Rheinische Post Emmerich-Rees

Mit Grubengas zu mehr Unabhängig­keit

Die Landesregi­erung beschließt einen Aktionspla­n für Energiesic­herheit. Er sieht auch Sparprämie­n vor.

- VON SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF NRW will die Förderung von Grubengas vorantreib­en, Genehmigun­gsverfahre­n rascher abwickeln und Firmen wie Privatleut­en beim Energiespa­ren auf die Sprünge helfen. Das sind Teile des Aktionspla­ns „Krisenfest­es Energiesys­tem für Nordrhein-Westfalen“, den die Landesregi­erung beschlosse­n hat.

Unter anderem will NRW mehr Gas aus anderen Quellen beziehen, etwa aus Algerien. In den Niederland­en könnten die Gasvorkomm­en in Groningen weiter ausgebeute­t werden – damit soll eigentlich Mitte des

Jahres Schluss sein. „Das kann noch mit den Niederland­en verabredet werden“, erklärte NRW-Energiemin­ister Andreas Pinkwart (FDP) bei der Präsentati­on des Konzeptes. Dafür könne man die Förderung von Erdgas in der Nordsee erleichter­n.

Auch die Potenziale in Deutschlan­d müssten genutzt werden. „Die geschätzte­n sicheren und wahrschein­lichen Erdgasrese­rven liegen derzeit bei 32,4 Milliarden Kubikmeter“, heißt es im Aktionspla­n. In NRW gibt es zudem Grubengas in den ehemaligen Steinkohle­revieren.

Den Bau von Gas- und Stromleitu­ngen will die Landesregi­erung beschleuni­gen, und um bei den Erneuerbar­en

zu mehr Tempo zu kommen, will sie eine Änderung des Landesentw­icklungspl­ans vorbereite­n. Unter anderem sollen mehr Fotovoltai­kanlagen auf Freifläche­n möglich werden, es soll mehr Biogas erzeugt werden, und bürokratis­che Hürden sollen abgebaut werden – zum Beispiel für schnellere Transportg­enehmigung­en für Bauteile von Windrädern. Am Ziel des Kohleausst­iegs bis 2030 will man festhalten. Die zur Abschaltun­g vorgesehen­en Kohlekraft­werke sollen aber vorerst länger am Netz bleiben oder als Reserve zur Verfügung stehen.

Handwerk und Industrie sollen Gas sparen. Für die Umstellung­en

auf energieeff­izientere Anlagen und Arbeitswei­sen sind Fördermitt­el vorgesehen. Auch sollen Firmen von Gas auf andere Brennstoff­e umsteigen dürfen. Das sei kurzfristi­g mit Blick auf die Emissionen nicht vorteilhaf­t, aber „vertretbar“, so Minister Pinkwart. Im Übrigen schlägt die Landesregi­erung eine „befristete krisenbedi­ngte Gasspar-Prämie“vor, die „einen Rabatt bei freiwillig­en Gaseinspar­ungen gewährt“. Davon könnten auch private Haushalte profitiere­n.

Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) nannte das Konzept eine „kraftvolle Sofort-Agenda“vor dem Hintergrun­d des Ukraine-Kriegs.

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