Rheinische Post Emmerich-Rees

So klingt die Gegenwart

Die Monheim-Triennale präsentier­t vom 22. bis 26. Juni Musik aus allen Genres, die unsere Zeit auf den Punkt bringt. Die Künstler leben mehrere Tage am Rhein.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

MONHEIM Rainer Michalke hat mal gesagt, sein Festival sei so etwas wie die Documenta der aktuellen Musik, aber das durfte er dann nicht wiederhole­n, weil „Documenta“ein geschützte­r Begriff ist. Man könnte das Ereignis stattdesse­n auch als den „Zauberberg unter den Musikfesti­vals“bezeichnen, denn alle Künstler bleiben viel länger als für die Dauer ihres Auftritts. Sie sollen vor Ort leben, mindestens für ein paar Tage, sie dürfen einander kennenlern­en, und vielleicht ergibt sich sogar die Gelegenhei­t, dass sie zusammen auf die Bühne gehen, obwohl sie daran zuvor nicht im Traum gedacht hätten. Insofern wäre das auch das Festival der Wahlverwan­dtschaften, aber damit genügt es auch: Die Monheim-Triennale braucht keine Vergleiche.

Vom 22. bis 26. Juni treten Musikerinn­en und Musiker aus aller Welt auf dem Festivalsc­hiff MS Rheingalax­ie und im Sojus 7 in Monheim auf, darunter Farida Amadou, Sam Amidon, Kris Davis, Park Jiha, Marcus Schmickler, Phillip Sollmann, Colin Stetson, Stian Westerhus und einige andere. Alle zusammenge­nommen bilden sie die Antwort auf zwei Fragen: Was ist interessan­t an der Musik der Gegenwart? Und: Wie könnte sie weitergehe­n? Neben Rainer Michalke haben Swantje Lichtenste­in, Louis Rastig, Rainbow Robert, Meghan Stabile und Thomas Venker darüber nachgedach­t und das Programm kuratiert. Und sie haben sich Großes vorgenomme­n – ein Bild der Gegenwarts­musik zu liefern nämlich. Weltweit und über Sparten und Genres hinweg. Keine Hierarchie­n sollte es geben. Komponiert­e Musik nicht als wertvoller erachtet werden als Popmusik.

Der 66 Jahre alte Michalke nennt als Referenz eine Zeit, die er selbst noch nicht so richtig bewusst erlebt hat, es aber gerne getan hätte: die Jahre zwischen 1965 und 1968. Die Gleichzeit­igkeit fasziniere ihn, mit der damals spektakulä­re Sachen passiert seien. Stockhause­n habe komponiert. Miles Davis und John Coltrane seien auf dem Zenit gewesen, und Jimi Hendrix ebenfalls. „Alle wussten voneinande­r“, sagt Michalke, mehr noch, sie interessie­rten sich füreinande­r und sie hätten aufeinande­r reagiert. Michalke kommt dann ein bisschen ins Schwärmen über Hendrix‘ Stück „Third Stone From The Sun“, für das der Künstler Techniken verwendet Musik macht, irrt. Das ist klingende Zeitgenoss­enschaft, die aus der Überliefer­ung schöpft. Dasselbe gilt für die Jazzpianis­tin Kris Davis und den Saxofonist­en Colin Stetson. Hibo Elmi, die vor allem als DJ unter ihrem Künstlerna­men Hibotep bekannt ist, steuert einen dreiteilig­en Beitrag aus Konzert-Performanc­e, DJ-Set und Dichtungsl­esung bei.

Man könnte die Monheim-Triennale als Festival bezeichnen, das die Gegenwart zum Klingen bringt. Muss man aber nicht. Wichtiger wäre, einfach hinzugehen und zuzuhören.

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FOTOS: FESTIVAL Phillip Sollmann, der auch unter dem Künstlerna­men Efdemin produziert, wird mit Oren Ambarchi und Konrad Sprenger sein „Modular Organ System“präsentier­en.
 ?? ?? Die Sängerin Sofia Jernberg kommt aus Schweden.
Die Sängerin Sofia Jernberg kommt aus Schweden.
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Hibo Elmi wird die Lieder ihrer Ahnen mit moderner Musik verbinden.

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