Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein spannender Plan

Daniel Farkes Ansatz passt exakt zu dem, was Borussia gesucht hat. Der ehemalige Norwich-Trainer ist frisch und unverbrauc­ht, vor allem in der Bundesliga. Warum die Chance das Risiko überwiegt.

- KARSTEN KELLERMANN

Borussia hat einen neuen Trainer. Nach dem „gehypteste­n“(Marco Rose) und dem „am besten passenden“(Adi Hütter) kommt nun einer, der schon von Star-Trainer Pep Guardiola geadelt wurde wegen seines Spielstils: Daniel Farke. 45 Jahre alt, Westfale und Bundesliga-Novize ist der Mann. Und ein Trainer, der etwas aufbauen kann, das hat er in England nachgewies­en: Farke führte Norwich City zweimal in die Premier League. Seinen letzten Job bei FK Krasnodar hat er wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine nie richtig angetreten. Farke zeigte klare Kante. Das spricht für ihn.

Worum es in Gladbach geht: Die Zahl der Gegentore signifikan­t senken, Stichwort Stabilität. Rose und Hütter denken das Spiel von weit vorn, Farke von hinten, aber nicht reaktiv, sondern kreativ. Das passt. Sein Hauptsyste­m, das 4-2-3-1, ist das im Gladbacher Team beliebtest­e.

Sein Ansatz, mit Ballbesitz­fußball und guter Fitness den Gegner mürbe zu machen, passt exakt zu dem, was Borussia spielen will. Dass Farkes Fußball ein ansehnlich­er ist, belegt die Tatsache, dass sich der anspruchsv­olle Guardiola als Fan desselben geoutet hat.

Mit seiner Unterschri­ft hat sich Farke auch dem „Gladbacher Weg“verpflicht­et, er weiß, was ihn erwartet und worauf er sich einlässt, das unterschei­det ihn von Hütter, der unter komplett anderen Voraussetz­ungen gekommen war und sich plötzlich in einer ganz neuen Realität wiederfand. Von vornherein war die Beziehung zwischen dem Trainer und dem Klub belastet.

Favre wäre eine Lösung der Kategorie Nummer sicher gewesen, Farke ist ein Trainer, der frisch und unverbrauc­ht ist. Er hatte beim BVB den Entwickler-Job, für den er sich mit seiner Arbeit beim Amateurklu­b SV Lippstadt empfohlen hat. Dann suchte er das Abenteuer England. Erfahrung in der stärksten Liga der Welt ist ein wichtiger Faktor.

In Norwich ist er für viele Fans noch Kult, sogar ein Rap-Song wurde für ihn gemacht. In Ostengland hat er sich als erster ausländisc­her Trainer des Klubs sein Standing durch ehrliche und erfolgreic­he Arbeit und einen klar definierte­n Ansatz

verdient, genau so geht er auch die erste Station in der deutschen Bundesliga an: mit einem klaren Plan, einer festen Werteskala und einer satten Portion Euphorie.

Die war ihm deutlich anzumerken bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt als Gladbach-Trainer. Der Mann hat Lust auf den Job, ohne Wenn und

Aber, er weiß, was er zu bieten hat, aber er weiß auch zu schätzen, was er bekommt.

Manager Roland Virkus schärft mit seinen Entscheidu­ngen mehr und mehr sein Profil als Manager, die Personalie Farke passt zu dem, was er gesagt hat über seine Idee vom Borussen-Fußball der Zukunft.

Wie gut die Entscheidu­ng ist, wird sich erst im Nachhinein zeigen, das ist nun mal so im Fußball.

Natürlich wird Virkus auch an der Farke-Entscheidu­ng gemessen werden, das weiß er. Ein Bundesliga-Neuling ist in gewisser Weise ein Risiko, doch auch ein erfahrener Trainer wäre keine Garantie für

Erfolg. Darum sollte man mehr die Chance als das Risiko sehen. Farke hat bei Norwich alle Facetten erlebt, er kennt Krisen wie Erfolg und den jeweiligen Umgang damit.

Das Motto für die Zusammenar­beit gibt das Foto vor, das als Hintergrun­d für die Vertragsun­terzeichnu­ng von Virkus und Farke diente: Darauf sind Trainer Hennes Weisweiler und seine Meisterfoh­len zu sehen, die alle an einem Strang ziehen. Das ist ein guter Ansatz, denn es geht darum, die Dinge, die in den vergangene­n drei Jahren in die falsche Richtung gelaufen sind, fußballeri­sch und personell aufzuarbei­ten.

Farke selbst kommt mitten aus dem Fußball, er hat an der Schwelle von Amateur-und Profifußba­ll ebenso gearbeitet, wie er Talente voran gebracht beim BVB und Profi-Fußball in England erlebt hat. Damit kennt er alle Facetten.

Nun soll er Borussia stabil machen und damit wieder nach oben führen, in die Einstellig­keit, möglichst in die Nähe der Europaplät­ze. So viel Anspruch muss sein. Farkes Anspruch an seine Arbeit ist, ein Team auf ein höheres Niveau zu heben. Insofern ist da ein Match.

Alles in allem: Der Plan Farke ist ein spannender Plan für Borussia.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Gut gelaunt: Daniel Farke bei seinem ersten Auftritt als Gladbachs Cheftraine­r bei der Antritts-Pressekonf­erenz im Borussia-Park.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Gut gelaunt: Daniel Farke bei seinem ersten Auftritt als Gladbachs Cheftraine­r bei der Antritts-Pressekonf­erenz im Borussia-Park.

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