescheiden: Wenn es nicht gelingt, in den verbleibenden gut eineinhalb Jahren mehr Menschen für die App-gesteuerten-Minibusse
zu begeistern, ist mit einer Fahrt am Tag pro Fahrzeug das Projekt gescheitert. Das wäre schade. Deshalb muss das System leichter zu bedienen sein, verlässlich in der angegebenen Zeit den Fahrgast abholen und nicht zuletzt mehr beworben und erklärt werden. Von selbst kommt der Auto-verwöhnte Niederrheiner nämlich nicht in einen Bus, den er nicht kennt und von dem er nur sehr wenig weiß.
Matthias Graß
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