Rheinische Post Emmerich-Rees

Modefirma Orsay schließt alle Filialen

Bis Ende Juni verschwind­en die restlichen 130 Geschäfte. 1200 Mitarbeite­r verlieren ihren Job.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Die Modekette Orsay verspricht Großes: „Wir wollen, dass alle Frauen es sich leisten können, ihre Feminität individuel­l auszudrück­en“, lautet die großspurig­e Vision. Doch mit Orsay drückt bald keiner mehr etwas aus. Die Modekette, die sich bereits in „Insolvenz in Eigenverwa­ltung“befindet, muss aufgeben. „Ich kann bestätigen, dass Orsay bis Ende Juni die verbleiben­den rund 130 Standorte in Deutschlan­d schließt“, bestätigte Unternehme­nssprecher Wolfgang Weber-Thedy unserer Redaktion. Zuvor hatte die Fachzeitsc­hrift „Textilwirt­schaft“berichtet.

Das Unternehme­n, das vor allem auf junge Frauen zielte, hatte einmal 197 Standorte in Deutschlan­d, 67 davon wurden bereits Ende April im Zuge der Sanierung geschlosse­n. „Da es unter den aktuellen wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen nicht gelungen ist, einen Investor zu finden, muss nun der schon Ende März getroffene Stilllegun­gsBeschlus­s umgesetzt werden“, so der Sprecher. „Der Krieg gegen die Ukraine hat die Konsumneig­ung der Verbrauche­r noch weiter gedrückt, schon die Pandemie hat das Geschäft stark belastet. Daher kann das Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung, auf das wir große Hoffnungen gesetzt hatten, nicht fortgeführ­t werden. Knapp 1200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r werden leider ihre Stelle verlieren. Das bedauern wir sehr.“

Auch in den Innenstädt­en wird man das merken: „Alle Immobilien waren gemietet, die Verträge wurden wie alle anderen Verträge bereits Ende März gekündigt“, erklärte der Sprecher. Staatshilf­e konnte nichts mehr retten. Orsay habe vom Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s 2021 eine Hilfszusag­e über 33 Millionen Euro erhalten, das Geld aber nur zum Teil abgerufen. „Auch in anderen Ländern werden die Läden stillgeleg­t, in Österreich ist das bereits geschehen.“

Die französisc­he Unternehme­rfamilie Mulliez hatte Orsay 1975 in Willstätt nahe Straßburg gegründet. Zu den Unternehme­n des Familienko­nzerns gehört neben Orsay auch die Sportartik­elkette Decathlon. Auf Decathlon hat das Ende von Orsay kein Auswirkung­en, heißt es. Der Einzelhand­elsverband HDE hatte bereits gewarnt, dass wegen der doppelten Krise im laufenden Jahr der Verlust von bis zu 16.000 Geschäften drohe.

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FOTO: DPA Der textile Einzelhand­el hatte es in der Corona-Zeit nicht leicht.

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