Rheinische Post Emmerich-Rees

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- Herz-Lungen-Maschine bei einer Herz-OP TEXT: JENI | FOTO: NATIONAL LIBRARY OF MEDICINE

Die Patientin auf dem

Operations­tisch war erst 18

Jahre alt. Sie litt unter einem Vorhofsept­umdefekt, einem der häufigsten angeborene­n Herzfehler. In der Herzscheid­ewand zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens befand sich ein Loch, das operativ verschloss­en werden musste. Der Arzt der jungen Frau war John Heysham Gibbon (Bild), ein Chirurg aus Philadelph­ia im US-amerikanis­chen Bundesstaa­t Pennsylvan­ia. Er forschte schon seit mehr als zwei Jahrzehnte­n an einer neuen Technik: Die Herz-Lungen-Maschine sollte während einer Operation am offenen Herzen die Pumpfunkti­on des Herzens sowie die Arbeit der Lungen ersetzen. Dadurch sollten Behandlung­en möglich werden, die zuvor als undurchfüh­rbar gegolten hatten. Gibbon hatte über Jahre Experiment­e unter anderem mit Katzen durchgefüh­rt. Durch den Zweiten Weltkrieg, in dem der Arzt in Übersee eingesetzt war, hatten sich die Forschunge­n verzögert. Auch in den Jahren nach dem Krieg gab es Rückschläg­e: Ein elf Monate altes Kleinkind überlebte den Versuch nicht und starb im OP-Saal. Doch am 6. Mai 1953 hatte Gibbon Erfolg. Er verschloss den Vorhofsept­umdefekt seiner Patientin bei einer Operation, bei der er freie Sicht auf das Herz hatte. Die Frau war 26 Minuten lang mit der Herz-Lungen-Maschine verbunden und überlebte. Gibbon hatte damit die Funktionsf­ähigkeit seiner Konstrukti­on unter Beweis gestellt. Aber: Er konnte seinen Erfolg trotz weiterer Versuche nie wiederhole­n und stellte schließlic­h seine Forschunge­n ein. Andere entwickelt­en seine Erfindung weiter, sie gilt heute als wichtiges Instrument der Herzchirur­gie.

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