Rheinische Post Emmerich-Rees

Punkrock-Party mit Pannen

Das Ärzte-Konzert in Köln brachte die Fans zum Jubeln – trotz langer Schlangen.

- VON HEIKO SCHMITZ

KÖLN Himmelblau“heißt der erste Song, den die Berliner Punkrocker „Die Ärzte“spielen – und der Titel ist Programm an diesem Abend: Eine laue Sommernach­t, ein ausverkauf­tes Stadion, ein Familientr­effen mit vielen auch ganz jungen Fans im Schlepptau ihrer Eltern: Alles ist angerichte­t für eine große Party, die zweieinhal­b Stunden dauert und für viele Besucher des Innenraums mit Verzögerun­g beginnt: Sie werden durch ein Nadelöhr gezwängt, ehe sie den Beginn des Konzerts erleben, lange Schlangen gibt es überall.

Schlagzeug­er Bela B. ist eindeutig der Showmaster, setzt den Ton für die kommenden zweieinhal­b Stunden: „Es ist unsere Freude, endlich wieder auf einem fucking Konzert zu sein“, ruft er unter dem Jubel des Publikums, das kaum bunter und unterschie­dlicher sein könnte. Deftig geht es bei den Ärzten immer zu – textlich und musikalisc­h. Wenn Bela B; Farin Urlaub und Rodrigo Gonzales Tempo aufnehmen, gegen die „braune Pest“ansingen und selbstiron­isch über die Bühne kaspern, sind sie in ihrem Element – und auch an diesem Abend richtig gut.

Zwischendu­rch allerdings stottert der Ärzte-Motor. Sie fangen Songs an und brechen ab – „hat U2 schon mal einen Song abgebroche­n und neu angefangen?“, fragt Urlaub kokett – und animieren das Publikum eher hölzern zu La-Ola-Wellen mit dem Text „Was für ein Schwachsin­n“, den die voll besetzten Tribünen und die Zuhörer im Innenraum nacheinand­er rufen. So richtig zünden will die Animation nicht, auch die Moderation gelingt nicht wirklich – was nicht zuletzt am dröhnenden Sound im Stadion liegt, der die Dialoge und Liedtexte für große Teile des Publikums im Dunkeln lässt und unter dem auch die Songs leiden – vor allem die vielen neuen Lieder, etwa vom aktuellen Album „Dunkel“.

Zumal diese Songs selbst für Ärzte-Fans noch weithin unbekannt sind und mehrmals eher höflichen Applaus hervorrufe­n – es sind Stücke wie „Noise“, der zweite Titel an diesem Abend, in dem Die Ärzte „Es wird Zeit für etwas Neues“ankündigen. Der Titelsong „Dunkel“kommt erst im zweiten Zugabenblo­ck, in dem die Band auch ihre Evergreens präsentier­t. „Eigentlich seid Ihr hier wegen der alten Lieder, oder?“, fragt Farin Urlaub rhetorisch. Sicher, die großen Hits der Band liegen schon etwas länger zurück, aber das ist bei vier Jahrzehnte­n Bandgeschi­chte kein Makel, zumal „Lasse redn“, „Schrei nach Liebe“, „Junge“und „Zu spät“nichts von ihrer Kraft eingebüßt haben. Abrocken, mitsingen – die Fans erleben so doch noch ein Happy End.

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FOTO: HEIKO SCHMITZ Die Band um den Sänger Farin Urlaub spielte viele Songs vom neuen Album „Dunkel“.

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