Weniger Verluste bei der Lufthansa
Das Unternehmen ist optimistisch, weil die Menschen wieder reisen. Trotzdem werden Tickets teurer.
FRANKFURT „Wir haken die Krise mental ab, die Lufthansa-Group geht wieder in die Offensive.“Lufthansa-Chef Carsten Spohr (Foto) gab sich bei der Vorstellung der Bilanz für das erste Quartal optimistisch. Mit gutem Grund: Denn die Menschen reisen wieder. So flogen im ersten Quartal trotz pandemiebedingt schleppenden Beginns 13 Millionen Passagiere mit den verschiedenen Konzerngesellschaften, viermal so viele wie noch ein Jahr zuvor. Der Umsatz verdoppelte sich in diesem Zeitraum auf 5,4 Milliarden Euro.
Doch die Reisenden müssen sich nun auf höhere Preise einstellen. Die stark gestiegenen Kerosinpreise könne die Lufthansa nicht vollständig mit Termingeschäften abfedern, sagte Finanzchef Remco Steenbergen. Die Konsequenz: Die Ticketpreise werden um fast zehn Prozent steigen. Damit lägen sie sogar über dem Vorkrisenniveau von 2019. Steenbergen
glaubt jedoch nicht, dass in dem allgemeinen Inflationsumfeld die Preiserhöhungen die Nachfrage nach Reisen dämpfen würden.
Auch wenn sich die Nachfrage wieder erholt, so reicht das noch nicht für eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Operativ verbuchte die Lufthansa einen Verlust von 591 Millionen
Euro, das war aber deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Gewinnbringer war vor allem wieder die Frachttochter Lufthansa Cargo, die in den ersten drei Monaten operativ fast eine halbe Milliarde Euro Gewinn einflog. Sie profitiert weiter von den Problemen in der Schiffsfracht. So liegen viele Schiffe in chinesischen Häfen fest. Auch die weltweiten Frachtkapazitäten in Passagierflugzeugen sind anders als in der Corona-Krise
eingeschränkt. Eine Prognose für das laufende Jahr wagt die Kranichlinie jedoch nicht. Man könne derzeit nicht die Entwicklung der Ölpreise prognostizieren, sagte Steenbergen.
Davon abgesehen ist die Lufthansa für den weiteren Jahresverlauf jedoch optimistisch. Der Ukraine-Krieg bremse die Reiselust bisher nicht. Viele Passagiere buchten schon Monate im Voraus, sagte Lufthansa-Chef Spohr. Was ihn besonders freut: Die Nachfrage nach „PremiumTickets“erhole sich deutlich schneller als die für die EconomyKlasse. Allmählich kehrten auch die Geschäftsreisenden zurück. Im März waren schon wieder halb so viele geflogen wie vor der Krise, bis Ende 2022 rechnet Spohr damit, wieder 70 Prozent gemessen am Vorkrisenniveau an Bord begrüßen zu dürfen. Allerdings fährt die Lufthansa diese Kapazitäten langsamer hoch als ihre Konkurrenten – das bremse die Kosten. Gedämpft wird der Ausbau auch durch die Lieferprobleme des Flugzeugbauers Boeing. Der wird mit der Auslieferung der spritsparenden Großraumflugzeuge 777x nun erst im Jahr 2025 beginnen – zuletzt hatte Lufthansa noch gehofft, Ende 2023 das erste Flugzeug dieses Typs einsetzen zu können.
Immerhin ist die finanzielle Lage des Konzerns schon wieder so gut, dass auch die Kredite des Schweizer Staats von 1,5 Milliarden Franken bis zur Jahresmitte zurückgeführt werden können. Davon hatte die Schweizer Tochter Swiss jedoch nur 210 Millionen Franken in Anspruch genommen. Die Staatshilfen aus Deutschland hatte Lufthansa schon im vergangenen Jahr getilgt. Allerdings ist der Wirtschaftsstabilisierungsfonds in Deutschland noch mit gut 14 Prozent am Konzern beteiligt.