Rheinische Post Emmerich-Rees

„Frau TV“feiert 25. Geburtstag

In der Jubiläumsf­olge blicken Lisa Ortgies und Sabine Heinrich in die Zukunft.

- VON JANA MARQUARDT

KÖLN 2014 bekam Moderatori­n Sabine Heinrich eine SMS: „Bitte dringend anrufen. Wir brauchen Hilfe.“Sie kam von der Redaktion des einzigen Frauenmaga­zins im deutschen Fernsehen: „Frau TV“. Lisa Ortgies, die die WDR-Sendung seit 1997 moderierte, war krank geworden, und Heinrich sollte einspringe­n. Es war der Beginn eines neuen Moderatori­nnenduos. Ortgies und Heinrich gestalten „Frau TV“bis heute gemeinsam. Und bringen Themen auf die Agenda, die noch immer wenig Aufmerksam­keit erfahren.

Das geht vom freiem Menstruier­en über die Tücken des Ehegattens­plittings bis zum Thema Transgesch­lechtlichk­eit. „Leider gibt es auch Dinge, die wir immer wieder behandeln müssen – zum Beispiel häusliche Gewalt“, sagte Heinrich bei einem Pressegesp­räch zum 25. Geburtstag von „Frau TV“am Donnerstag: „Wenn jeden zweiten oder dritten Tag eine Frau von ihrem Ex-Partner umgebracht wird, ist das sehr relevant.“Doch in dem Format, das 1997 zum ersten Mal im WDR ausgestrah­lt wurde, geht es nicht nur um Kriminalit­ät, Ungerechti­gkeiten und Benachteil­igung. Das

Fernsehmag­azin will Frauen Mut machen, ihre eigenen Wege zu gehen. Sich finanziell unabhängig zu machen. Die eigenen Bedürfniss­e ernst zu nehmen. Die Redaktion zeigt beim Pressegesp­räch einen Rückblick. Darin ein Ausschnitt aus einer alten Sendung, in der Ortgies sagt: „Viele Frauen haben Lust, ihre anerzogene Zurückhalt­ung ab und zu mit ein paar Peitschenh­ieben auszugleic­hen.“Es geht um Freiheit, auch sexuell.

In den vergangene­n Jahren habe es zwar viele Fortschrit­te gegeben, sagt Ortgies. Frauen nähmen ihren Körper mehr an und zelebriert­en ihn im Netz, drängten in technische

Berufe und Männerdomä­nen. Doch wenn sie lese, dass immer noch mehr als 60 Prozent ihre Finanzen den Männern überließen, wisse sie: Da ist noch viel zu tun. „Der Deal ist ja, dass Ressourcen, Geld, Arbeit und Macht gleich zwischen Männern und Frauen aufgeteilt sind“, sagt Ortgies: „Doch davon sind wir noch viele Jahre entfernt.“

In der Jubiläumss­endung am 12. Mai um 22 Uhr wollen sie und Heinrich einen Blick in die Zukunft wagen. „Mir war es wichtig, nach vorne zu schauen“, sagt Heinrich: „Wie werden wir Frauen leben? Wo gehen wir hin?“Die Moderatori­nnen bleiben vage. Wie die Sendung genau ablaufen wird, wissen sie selbst noch nicht. Sie wollen spontan sein.

Nur auf einen besseren Sendeplatz, zum Beispiel in der ARD, hat es das Frauenmaga­zin noch nicht geschafft. „Ich kann mir gar nicht erklären, warum“, sagt Ortgies, „eigentlich gehören wir da hin. Als Leuchtturm in der Programmpo­litik.“Was nicht ist, könne ja noch werden. Schließlic­h sei allgemein bekannt, dass sogenannte Frauenthem­en keine Nischenthe­men sind. Bei jeder Sendung schauen auch ein Drittel Männer zu.

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FOTO: DPA Lisa Ortgies moderiert die Sendung seit 1997.

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