US-Botschafterin Gutmann lobt deutsche Unterstützung
DÜSSELDORF Die neue US-Botschafterin Amy Gutmann hat Deutschland gegen den Vorwurf in Schutz genommen, die Ukraine zu zögerlich zu unterstützen. „Der Bundeskanzler war vom ersten Tag an vorbereitet“, sagte sie bei ihrem Antrittsbesuch in Düsseldorf vor Journalisten und verwies auf seine Zeitenwende-Rede. Deutschland brauche manchmal etwas länger, sei aber stets verlässlich. „Ich muss der deutschen Regierung aus ganzem Herzen applaudieren.“Man dürfe nicht zu einer Eskalation beitragen, für die dann jedoch allein Russlands Präsident Wladimir Putin – „so brutal wie jeder andere Diktator der Neuzeit“– verantwortlich wäre.
Ob sich die Bundesregierung von der Kritik des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk beleidigt fühlen sollte, wollte Gutmann nicht beantworten, warb aber für Verständnis. „Wir sollten begreifen, warum die ukrainischen Vertreter sagen, was sie sagen.“Es sei eine Tugend, offen zu sprechen, die Ukraine stehe unter enormem Druck.
Gutmann vertritt die USA seit zwei Monaten in Berlin. Sie wolle nun Deutschland besser kennenlernen, sagte die frühere Präsidentin der Universität von Pennsylvania. Das duale Bildungssystem hob sie besonders hervor und wies auf einen persönlichen Bezug hin. Ihr Vater, ein orthodoxer Jude in Nürnberg, habe eine Lehre in Metallverarbeitung gemacht, bevor er vor den Nazis zunächst nach Indien flüchtete; später lernte er ihre Mutter in den USA kennen.
Die Ukraine kämpfe „den klassischen gerechten Krieg“, den sie auch gewinnen müsse, um weitere Aggressionen Russlands zu verhindern. Die USA schickten keine Truppen, aber die finanziellen und materiellen Ressourcen seien unerschöpflich. „Wir sollten großen Stolz empfinden, dass die USA und Deutschland engere Verbündete sind als jemals zuvor.“Auch Nato und Europäische Union seien gestärkt. Die Hilfen der USA für die Ukraine seien die größten dieser Art seit dem MarshallPlan für Deutschland.