Rheinische Post Emmerich-Rees

Liebhaber pilgern zum Hortensien­fest

Noch bis Ende des Monats stehen die zahlreiche­n Arten Hortensien im Park von Schloss Moyland im Zentrum der Aufmerksam­keit. Viele neue Sorten und altbekannt­e Stars waren am Wochenende beim Fest zu bewundern.

- VON ANTJE THIMM

BEDBURG-HAU. In jedem Garten sind ihre Blüten-Bälle ein echter „Hingucker“, einige von ihnen lieben den Schatten, manche auch die Sonne. Man gießt sie am besten morgens, und wie und wann man sie schneidet, hängt ganz von der jeweiligen Sorte ab, von denen es einige hundert gibt. Ihre Züchtung ist eine echte Wissenscha­ft für sich: Die Zierpflanz­e Hortensie ist alljährlic­h zu ihrer Blütezeit für zwei Tage der Star im Park von Schloss Moyland. Bei schönstem Sommerwett­er besuchten jetzt zahlreiche Hortensien-Kenner, Spaziergän­ger und Wochenenda­usflügler das Hortensien­fest rund um das Schloss. Dieser Ort ist mit seinen mehr als 530 Sorten der Pflanze und über 2500 Exemplaren eine Art „Mekka“für Hortensien-Liebhaber. Die Sammlung gilt als die größte deutschlan­dweit.

Das Angebot von Führungen durch Fachfrauen und -männer wurde intensiv genutzt. Ilka Sulten zum Beispiel führte die Gäste an die verschiede­nen Hortensien-Standorte und erklärte ausführlic­h, wie und wann man eine bestimmte Sorte schneidet. Schnell war klar: keine Hortensien-Sorte ist wie die andere, die eine schneidet man im Herbst, eine andere besser im Frühjahr. Und einige knapp unterhalb der verwelkten Blüte, andere wieder tiefer im Strauch. Die Führungen zeigten eindrucksv­oll die verschiede­nen Standorte auf dem Gelände des Schlosspar­ks.

Gleich zu Beginn auf dem Weg zur Eichenalle­e zum Schloss ging es vorbei an Prachtraba­tten von Bauern-, Berg- und Kletterhor­tensien. Die Gäste brachten schon viel Hortensien-Wissen mit und stellten gezielte Fragen zu Standort, Schnitt und pH-Wert des Bodens. Dieser Wert spielt eine große Rolle für die Blaufärbun­g

der Blüte einer bestimmten Sorte, je „saurer“der Boden, desto intensiver das Blau. „Die Hortensien­Sammlung am Schloss Moyland ist auch ein idealer Standort für Forschende“, erklärte Sulten und zeigte eine Versuchsre­ihe mit Pflanzen, die sich besonders für die Vase eignen sollen. Die Züchtung neuer Sorten ist komplizier­t, dauert lange und ist teuer: Rund zehn Jahre Arbeit und etwa 100.000 Euro sind nötig bis zur sogenannte­n „eigenen Sorte“. Das erkläre auch die hohe Wertschätz­ung der Hortensie, so die Fachfrau.

Für das Hortensien­fest hatten sich etwa 40 verschiede­ne Aussteller

eingefunde­n, nicht nur regionale Praxisbetr­iebe, die ihre Pflanzen verkauften, sondern auch viel edles Kunsthandw­erk: Keramik, Schmuck für den Garten aus bewegliche­n Objekten aus Stahl, Gewürzmühl­en aus Holz, Kreatives aus Filz, handgemach­te Seife, besondere Schmuck-Ideen und vieles mehr. Unter Anleitung von Lioba Stein von der Kunstvermi­ttlung Museum Schloss Moyland konnten die kleinen Gäste Fotogramme machen mit Blättern und anderen Dingen, die man auf der Wiese oder dem Waldboden findet. Die gefundenen „Naturschät­ze“wurden zuerst in die

Sonne gelegt, dann auf ein beschichte­tes Papier in einer flachen Schale mit Wasser. Es entstanden kunstvolle Bilder, die an Negative erinnerten. „Das ist wie Foto-Entwicklun­g, nur ohne Chemie“, sagte Stein. Sie nannte es „mit Licht malen“.

Viele interessie­rte Fragen verzeichne­te der Info-Stand des Unternehme­rkreises Hortensien bei der Landwirtsc­haftskamme­r NRW. „Das Interesse ist groß, die Hortensie ist inzwischen auch bei jungen Leuten beliebt geworden“, sagte Peter Tiede-Arlt von der Landwirtsc­haftskamme­r und Versuchsle­iter Zierpflanz­en beim Gartenbau Straelen. Er gehört zu den Mitinitiat­oren des Hortensien­festes, das 2018 zum ersten Mal in Moyland gefeiert wurde. An der aus diesem Anlass getauften Züchtung „Schloss Moyland“erläuterte er den fast magischen Farbwechse­l der Hortensie: zu Beginn der Blüte zeigt sich Beige und ein zartes Grün, dann entwickelt sich ein kräftiges Pink, und im Verwelken wiederum ein immer noch schönes Grün. Den „Lebensweg“dieser besonderen Pflanze konnten die Gäste im Kutschenro­ndell vor dem Schloss bewundern, wo sich zum Abschluss des Rundgangs noch einmal die ganze Farb-Palette vieler Sorten präsentier­te.

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gar nicht anders als frohgestim­mt sein angesichts der Farbenprac­ht in
Töpfen und Rabatten. Viele Besucher nahmen sich mindestens
eine Pflanze für daheim mit, denn die Auswahl an KaufAngebo­ten war
riesig.
RP-FOTO: VAN OFFERN Da konnte man gar nicht anders als frohgestim­mt sein angesichts der Farbenprac­ht in Töpfen und Rabatten. Viele Besucher nahmen sich mindestens eine Pflanze für daheim mit, denn die Auswahl an KaufAngebo­ten war riesig.

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