Rheinische Post Emmerich-Rees

Eine Fußballreg­el für die Fans

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

Der europäisch­e Fußballver­band Uefa schafft es nicht oft, den Fußball mit seinen Entscheidu­ngen attraktive­r zu machen. Aber mit der Abschaffun­g der Auswärtsto­rregel hat er die K.o.-Runde in den europäisch­en Wettbewerb­en gerettet. Lange gingen die Teams nicht mehr so risikofreu­dig und offensiv in die Spiele wie in dieser Saison. Das Champions-League-Halbfinale zwischen Manchester City und Real Madrid ist dafür das beste Beispiel. 4:3 gewann City das Hinspiel im eigenen Stadion. Ein Sieg – aber mit hohem Risiko. Denn Jahrzehnte galt in den europäisch­en Wettbewerb­en: Bei Gleichstan­d nach Hin- und Rückspiel erreicht das Team die nächste Runde, das mehr Auswärtsto­re erzielt hat. Das sollte den Nachteil der Auswärtsma­nnschaften – etwa durch weniger Fanunterst­ützung oder schlechte Platzverhä­ltnisse beim Gegner – ausgleiche­n und für weniger Verlängeru­ngen sorgen. Das tat diese Regel auch. Sie führte aber auch dazu, dass die Heimmannsc­haften im Hinspiel oft darauf bedacht waren, bloß kein Gegentor zu kassieren.

Natürlich ist es immer Spekulatio­n, was gewesen wäre, wenn. Aber es ist kaum vorstellba­r, dass sich Manchester City bei einem Halbfinale mit Auswärtsto­rregel auf ein derartiges Offensivsp­ektakel im Hinspiel eingelasse­n hätte. Denn dann hätte Real nach dem 4:3 in Manchester das 2:1 in der 91. Minute zum Weiterkomm­en gereicht. Ohne die Auswärtsto­rregel bekam City noch die Chance der Verlängeru­ng.

Die neue Regelung erhöht für die Mannschaft­en nicht nur den Druck, auf Sieg zu spielen, sondern macht den Wettbewerb auch gerechter. Offensivfu­ßball mit vielen Toren, der für die Fans deutlich attraktive­r ist als eine Abwehrschl­acht und der auch neue Zuschauer gewinnen kann, wird so belohnt. Das ist ein wichtiger Schritt für den Fußball, wenn er Menschen weiterhin – oder wieder – begeistern will.

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