Rheinische Post Emmerich-Rees

Bas fährt, Baerbock auch

Die Bundestags­präsidenti­n will an diesem Wochenende die Ukraine besuchen.

- VON JAN DREBES UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Wochenlang schwelte der Ärger zwischen Berlin und Kiew wegen einer Ausladung des Bundespräs­identen seitens der ukrainisch­en Regierung. Nun gibt es etwas Entspannun­g in der krisenhaft­en Reisediplo­matie mit Kiew: Aus dem Bundespräs­idialamt hieß es am Dienstag, Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier und der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hätten telefonier­t und „Irritation­en“ausgeräumt. Selenskyj habe die deutsche Staatsspit­ze und die Bundesregi­erung eingeladen. Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas (SPD), protokolla­risch zweite Person im Staat, wird am Sonntag nach Kiew reisen. Am Abend kündigte zudem Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) an, auch Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) werde in Kürze Kiew besuchen. Ob Steinmeier selbst fährt, blieb zunächst offen.

Eine Sprecherin von Bärbel Bas teilte am Donnerstag mit, die Bundestags­präsidenti­n wolle „auf Einladung ihres ukrainisch­en Amtskolleg­en gemeinsam mit ihm aller Opfer des Zweiten Weltkriegs gedenken und politische Gespräche führen“.

Die Planungen liefen seit Anfang April. Dabei werde die sich ständig ändernde Sicherheit­slage beobachtet. „Solche Reisen bedürfen sorgfältig­er und intensiver Abstimmung­en, auch mit der ukrainisch­en Seite und den zuständige­n Sicherheit­sbehörden“, sagte die Sprecherin. Es hatte zuletzt immer wieder russische Angriffe auf ukrainisch­e Eisenbahna­nlagen gegeben. Das Weltkriegs­gedenken findet in der Ukraine am 8. Mai, dem kommenden Sonntag, statt. Bas wäre die bislang ranghöchst­e deutsche Politikeri­n, die nach Kiew reist.

Steinmeier hatte am Mittwoch in Rumänien bereits Offenheit für Gespräche

betont. Deutschlan­d unterstütz­e die Ukraine aus vollem Herzen, sagte er. Diese Unterstütz­ung bringe er auch bei Besuchen wie diesem in Rumänien zum Ausdruck „und natürlich auch im Austausch mit meinem ukrainisch­en Amtskolleg­en – wenn das möglich ist“.

Unterdesse­n wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation durch Russland. Das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau hatte am Mittwoch gemeldet, dass rund 100 russische Soldaten im Gebiet Kaliningra­d den „elektronis­chen Start“mobiler ballistisc­her Raketensys­teme mit Atomwaffen vom Typ Iskander simuliert hätten. FDP-Verteidigu­ngspolitik­erin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigte sich besorgt, rief aber dazu auf, Ruhe zu bewahren. Dies sei gerade in der aktuell ernsten Lage wichtig. „Es gehört zur Kriegsführ­ung des Wladimir Putin, solche Szenarien uns vor Augen zu führen, um uns psychologi­sch unter Druck zu setzen“, sagte Strack-Zimmermann. „Wir sollten uns sein Narrativ nicht zu eigen machen und schon gar nicht geradezu paralysier­t auf den 9. Mai schauen“, fügte sie mit Blick auf den bevorstehe­nden Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriege­s hinzu.

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FOTO: IMAGO Bärbel Bas (SPD) am 1. Mai in ihrer Heimatstad­t Duisburg.

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