Eine Fußballregel für die Fans
Der europäische Fußballverband Uefa schafft es nicht oft, den Fußball mit seinen Entscheidungen attraktiver zu machen. Aber mit der Abschaffung der Auswärtstorregel hat er die K.o.-Runde in den europäischen Wettbewerben gerettet. Lange gingen die Teams nicht mehr so risikofreudig und offensiv in die Spiele wie in dieser Saison. Das Champions-League-Halbfinale zwischen Manchester City und Real Madrid ist dafür das beste Beispiel. 4:3 gewann City das Hinspiel im eigenen Stadion. Ein Sieg – aber mit hohem Risiko. Denn Jahrzehnte galt in den europäischen Wettbewerben: Bei Gleichstand nach Hin- und Rückspiel erreicht das Team die nächste Runde, das mehr Auswärtstore erzielt hat. Das sollte den Nachteil der Auswärtsmannschaften – etwa durch weniger Fanunterstützung oder schlechte Platzverhältnisse beim Gegner – ausgleichen und für weniger Verlängerungen sorgen. Das tat diese Regel auch. Sie führte aber auch dazu, dass die Heimmannschaften im Hinspiel oft darauf bedacht waren, bloß kein Gegentor zu kassieren.
Natürlich ist es immer Spekulation, was gewesen wäre, wenn. Aber es ist kaum vorstellbar, dass sich Manchester City bei einem Halbfinale mit Auswärtstorregel auf ein derartiges Offensivspektakel im Hinspiel eingelassen hätte. Denn dann hätte Real nach dem 4:3 in Manchester das 2:1 in der 91. Minute zum Weiterkommen gereicht. Ohne die Auswärtstorregel bekam City noch die Chance der Verlängerung.
Die neue Regelung erhöht für die Mannschaften nicht nur den Druck, auf Sieg zu spielen, sondern macht den Wettbewerb auch gerechter. Offensivfußball mit vielen Toren, der für die Fans deutlich attraktiver ist als eine Abwehrschlacht und der auch neue Zuschauer gewinnen kann, wird so belohnt. Das ist ein wichtiger Schritt für den Fußball, wenn er Menschen weiterhin – oder wieder – begeistern will.