Das Gold vom Niederrhein
Frühkartoffeln sind vom Niederrhein nicht wegzudenken. Sie sind zart und schmecken als Salzkartoffeln zu Spargel oder als Schmörkes aus der Pfanne. Gleichzeitig gibt es das eine oder andere zu beachten. Aber was macht Frühkartoffeln besonders?
KLEVERLAND Ob als Salzkartoffeln oder als Schmörkes aus der Pfanne – Frühkartoffeln gehören zum Niederrhein. Aktuell haben sie Saison. Aber was unterscheidet sie von anderen Kartoffeln? Wie werden sie zubereitet? Und können Frühkartoffeln aus dem Ausland mit denen vom Niederrhein mithalten? Wir haben bei Bauernmarkt Lindchen-Chef Bernd Hesseling nachfragt, der die Frühkartoffel „Annabelle“anbaut.
Was sind Frühkartoffeln und wie unterschieden sie sich von anderen Kartoffeln
Kartoffeln unterscheiden sich nach ihrem Erntezeitpunkt. So werden Frühkartoffeln, wie der Name bereits vermuten lässt, schon jetzt im Frühjahr geerntet und nicht wie andere Kartoffeln im Herbst. Durch die frühe Ernte werden Frühkartoffeln unreif geerntet. Sie sind zarter und die Schale ähnelt eher einer dünnen Haut, die sich durch leichtes Reiben schnell ablöst. Wenn man die Frühkartoffeln nicht im Frühjahr erntet und bis zum Herbst im Boden lässt, reifen sie und bekommen auch eine feste Schale.
Ab wann gibt es Frühkartoffeln „Ab dem 1. Mai gibt es die ersten Frühkartoffeln“, sagt Bernd Hesseling. Die Pflanzkartoffeln werden ab Dezember zum Vorkeimen in Treibhäuser gebracht. Dort werden sie beleuchtet, weil Licht Keime anlockt. Im Februar oder Anfang März werden sie dann eingepflanzt. „Das ging auch schon im Januar, wenn es besonders warm war“, erzählt der Lindchen-Chef. Die Felder werden mit eine Doppelfolie und einem Fließ bedeckt. Dadurch potenziert jeder Sonnenstrahl ein mehrfaches an Wärmeenergie. Droht Frost, können die Felder auch beregnet werden. Dadurch entstehet ein Eispanzer, der isoliert.
Wenn es Mitte April wärmer wird, kann die Folie runter. Dann blühen die Pflanzen und im Mai können die ersten Frühkartoffeln geerntet werden. Frühkartoffeln werden gern auf sandigen Böden angepflanzt, weil diese sich schneller erwärmen. Auch eignet sich der Anbau am Niederrhein besonders, weil die Winter recht mild sind. „Bis August spricht man offiziell von Frühkartoffeln“, sagt Hesseling.
Gibt es verschiedene Frühkartoffel-Sorten
„Holländische Erstlinge waren früher die Sorte Nummer eins“, sagt Bernd Hesseling. Dann kam die Sorte „Gloria“auf, diese wurde aber im Laufe des Frühjahres mehlig. „Erst sind die Kartoffeln festkochend, durch die Sonne und die Fotosynthese entsteht mehr Stärke und dann werden die Kartoffeln mehlig“, sagt der Landwirt. Jetzt baut Bernd Hesseling die Sorte „Annabelle“an. „Annabelle ist die Universalprinzessin. Sie hat eine lange ovale Form, leuchtend goldgelbes Fleisch und im Gegensatz zu anderen wird sie nicht mehlig“, sagt Hesseling. Sie habe auch der Pfälzer Grumbeere den Rang abgelaufen, so der Landwirt.
Im Supermarkt finden sich auch Frühkartoffeln aus Nordafrika. Wie unterscheiden sie sich Frühkartoffeln aus Nordafrika werden zwar auch im Frühjahr geerntet, sie unterscheiden sich jedoch deutlich von Frühkartoffeln vom Niederrhein. Aufgrund der Wetterbedingungen reifen die Kartoffeln in Nordafrika schon früher, die Schale ist fest und sie ähneln eher deutschen Spätkartoffeln. „Frühkartoffeln aus dem Ausland haben eine Schale, das geht auch gar nicht anders, sonst würden sie schnell braun werden und könnten nicht so lang gelagert werden“, sagt Bernd Hesseling und ergänzt: „Frühkartoffel aus dem Ausland? Das brauchen wir doch gar nicht.“
Übrigens: Trügerisch sind auch die kleinen, gewaschenen Kartoffeln, die in Supermärkten angeboten werden. Da Frühkartoffeln schneller braune Stellen bekommen, wenn sie gewaschen werden, handelt es sich hier auch nicht um Frühkartoffeln.
Frühkartoffeln können also nicht so lang gelagert werden
Während alte Kartoffeln monatelang aufbewahrt werden können. Sind Frühkartoffeln nicht lagerfähig, weil ihre Schale, die die Kartoffel schützt, noch nicht fest genug ist. „Wenn die Frühkartoffeln kühl gelagert werden, sind sie eine Woche lang haltbar“, erklärt Hesseling.
Nach dem Einkauf sollten Frühkartoffeln schnell zubereitet werden, aber wie
Vor dem Kochen müssen Frühkartoffeln gut abgewaschen werden, weil sie sehr sandig und dreckig sind. Dabei löst sich die zarte Schale meist von selbst. Danach können weitere Schalenreste mit einer Bürste abgeschrappt werden. Auch Augen und grüne Stellen sollten weggeschnitten werden. Anschließend werden die Frühkartoffeln in Salzwasser gekocht. Reste der dünnen Schale, die beim Waschen und Schrappen nicht entfernt wurde, können einfach mitgegessen werden.
Zu welchen Gerichten eignen sich Frühkartoffeln
Schon allein durch ihre Erntezeit passen Frühkartoffeln als Salzkartoffeln, mit zerlassener Butter und frischer Petersilie, gut zu Spargelgerichten. „Die Frühkartoffel ist so gut, da lässt man das Fleisch auf dem Teller“, schwärmt Hesseling. „Als Salzkartoffeln oder Schmörkes aus der Pfanne sind sie ein Highlight. Das ist das Gold vom Niederrhein. Aber die Leute müssen es nicht schürfen, sondern nur zum Bauern fahren und sie holen.“
Da Frühkartoffeln jedoch einen hohen Wasseranteil haben, eignen sie sich nicht so gut für Salate. „Frühkartoffeln ziehen die Mayonnaise nicht so gut“, erklärt Hesseling. Der Wassergehalt in der Kartoffel sinkt jedoch mit steigender Reife. Auch Gerichte, für die es mehligkochende Kartoffeln bedarf, lassen sich Frühkartoffeln nicht so gut verarbeiten.