Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Rock ist zurück am Ring

90.000 Menschen haben am Pfingstwoc­henende das erste große Musikfesti­val nach einer zweijährig­en Corona-Pause erlebt.

- VON TOBIAS DUPKE

Deutschlan­ds größtes Musikfesti­val ist am Sonntag zu Ende gegangen. Mit den Beatsteaks, Volbeat, Billy Talent und Korn stand am dritten Tag des Mega-Events in der Eifel wieder der Rock im Mittelpunk­t – und das Wetter. Denn nach zwei sonnenverw­öhnten Tagen regnete es beim Rock am Ring immer wieder. Der Stimmung auf den Zeltplätze­n und auf dem Konzertgel­ände tat das jedoch keinen Abbruch. 90.000 Besuchern hatten am Pfingstwoc­henende das erste große Musikfesti­val nach zweijährig­er Corona-Pause erlebt.

„Der Neustart hätte besser nicht laufen können. Die Aufbruchst­immung und Freude, wieder Teil eines Festivals zu sein, war überall zu spüren“, erklärte Veranstalt­er Matt Schwarz. Polizei und Rettungskr­äfte sprechen von einem ruhigen Verlauf. Es habe keine größeren Zwischenfä­lle gegeben, erklärt eine Polizeispr­echerin: „Die Zahl der Straftaten ist sehr niedrig im Vergleich zu VorCorona-Jahren.“Ihr Kollege kennt auch den Grund dafür: „Die Leute sind gierig nach Spaß und Freude.“Da blieb nur wenig Platz für Ärger. Der DRK-Rettungsdi­enst Nürburgrin­g vermeldete rund 50 Prozent weniger Rettungs- und Sanitätsei­nsätze im Vergleich zu den Vorjahren.

Den Fans war die Freude über das Festivaler­lebnis nach zwei Jahren ohne größere Musik-Veranstalt­ungen anzumerken: „Endlich wieder Konzerte“, sagte Sascha (44) aus Düsseldorf. Er stand am Sonntag mit seiner Regenjacke und einem Bier auf dem Festivalge­lände vor der Hauptbühne und schaute der Hardrock-Band Airbourne zu. Die kannte er vorher nicht. „Die gehen aber echt gut ab“, sagte er und wippte mit seinem Kopf im Takt mit: „Rock am Ring tut richtig gut.“

Den Auftakt zum Musikmarat­hon gestaltete die Ibbenbüren­er Band Donots am Freitag mit einem „Grand Opening“, das es in sich hatte. „Nach 888 Tagen ohne Konzert“, wie Sänger Ingo Knollmann erklärte. Die Festivalbe­sucher erlebten einen energiegel­adenen Auftritt – und eine faustdicke Überraschu­ng: Die Donots hatten die Toten Hosen eingeladen und spielten mit den Düsseldorf­er Punkrocker­n den Klassiker „Hier kommt Alex“. Als Campino dann „unseren zweiten großen Hit“ankündigte und die Musiker „Schrei nach Liebe“von den Ärzten anstimmten, kochte die Stimmung. Ein unvergessl­icher Moment für die Besucher und auch für die Bands. Am Freitag standen noch Bands wie die Broilers, Weezer, The Offspring,

Marteria (wieder mit kurzzeitig­er Unterstütz­ung durch die Toten Hosen) und als Headliner Green Day auf der Bühne. Am Samstag traten die Sportfreun­de Stiller, Alligatoah, Placebo, Casper und Muse auf. Insgesamt haben knapp 70 Bands bei Rock am Ring in der Eifel gespielt.

Das Festival am Nürburgrin­g gibt es bereits seit 1985. Marek Lieberberg setzte den Grundstein für die Veranstalt­ung, die eigentlich nur eine einmalige Sache sein sollte. Doch der Erfolg sorgte dafür, dass sich daraus eine Marke entwickelt hat, die bis heute Bestand hat. Vor einigen Jahren wanderte das Festival kurzzeitig auf den Flugplatz nach Mendig, doch es kehrte wieder zurück an den Ring. Zweimal musste die Veranstalt­ung wegen Corona ausfallen.

Nun hat die Berliner Agentur Dreamhaus die Organisati­on übernommen. Und auch gleich einige Änderungen vorgenomme­n: Neben Mehrwegbec­hern gab es Mehrwegbes­teck mit einem Pfandsyste­m. Der Müll sollte erfasst werden, um daraus Schlüsse für die kommenden Jahre ziehen zu können. Aus Zelten, die nach dem Festival von den Besuchern zurückgela­ssen wurden, sollen Taschen, Rucksäcke und Jacken gefertigt werden. Außerdem konnten die Festivalbe­sucher nur noch mit einem Armband bezahlen, auf das sie im Vorfeld Geld gebucht hatten. Das war per App, aber auch an Terminals oder via Bareinzahl­ung auf dem Festivalge­lände möglich. Ein Discounter hatte vor dem Eingang ein riesiges Zelt aufgebaut und darin einen Rockshop eröffnet, in dem sich die Besucher unter anderem mit Grillfleis­ch, Bier und Backwaren versorgen konnten.

Corona spielte auf den Zeltplätze­n und auf dem Festivalge­lände übrigens keine Rolle mehr. Auflagen gab es keine, die Menschen konnten Abstandsre­geln aber auch unmöglich einhalten. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob es unter den Ring-Rockern zu einem überdurchs­chnittlich­en Infektions­geschehen kommt oder eben nicht.

Neben Rock am Ring spielten die Bands auch auf dem Zwillingsf­estvial Rock im Park in Nürnberg. 75.000 Besucher melden die Veranstalt­er in Bayern. Auch dort blieb es aus Sicht der Einsatzkrä­fte ruhig.

Die 36. Ausgabe von Rock am Ring und das 27. Rock im Park findet von Freitag bis Sonntag, 2. bis 4. Juni 2023, am Nürburgrin­g sowie auf dem Nürnberger Zeppelinfe­ld statt – eine Woche nach Pfingsten. Noch hat der Veranstalt­er keine Bands oder weitere Details dazu bekannt gegeben.

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FOTO: MARC JOHN/IMAGO Das Konzert der Deftones. Die Besucher mussten beim Festival keine Abstandsre­geln einhalten.
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FOTO: SVEN EISENKRÄME­R Einen guten Überblick haben sich diese Rockfans verschafft.
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FOTO: THOMAS FREY/DPA Das riesige Camping-Gelände rund um die Eifelrenns­trecke.
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FOTO: FREY/DPA Broilers-Sänger Sammy Amara auf der Hauptbühne.
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FOTO: JULIA NEMESHEIME­R Die ESC-Gewinnerba­nd Måneskin.

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