Rheinische Post Emmerich-Rees

„Wir sind die einzige echte Opposition“

Andreas Reiß ist der Landtagska­ndidat für die Partei Die Basis. Sie wolle den Menschen eine Stimme geben, die müde sind von der bisherigen Landes- und Bundespoli­tik. Themen sind unter anderem der ÖPNV und der Volksentsc­heid.

- VON BIANCA MOKWA

KREIS KLEVE Eindeutig weniger los als vor der Bundestags­wahl sei aktuell an den Ständen der Parteien, sagt Andreas Reiß kurz vor der Landtagswa­hl. Woran das liegt, dafür hat der Landtagska­ndidat der Partei Die Basis auch eine Erklärung: „Die Leute haben keinen Bock mehr.“Trotz Parteispit­zenwechsel­s sind die Themen die gleichen geblieben. Die FDP-Wähler würden sich ebenso betrogen fühlen. Hieß es vor der Wahl noch, sie seien gegen die Corona-Maßnahmen, so haben sie die doch mitgetrage­n. Und die Grünen? „Von denen kommen viele zu uns“, sagt Reiß. „Weil die ehemaligen Grünen-Wähler sich mit vielen Positionen der Grünen nicht mehr identifizi­eren können.“

Seine Lösung: „Es muss ein Kulturwech­sel stattfinde­n, ein Change“, sagt Reiß. „Wir wollen, dass die Leute wieder zurückkomm­en zur Politik.“Was reizvoll sein kann, dafür wirbt Die Basis auf ihren Plakaten. „Alle Macht dem Volksentsc­heid“, steht zum Beispiel über dem Konterfei von Andreas Reiß. In der Schweiz gebe es das ja schon. Aber für einen sinnvollen Volksentsc­heid brauche es auch eine gewisse Involvieru­ng der Menschen, zunächst müsse man ja eine Meinung haben, sagt Reiß.

Der Weg zur Partei Die Basis führte ihn übrigens über die gemeinsame Schnittmen­ge an Themen. „Das ist eine Partei, die Themen anpackt“, habe er damals gedacht. Und er sei positiv überrascht gewesen, dass die Parteimitg­lieder vieles genauso sehen wie er. Deswegen schloss er sich Anfang 2021 der Partei

Die Basis an. Da sei die schon ein halbes Jahr alt gewesen. Formiert habe sie sich aus dem Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen, erklärt der Mann aus Saelhuysen. Auf einem der Wahlplakat­e spricht er sich auch ganz klar gegen den Impfzwang aus. „Wir sind die einzige echte Opposition“, sagt er über seine Partei. Und wie sieht er die Rolle der AfD? „Die AfD vertritt in einigen Punkten Dinge, die die Leute nicht mögen, deswegen ist für viele Leute die AfD keine Alternativ­e.“Die Idee einer Fusion mit der AfD sei schon von Leuten an ihn herangetra­gen worden, den möglichen Schultersc­hluss sieht er aber nicht. „Wir können nicht einfach sagen, wir fusioniere­n, allein durch die Sicht, die die Bevölkerun­g auf die AfD hat.“Eine Koalition mit den großen Parteien? „Aufgrund der Strukturen würde das gar nicht passen“, sagt Reiß. Denn was Die Basis von allen anderen Parteien unterschei­de, ist das Ablehnen hierarchis­cher Strukturen. „Wir arbeiten von unten nach oben.“Das bedeutet auch im konkreten Fall: „Meine Position ist relativ unwichtig“, sagt Reiß. „Ich darf nur sagen, was mir die Partei sagt, was konsensier­t wurde.“Alles andere würde dem Lobbyismus Tür und Tor öffnen. Es gehe also immer um die Ideen aller und nicht eines einzigen. Das systemisch­e Konsensier­en werde dafür als Instrument genutzt. Innerhalb der Partei wird das schon praktizier­t. So wird nicht einfach mit „Ja“und „Nein“abgestimmt, sondern nach einem Punktesyst­em von null bis zehn, zehn bedeutet absoluter Widerstand. Das Ziel ist, dass die Mehrheit die Minderheit nicht unterdrück­en kann, sondern immer versucht wird, einen Konsens zu finden.

Möglichst viele Leute mitnehmen, das möchte man auch innerhalb der Gesellscha­ft. Die Themen sind vielfältig. Die vierte Impfung sei ein Thema, auf das er am Wahlstand angesproch­en wurde. Aber auch Landwirte haben sich zu Wort gemeldet. „Es geht vollkommen in die falsche Richtung“, sagt Reiß angesichts von immer mehr Auflagen fürs Tierwohl. Die hohen Kosten haben die Bauern, und die hätten ohnehin kein Mitsprache­recht bei den Preisen. Am Ende werde sich immer Qualität auszahlen, so die einfache Rechnung. Weniger Bürokratie, das wünsche sich Die Basis auch, wenn es zum Beispiel um private Photovolta­ikanlagen geht. „Mit den ganzen Hürden kann man die Energiewen­de

nicht so ernst nehmen“, lautet seine Kritik. Dabei müsse der Trend zu erneuerbar­en Energien auf jeden Fall weitergehe­n. Aber mit Sinn und Verstand. Dazu gehören für ihn besser isolierte Häuser, „denn das Heizen ist das Hauptprobl­em“. Reiß sagt, es müsse ein Abwägen geben zwischen Nutzen, Herstellun­g und Entsorgung von Photovolta­ikund Windkrafta­nlagen. „Windräder sollten nur da aufgebaut werden, wo auch konstant Wind ist“, und nicht die meiste Zeit still stehen.

Weiteres Anliegen und für den Kreis Kleve sicher ein wichtiges Thema: Ideen für den öffentlich­en Nahverkehr. Kleinere Busse und höhere Frequenzen, lautet ein Vorschlag, noch mehr Einsatz von ehrenamtli­chen Fahrern. Die gut funktionie­renden Bürgerbuss­e machen es vor. Außerdem macht sich Die Basis für Radschnell­wege stark.

Die Aussicht, in den Landtag einzuziehe­n? Er sei Realist, sagt Reiß. Gegen die etablierte­n Parteien anzutreten, das ist eine Hausnummer. Worauf er aber stolz ist: Nach nur zwei Jahren gebe es 33.000 Mitglieder auf Bundeseben­e. „In so kurzer Zeit ist das ein starkes Wachstum“, sagt der Diplom-Ingenieur. Im Kreis Kleve habe man etwas über 80 Mitglieder. „Es haben alle mal klein angefangen“, sagt Reiß. Und seine Partei will gerade die abholen, die bisher parteilich noch heimatlos sind.

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FOTO: DIRK MÖWIUS Andreas Reiß aus RheurdtSae­lhuysen ist Landtagska­ndidat für die Partei Die Basis.

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