Problembaum Buche
Das Thema Borkenkäfer spielt im Reichswald kaum eine Rolle mehr. Er hat die Fichtenbestände nahezu komplett zerfressen und andere Bäume werden von ihm nicht befallen. Große Sorgen bereitet die Buche. Zu wenige Niederschläge lassen die Grundwasserspiegel w
KLEVE Das Problem Borkenkäfer, der über einige Jahre hinweg Fichtenbestände zerlegte, hat sich nahezu erledigt. Zehn Prozent betrug der Anteil dieser Baumart im Reichswald. Am gesamten Niederrhein waren es nur fünf bis sechs Prozent. Der Schädling hat in den vergangenen Jahren ganze Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass der Fichtenbestand mittlerweile gegen Null tendiert. Da jede Käferart ihren eigenen Wirtsbaum hat, gibt es für den Forstschädling keine Möglichkeit, für weiteres Schadholz zu sorgen. Dort, wo in Fichtengebieten eine natürliche Verjüngung stattfinden kann, soll sich der Bestand erholen. Auf Arealen, in denen dies aufgrund zu großer Schäden nicht der Fall ist, will der Landesbetrieb Wald und Holz Laubbäume pflanzen, so dass sich dort ein Mischwald bilden kann. Die Pläne sind keine neuen.
Julian Mauerhof (41) ist Leiter des Regionalforstamts Wesel und verantwortlich für 23 Forstreviere, zu denen auch der Kreis Kleve gehört. Für ihn besitzen auch Kahlflächen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. „Diese Räume sind zwar nur von temporärer Natur, doch gibt es hier ein ganz anderes Klima als etwa bei einem geschlossenen Waldbestand. Da wachsen neue lichtliebende Pflanzen, die auch von anderen Tieren gerne gefressen werden. Auch Kleinstlebewesen bieten die Räume wichtige Strukturen“, sagt Mauerhof. Was die Rubrik Nadelholz betrifft, so gibt es im Reichswald noch die Kiefervorkommen. Die sollen ebenfalls mit Laubbäumen durchsetzt werden, damit sie lebensfähiger bleiben.
Ein Problem beim Wegbrechen der Fichtenbestände ist die hohe Wirtschaftlichkeit der Baumart. Sie wächst schnell und ist am Markt nachgefragt. Es sei zwar nur ein geringerer Prozentsatz, den man hätte liefern können, aber der falle jetzt eben weg, so Mauerhof. Denn der Hunger des Handels nach dem Rohstoff ist derzeit enorm. Deutschlands Wälder bleiben eine wichtige Rohstoffquelle. So lag die nationale Holzernte im vergangenen Jahr auf Rekordniveau. Der Anteil von Schadholz ging zudem zurück. Die letzten Jahre waren geprägt von Dürre und damit einhergehend Insektenkalamitäten. „2018 war Holz durch Käfer, Trockenheit und Windwurf in rauen Mengen vorhanden. Der Preisverfall
„Der Preisverfall für Holz war 2018 immens. Das hat sich jetzt geändert“Julian Mauerhof Leiter Regionalforstamt
war immens. Das hat sich jetzt geändert“, sagt Julian Mauerhof. In den vergangenen Jahren war es teurer, den Baum aus dem Wald zu holen, als man anschließend für ihn bekam. Jetzt kostet Holz so viel wie zu Höchstzeiten Ende 2017. Doch schränkt der Fachmann ein: „Wir könnten sicherlich mehr verkaufen. Doch wird das nicht gemacht. Um nachhaltig zu wirtschaften, muss stets mehr nachwachsen, als wir aus dem Wald herausholen.“In den vergangenen Jahren wurden jene Bäume im Forst geschlagen, die geschädigt waren. Jetzt ist es auch wieder frisches Holz.
Sorgen bereitet, wie in den vergangenen Jahren auch, die Trockenheit.
Wer einmal das Laub wegkehrt, sieht sofort: Darunter ist es staubtrocken. „Schon jetzt haben die jungen Bäume große Probleme. Ich werde nicht sagen, dass das Waldsterben 2.0 vorbei ist“, betont der Forstamtsleiter. Gerade jetzt werden feuchte Böden dringend benötigt. Die Blätter werden ausgebildet, das Wasser muss gezogen werden.
Bislang machte vor allem den Flachwurzlern die schlechte Versorgung mit Wasser zu schaffen. Dazu gehört etwa die Fichte. Starker Wind sorgte dafür, dass diese Bäume schneller umgeworfen werden. Orkantief „Zeynep“sortierte hier Mitte Februar noch einmal die wenig Standfesten aus. Doch ist der Punkt erreicht, an dem auch Tiefwurzler mehr als nur Probleme haben. „Das ist auch im Reichswald und Tiergartenwald zu erkennen. Die ganz dicken alten Buchen, die wunderbar tief an das Grundwasser kamen, sind abgestorben oder sterben gerade ab.“Der Wasserspiegel ist gesunken. Die Bäume kommen nicht mehr an das Wasser heran. Laut Experten kann es sieben bis acht Jahre dauern, bis der Spiegel wieder steigt. „Voraussetzung dafür ist aber, dass es normal regnet, und danach sieht es eben nicht aus“, sagt Mauerhof. Kleinere Landregen helfen Tiefwurzlern nicht.
Früher war Deutschland zu zwei Dritteln von Buchenwäldern bedeckt, heute machen sie nur noch 16 Prozent einer insgesamt geschrumpften Waldfläche aus.
2021 war laut Waldzustandsberichte der einzelnen Bundesländer ein recht gutes für den deutschen Wald war. Doch reicht das bei weitem nicht. Es braucht viele gute Jahre, um die schlechten zu kompensieren.